Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Fritz Bauer
- Joachim Hell
- Hans Globke
- Efraim Ilani
- Staatsanwalt Streuber
- Ministerpräsident Georg-August Zinn
- Adenauer
- Ludwig Erhard
- Kunze
- Dr. Krüger
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Ausstattung
Kostüme
Schnitt
Musik
Darsteller
- Fritz Bauer
- Joachim Hell
- Hans Globke
- Efraim Ilani
- Staatsanwalt Streuber
- Ministerpräsident Georg-August Zinn
- Adenauer
- Ludwig Erhard
- Kunze
- Dr. Krüger
- Adolf Eichmann
- Bauers Chauffeur
Produktionsfirma
in Co-Produktion mit
Produzent
Redaktion
Dreharbeiten
- 11.04.2015 - 23.05.2015: Großraum München, Baden-Baden, Karlsruhe, Spanien
Länge:
89 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:
Uraufführung (DE): 19.01.2016, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis
Titel
- Originaltitel (DE) Die Akte General
- Weiterer Titel (ENG) The General Case
Fassungen
Original
Länge:
89 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:
Uraufführung (DE): 19.01.2016, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis
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Den würde Fritz Bauer gern in seinem Arbeitsbereich führen. Doch in der jungen Bundesrepublik, die Ende der 1950er Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt er einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer. Bauer, als jüdischer Jurist selbst mit viel Glück dem Konzentrationslager ins rettende Skandinavien entkommen, ist der festen Überzeugung, dass nur durch rücksichtslose Aufklärung die junge Demokratie gefestigt werden könne.
Dabei ist Fritz Bauer selbst längst ins Visier von Polizei und Staatsschutz geraten. Mit dem sein Stellvertreter Dr. Krüger nicht nur aus selbstlosen Motiven kooperiert: Ein jüdischer Emigrant, dem auch noch homosexuelle Neigungen nachgesagt werden, ein Straftatbestand in der Adenauer-Ära, ist allen „aufrechten Deutschen“ ein Dorn im Auge. Und wenn er dann auch noch mit dem Ost-Berliner Staatsanwalt Steuber kooperiert, um belastendes Material nach Art der DDR-Propagandaschrift „Braunbuch“ gegen hohe Beamte zu sammeln bis hin zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt Hans Maria Globke, der rechten Hand von Bundeskanzler Konrad Adenauer, läuten die Alarmglocken bis nach Bonn.
Nur der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn hält nicht nur in seiner Wiesbadener Staatskanzlei, sondern auch in einer Fernsehdiskussion schützend seine Hand über den eigenwilligen, „erschreckend aufbrausenden“ und so auch angreifbaren SPD-Parteigenossen, selbst als dieser freimütig bekennt, nicht nur Adolf Eichmann den Prozess machen zu wollen, sondern auch Hans Maria Globke, der entscheidend an der Massenvernichtung der Juden mitgewirkt haben soll. An einen deutschen Auslieferungsantrag für den Schlächter von Auschwitz ist nicht zu denken, zumal der deutsche Botschafter in Argentinien selbst ein alter Nazi ist. Mit Hilfe des jungen, mutigen und politisch nicht vorbelasteten Staatsanwaltes Dr. Joachim Hell, den er aus Limburg nach Frankfurt geholt hat, und des ebenso jungen wie mutigen Thomas Harlan (Lasse Myhr), dem Sohn des Nazifilmers Veit Harlan, gelingt es Fritz Bauer, den Israelis Dokumente zuzuspielen, die keinen Zweifel daran lassen, wo Adolf Eichmann untergetaucht ist.
1960. Argentinien, der gleiche Ort, die gleiche Haltestelle. Als Eichmann aussteigt, wird er von Mossad-Agenten gekidnappt und in Jerusalem vor Gericht gestellt. Globke überbringt die frisch aus dem Ticker gekommene Nachricht Adenauer: „Haben se das Aas endlich. Schreiben se dem Freund Ben Gurion ein Glückwunschtelegramm.“ Globke verhehlt gegenüber seinem Chef nicht, dass im Verlauf des Verfahren Namen genannt werden könnten, unter denen auch sein eigener.
