Inhalt
Am Leuchtturm, wo Tim mit seinem Vater, dem Leuchtturmwärter, ein sehr einsames Leben führt, zelten eines Tages Pioniere. Schnell freundet sich Tim mit ihnen an und wird eingeladen, zusammen mit ihnen in Sundevit die Ferien zu verbringen. Zuvor hat er noch einiges zu tun. Dabei kommt er in zeitliche Bedrängnis, weil er nicht ablehnen kann, wenn Menschen Hilfe brauchen. So verpasst er die Abreise der Kinder und muss sich allein auf den Weg nach Sundevit machen. Es wird eine Reise mit Hindernissen und sogar Gefahren. Schließlich gerät er durch Unaufmerksamkeit auf ein Manövergelände und wird von dort zur Polizei gebracht. Nun sind es andere Menschen, die ihm aus der Patsche helfen.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Die Eltern sind wenig begeistert, Tims liebevoll besorgte Mutter gibt den Altersunterschied zu bedenken, aber der Vater schließlich erlaubts. Doch bevor es losgeht, soll der Sohn eben noch schnell mit dem Rad in den Ort fahren, zu Heinrich Bradenkuhl in die Traktorenwerkstatt, um ihm seine Brille zu bringen, die er am Abend zuvor hier im Turm hat liegen lassen. Dort bittet ihn Bradenkuhl, auf dem Rückweg zum Turm schnell noch bei der LPG Morgenrot vorbeizufahren und einen Schlauch mitzunehmen, der dringend für eine Erntemaschine benötigt wird. Doch das Genossenschaftsbüro ist verrammelt, der Vorsitzende Kröger ist wie alle anderen beim Ernteeinsatz und sein verzogener Sohn Kalli bastelt an seinem Moped herum.
Schließlich bittet ihn eine alte Frau, ihrem Enkel Herbertchen, der auf dem Feld mit dem Mähdrescher arbeitet, seinen Tee zu bringen. Aber Tim („Man muss immer helfen, wenn man kann“) ist ein netter Kerl. Der dem, wie sich herausstellt, ganz ausgewachsenen Kerl von Herbert nicht nur den Tee bringt, sondern auch noch den tatsächlich umgehend benötigten Schlauch von der LPG holt. Doch dann übersieht er auf seiner rasenden Heimfahrt ein Schlagloch und landet im Straßengraben. Zum Glück kommt Theo Brom vorbei und kann das kaputte Rad mit seinem Pferdefuhrwerk mitnehmen. Leider geht es nur im Schneckentempo vorwärts – und die Jungen Pioniere sind längst weg.
Dreißig Kilometer sind es bis zur Fähre - zu Fuß kaum zu schaffen. Aber Tim versuchts, immer am Strand entlang und möglichst durch ein militärisches Sperrgebiet hindurch. Aber dort wird gerade die Rote Flagge gehisst und im Rahmen einer Übung scharf geschossen. So kann sich Tim glücklich schätzen, von den Soldaten aufgegriffen und auf die Polizeiwache gebracht worden zu sein. Oberwachtmeister Schröder und der Abschnittsbevollmächtigte zeigen viel Verständnis, sodass Tim sich noch einmal am Anleger und auf dem Rummelplatz umsehen darf.
Wo er im Spiegelkabinett tatsächlich Kalli entdeckt, der ihn auf dem Motorrad mit nach Hause zu nehmen verspricht. Doch Tim muss Stunde um Stunde enttäuscht zusehen, wie dem verwöhnten Funktionärskind das Mädchen, das er immer wieder zum Tanzen auffordert, wichtiger ist als seine Zusage. Am anderen Morgen gibt’s dann aber doch ein glückliches Zusammentreffen mit Hermann...
Für Heiner Carow bedeutete „Die Reise nach Sundevit“ eine Wende in seiner Defa-Karriere. Sieben Jahre nach seinem hanebüchenen Propagandastreifen „Das Leben beginnt“, der 1959 vor dem Hintergrund der massenhaften Abwanderung von Ärzten und anderen Freiberuflern zu den Fleischtöpfen des Westens entstand und dem Regisseur eine lange Schaffenskrise bescherte, kam dieser vielschichtige Kinderfilm einer Befreiung gleich.
Der im Grunde gleich mehrere Geschichten erzählt, die ein sehr differenziertes Bild vom Alltag der DDR fünf Jahre nach dem Bau der Mauer vermitteln: Der Hauptstrang erzählt von den mannigfachen Schwierigkeiten, in jungen Jahren ein guter Mensch zu sein. Und davon, dass das stete Bemühen, sich gemäß der Pionierehre zu verhalten, am Ende doch belohnt wird. Die paar Ungereimtheiten etwa im Verhalten des Polizisten, der Tim zuerst ein Nachtquartier bei sich daheim anbietet und den Zehnjährigen (!) dann doch unbeaufsichtigt auf den Rummelplatz ziehen lässt, fallen auf, aber nicht sonderlich ins Gewicht.
Tim wird in seiner Selbstlosigkeit nicht eben bestärkt. Kalli, der Sohn des LPG-Vorsitzenden, denkt gar nicht daran, der Genossenschaft beim Ernteeinsatz zu helfen. Und abends in der Gaststätte am Fähranleger müht sich der noch recht verklemmte Heranwachsende sichtlich ab mit der gar nicht abgeneigten Angela, nach der er sich förmlich verzehrt. Am Ende einer langen Nacht kriegt der unzuverlässige Kalli freilich doch noch die Kurve und kümmert sich um den kleinen Tim.
Der Besserwisser Theo Brom kann ebenfalls nicht als leuchtendes Vorbild dienen. Der hat, warum auch immer, zumindest mit seinem beruflichen Leben abgeschlossen, hält sich aus allem heraus und rät Tim, das gleiche zu tun, sich auf niemanden zu verlassen und nur an sich selbst zu denken. Vom sicherlich noch kinderlos-ledigen NVA-Soldaten, der, nachdem Tim im Sperrgebiet aufgegriffen worden ist, gleich schwerste Geschütze („Fahnenflucht“) auffährt, ganz zu schweigen.
1967 gab es gleich drei staatliche Auszeichnungen für „hervorragende Leistungen der sozialistisch-realistischen Film- und Fernsehkunst der DDR“: Heinrich-Greif-Preise der I. Klasse gingen an die Dramaturgin Gudrun Deubener, den Kameramann Jürgen Brauer und den Regisseur Heiner Carow.
Pitt Herrmann