Der Gärtner

Martin Held machte sich rar, wenn es um Fernseh-Serien ging. Er war als Schauspieler an den Bühnen in Berlin und München gefragt und filmte gelegentlich. Auf TV-Serien war er nicht angewiesen. Diese Unabhängigkeit gab ihm die Möglichkeit, die Rollen sehr genau anzusehen. Sein Typ: der ältere Herr, der Grandseigneur, der hinter seiner Maske bleibt. Hier ist er aufgrund eines intelligenten Drehbuchs (Volker Vogeler) und einer subtilen Regie (Theodor Grädler) einfach eine Idealbesetzung. Wenn sich der Kommissar (Siegfried Lowitz) und Martius (Held) gegenübersitzen, dann wird die Konversation zu einem Ping-pong-Spiel kühl-kluger Argumente. Der Gärtner ist ermordet. In dem großen Haus, in dem Martius ohne Familie lebt, gibt es eine vielzählige Dienerschaft. Kommissar Köster ahnt, dass irgendetwas alle diese Menschen verbindet - über das Herr/Diener Verhältnis hinaus. Welche Rolle spielt dabei der noble Martius? Der Mann ist distinguiert, belesen, ein ehemaliger Magnat, anständig, „herzensgut“ und sehr auf Abstand bedacht - wie hält er es mit seinen Angestellten? „Meine Haltung hat nichts mit Verachtung zu tun oder mit oben und unten, es ist eine natürliche Grenze, die sich in dem Wort ,Herr‘ ausdrückt. Sie machte es ihnen und mir möglich, miteinander umzugehen“. Martin Held spricht diese Texte, als würde kein Blatt Papier zwischen den Schauspieler und seine Rolle passen. Er anverwandelt sich diesen Martius. Seinem Mienenspiel ist es anzusehen, dass er versucht, das dunkle Geheimnis, das er mit sich trägt, nicht an die Oberfläche kommen zu lassen. Held lässt es ahnen. Dabei behandelt er Köster respektvoll und keineswegs von oben herab, aber der Kriminaler kommt nicht einmal auf Armeslänge an ihn heran. Große Schauspielkunst! Köster kreist um diesen Martius, ohne ihn berühren zu können. Brigitte Mira, als ehemalige Haushälterin, hin und her gerissen zwischen Wut und Verzweiflung, legt in wenigen Gesten ein ganzes Schicksal dar. Ein Fest der Schauspieler!