Der Kreuzworträtselfall

DDR 1987/1988 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Berlin-Marzahn. Kinder verabreden sich nach Schulschluss für die Nachmittagsvorstellung „Ronja Räubertochter“ im Kino Sojus. Darunter auch der siebenjährige Marko Herzog (René Mittag), der aber am Helene-Weigel-Platz vor verschlossener Tür steht, weil er zu spät gekommen ist: Marko hat zusammen mit seiner älteren Schwester Ivon (Anja Rost) zu lange im Optikergeschäft warten müssen. Enttäuscht läuft er in ein kleines Waldstück am Rande des weitläufigen Neubaugebietes der Hauptstadt.

Wo er auf den 19-jährigen Stefan Winkelmeyer trifft, der nach einem frustrierenden Kurzbesuch bei seinen Eltern (Annelene Hischer und Rudolf Ulrich) in Birkenthal gerade mit der S-Bahn eingetroffen ist. Er sucht Kompensation für seinen Ärger im Betrieb und mit seiner Freundin Katrin Schröder (Anette Gleichmann). Abends sieht man, wie Stefan einen schweren Koffer zum Bahnhof schleppt und den Zug nach Liebenwerda nimmt.

Als Marko nicht zum Abendessen erscheint und Ivon vergeblich in der Plattenbau-Hochhaussiedlung nach ihrem Bruder fragt, gehen die Eltern Simone und Siegfried Herzog (Günter Junghans) zur Volkspolizei, wo Leutnant Thomas Grawe die Vermisstenanzeige aufnimmt. Als der Junge nicht auftaucht, setzen Grawe und Hauptmann Günter Beck eine akribische Such- und Ermittlungstätigkeit der Abschnitts-Bevollmächtigten in Gang. Befragt werden einschlägig Vorbestrafte, Mitschüler, Nachbarn und die Kollegen des Vaters in der Kfz-Werkstatt, durchsucht werden Wohnungen und Keller im unmittelbaren Umfeld der Herzogs.

Erst als die zentimeterdicke Schneeschicht schmilzt, entdeckt ein Streckenläufer die gefrorene Leiche des Kindes in einem Koffer an den Bahngleisen. Die Obduktion ergibt Mord nach Missbrauch, sodass Staatsanwalt Ebert und Major Jäger eine vielköpfige Ermittlergruppe aufstellen, der sich auch, zwei Wochen vor seiner Pension, Eberhard Aust freiwillig anschließt: Alte Zeitungen mit ausgefüllten Kreuzworträtseln in besagtem Koffer sind der einzige Strohhalm im riesigen Heuhaufen, um den brutalen Triebtäter zu finden.

In Marzahn werden Schriftproben der Anwohner eingeholt, Kaderakten der Betriebe eingesehen und tonnenweise Altpapier durchstöbert. Da sich kein Erfolg abzeichnet, liegen bald die Nerven blank – auch bei den Angehörigen wie Frau Grawe (Marina Erdmann) und Frau Aust (Ingrid Rentsch). Erst ein Preisausschreiben in der Zeitung, an dem 12.354 Berliner Kreuzworträtsel-Freunde teilnehmen, bringt Eberhard Aust auf die richtige Spur. Die nach Heiligenborn an die Ostsee führt, wo Katrin Schröders Mutter Gudrun (Waltraut Kramm) während der Saison im FDGB-Heim kellnert, weshalb ihre Berliner Wohnung in dieser Zeit verwaist ist…

Grundlage des Szenariums war ein authentischer, später vom Juristen und Humboldt-Uni-Dozenten Hans Girod in seinem im Verlag „Das Neue Berlin“ erschienenen Band „Der Kreuzworträtselmord und andere Kriminalfälle der DDR“ beschriebener Aufklärungserfolg: Im Januar 1981 verschwand der siebenjährige Lars Bense in Halle-Neustadt auf dem Weg zu einer Nachmittagsvorstellung im Kino. Da ein Verbrechen nicht ausgeschlossen werden konnte, startete die Volkspolizei eine in der Geschichte der DDR einmalige Suchaktion, nachdem die Leiche des Jungen zwei Wochen später vom 19-jährigen Streckenläufer Uwe Theuerkorn in einem Koffer an der Eisenbahnstrecke zwischen Leipzig und Halle gefunden wurde.

Nach neun Monaten und der Auswertung von 551.198 Schriftproben konnte der geständige Täter ermittelt werden. Im Februar 2013 geriet dieser Fall noch einmal in die Schlagzeilen, nachdem der verurteilte Mörder des Jungen, Matthias S., gestorben war. Beinahe zeitgleich publizierte dessen damalige Freundin Kerstin Apel im Erfurter Sutton Verlag einen Roman mit spektakulären Insiderinformationen, aus denen man durchaus ihre Verstrickung in den Sexualmord herauslesen könnte. Ein Ermittlungsverfahren wurde jedoch bald wieder eingestellt.

Gedreht vom 15. Dezember 1987 bis Februar 1988 in Berlin und in Kühlungsborn an der Ostsee offenbart die laut Vorspann-Texteinblendung den Mitarbeitern der Bezirksbehörde Halle/Saale gewidmete „Polizeiruf 110“ Folge, dass auch die sachlich-chronologische Dokumentation akribischer forensischer und polizeilicher Recherchearbeit genug Stoff für einen spannenden TV-Krimi hergibt.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenarium

Dramaturgie

Kamera

Kostüme

Schnitt

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
2362 m, 86 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 06.11.1988, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Der Kreuzworträtselfall

Fassungen

Original

Länge:
2362 m, 86 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 06.11.1988, DDR-TV