Doch Adenauer nimmt Globkes Rücktrittsangebot nicht an, obwohl das die Wahlchancen der Union schmälern könnte: „Bevor Brandt Kanzler wird, nehme ich lieber den Erhard.“ Und damit den deutschen Wirtschaftskapitän, den Adenauer kurz zuvor noch als „Ein Mann für gar nix“ geschmäht hatte. „Der Querkopp aus Frankfurt“, so der Kanzler über Fitz Bauer, werde das Rad schon nicht überdrehen. Globke ändert seine Strategie, bindet über Mittelsmänner den durchaus ehrgeizigen Hell ein, der von Bauer mit seinem „Fall“ beauftragt worden ist.
1961. Konrad Adenauer spricht zum Eichmann-Prozess im Fernsehen. Die Ermittlungen der Frankfurter Oberstaatsanwaltschaft gegen Globke haben durch ihn neue Nahrung bekommen, was Ludwig Erhard sichtlich nervös macht. Doch der Politik gelingt ein entscheidender Coup: die von alten Nazis durchsetzte Bonner Staatsanwaltschaft wird mit dem Globke-Verfahren betraut mit der Begründung, Bauer könne sich nun ganz auf die Auschwitz-Prozessserie konzentrieren. Für Hell, der andernfalls mehr als nur in Loyalitätskonflikte gestürzt worden wäre, eine gute Nachricht. Als seine nachrichtendienstlichen Kontakte auffliegen, wird er versetzt.
1962. Adolf Eichmann wird hingerichtet, was Fritz Bauer aus rechtsstaatlichen Gründen verurteilt. Seine Arbeitsgruppe bereitet eine große Anzahl von Auschwitz-Prozessen vor. Nachdem Ludwig Erhard die Bundestagswahl gewonnen hat, wird Fritz Bauers Machtbefugnis beschnitten: Sein Stellvertreter Dr. Krüger entscheidet künftig in allen Personalfragen allein...
Im Vergleich zum parallel entstandenen Kinofilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“, ebenfalls eine öffentlich-rechtliche Koproduktion, sodass die Behauptung, die Teams der beiden Regisseure Lars Kraume (Kino) und Stephan Wagner (TV) hätten nichts voneinander gewusst, kaum glaubhaft erscheint, ist „Die Akte General“, am 24. Februar 2016 in der ARD erstausgestrahlt, die bei weitem politischere Version derselben Geschichte. Sie holt weiter aus, bringt die Bonner Politik mit ins Spiel und verfügt mit dem neunzigjährigen Dieter Schaad über einen verblüffend authentischen Adenauer-Darsteller.
Wagner setzt auch das Privatleben Bauers betreffend andere Akzente. Statt wie Kraume gleich mehrfach auf die unterschwellige Homosexualität Bauers einzugehen, trifft dieser sich bei Wagner in Israel während des Eichmann-Prozesses mit seiner Frau Margarethe (Andrea Vagn Jensen), die er im dänischen Exil geheiratet hat. Die beiden leben getrennt und haben ein sehr freundschaftliches, auf gegenseitiges Verständnis beruhendes Verhältnis zueinander. Das ist natürlich weit unspektakulärer als die hier sehr viel spekulativere Kinoversion.
Die beiden Titeldarsteller Burghart Klaußner und Ulrich Noethen einem direkten Vergleich auszusetzen, vielleicht gar noch ins Verhältnis zu setzen mit dem Wiener Burgtheater-Star Gert Voss, der in Giulio Ricciarellis Kinofilm „Im Labyrinth des Schweigens“ den hessischen Generalstaatsanwalt verkörpert hatte in seiner letzten Rolle vor seinem Tod, halte ich für nicht zielführend. Alle drei machen ihre Sache in ihrem jeweiligen Umfeld ganz ausgezeichnet, der eine vielleicht etwas persönlicher und bedächtiger, in Kraumes Melodram „menschelnder“, der andere etwas zupackender, gleichzeitig distanzierter und weltoffener und, ja, auch intellektueller. Dennoch bleibt auch, obwohl bei Ricciarelli nur eine Nebenfigur, Gert Voss eindrucksvoll im Gedächtnis – als starke, unbeugsame Persönlichkeit.
Pitt Herrmann