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Als das Dorf der Geschwister Kyona und Adriel angegriffen wird, beschließt ihre Familie zu fliehen. Bei einer Kontrolle im Zug werden die beiden Kinder von ihren Eltern getrennt und müssen alleine weiterfahren. Auf der Suche nach etwas Sicherheit und einem neuen Zuhause reisen sie durch einen Kontinent voller Gefahren und lassen ihre Kindheit hinter sich.
Die Bilder der Künstlerin Florence Miailhe wurden auf Glas handgemalt und anschließend animiert.
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Sie haben die rettende Grenze noch nicht erreicht, als die Geschwister bei einer Kontrolle von ihren Eltern getrennt werden. Kyona und Adriel müssen den ihr unbekannten Weg allein fortsetzen und landen in einer Straßenkinder-Siedlung. Deren Anführer Iskender hilft ihnen weiter, dennoch geraten sie in die Hände von Menschenhändlern, werden getrennt, können sich aus dem Goldenen Käfig reicher „Eltern“ befreien, finden wieder zusammen, landen bei einer „alten Hexe“ im Wald und werden schließlich von einem Wanderzirkus aufgenommen. Ob sie jemals ihre Eltern wiedersehen werden?
Florence Miailhe hat 2006 während eines Aufenthalts in der Abtei von Fontevraud begonnen, eine Coming-of-Age-Geschichte vor dem Hintergrund von Krieg, Flucht und Migration zu entwickeln. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit der Romanautorin Mary Desplechin und erhielt bereits 2010 den Drehbuchpreis auf dem Festival Premier Plans in Angers. Es basiert zum einen auf der Biographie der Großeltern Florence Miailhes, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Heimat Odessa verließen, um antisemitischen Progromen zu entkommen. Und zum anderen auf den Skizzenbüchern ihrer Mutter aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Mireille Miailhe war damals wie Kyona kaum aus dem Teenageralter heraus, als sie und ihr Bruder vor den Deutschen ins noch unbesetzte Südfrankreich flüchteten und sie das Erlebte zeichnerisch dokumentierte.
Die Regisseurin und vielfach international ausgezeichnete Animationskünstlerin hat sich darüber hinaus von Fotografien zum Thema Migration, Lager und Plünderungen inspirieren lassen aus dem Archiv der Agentur Magnum, für die ihr Mann Patrick Zachmann als Fotograf tätig ist. So entstand mit „Die Odyssee“ bereits Anfang 2020 der weltweit erste abendfüllende Animationsfilm in der Technik der Ölmalerei auf Glas, der nach der Deutschen Erstaufführung am 28. Oktober 2021 auf der DOK Leipzig den „Gedanken-Aufschluss Award“ jugendlicher Strafgefangener erhielt.
Nach anfänglichen Skizzen malte Florence Miailhe den kompletten Film auf eine Kassenzettelrolle, definierte dann Szene für Szene und gab die Ausarbeitung an die beteiligten Animatorinnen weiter. In intensiver Kleinarbeit führten Künstlerinnen in Frankreich, Deutschland und Tschechien die einzelnen Szenen aus und malten Filmbild für Filmbild auf einem dreistöckigen Glastisch. Rund 120.000 Einzelbilder entstanden so nach Miailhes Vorlagen bei einem Arbeitsaufwand pro Aufnahme von durchschnittlich 20 Minuten.
Das Ergebnis ist ein berauschend farbenfroher Film, der immer wieder auf Märchenmotive zurückgreift, um die Universalität und Zeitlosigkeit der Handlung zu unterstreichen. Der Soundtrack von Philipp E. Kümpel wurde übrigens vom Filmorchester des Studio Babelsberg eingespielt.
Pitt Herrmann