Der Einzelgänger

DDR 1978-1980 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Zum Heulen ist das“: dem Ausbilder in der Schmiede platzt beim Anblick des Werkstücks des Lehrlings Frank Gobel der Kragen. Er schmeißt den 19-Jährigen, der bei seiner Mutter und ihrem Freund Hugo Warschinsky lebt, achtkantig ‘raus. Was zur Folge hat, dass Frank am gleichen Tag auch vom Judotraining ausgeschlossen wird wegen eines fehlenden Arbeitsnachweises. Der ihm durchaus zugetane Trainer schickt ihm den Appell hinterher: „Du musst Ordnung in dein Leben bringen.“

An der Bushaltestelle schiebt Frank einen Mann mit Brille, der ein kleines Kind am Arm hält, rüde weg, um selbst einen Blick auf den Fahrplan-Aushang zu werfen. Wie der Unfallarzt Dr. Richter später feststellt, muss es ein Karateschlag gewesen sein, der den Lehrausbilder Leonhard Schmidt krankenhausreif am Kopf verletzt hat. Frank entkommt über eine Brücke, die das ihn im Dacia verfolgende Ehepaar nicht befahren kann.

Die Zeugenaussagen, die Hauptmann Peter Fuchs und Leutnant Woltersdorf aufnehmen, sind höchst widersprüchlich. Fritz Bornmüller, den Klempner und seine junge Gattin Betty kennt Woltersdorf auch privat, vermutet, dass der mindestens 1,85 m große Täter Anfang 20 ist. Andere wie das Ehepaar Kunze schildern ihn als Zwei-Meter-Mann. Ein diesen Angaben entsprechendes Phantombild bringt die Ermittler nicht weiter.

Ordnung ins eigene Leben bringen, das ist für Frank leichter gesagt als getan. Denn zu allem Unglück macht auch Freundin Manuela mit ihm Schluss, sodass er sich nicht nur von seinem „Stiefvater“ als „Gammler“ beschimpfen lassen muss, sondern auch auf einer Fete unter Kumpeln mit Rolli (Axel Gärtner) und dessen Freundin Solveig (Uta Töbermann) zum Außenseiter wird, nachdem Manuela über ihn „ausgepackt“ hat. Dabei gibt es durchaus empathische Leute, die nur sein Bestes wollen. Wie der Tiefbau-Brigadier, der Frank vorschlägt, ihn eine gewisse Zeit bei sich aufzunehmen, damit er pünktlich zur Arbeit kommt. Oder der Pflege-Lehrling Dieter Krüger, der sich für ihn in der Klinik einsetzen will. Auch seine Brüder Maik und Joachim, zu Mutters Geburtstag gekommen, sind ihm wohlgesonnen.

Die Polizei sucht immer noch nach einem Motiv für die unerklärliche Tat. Leonhard Schmidts Gattin, Ingenieurin im gleichen Betrieb wie der Ausbilder von Elektronik-Facharbeitern, dessen Lehrlinge ihn sogleich mit Blumen in der Klinik besuchen, sieht keinen Anhaltspunkt, warum man ihren friedfertigen, stets hilfsbereiten und allseits beliebten Mann niederschlagen sollte, noch dazu in aller Öffentlichkeit und mit seiner Tochter Marion an der Hand. Erst als Frank ein zweites Mal so unvermittelt wie brutal zuschlägt, kommen die Ermittlungen ins Rollen: Nach einer feucht-fröhlichen Feier mit Kollegen hat es Außenmonteur Hans getroffen, als er sich eine Zigarette anzünden wollte.

Denn nun besinnt sich das Zeugen-Paar aus dem roten Dacia, Marianne und Klaus, endlich zur Polizei zu gehen. Im neuen Phantombild nach ihrer viel genaueren Beschreibung erkennt der Judotrainer sogleich seinen Schützling Frank Gobel – und der lässt sich widerstandslos festnehmen. Ein am Tatort gefundener Knopf gehört zu seiner Lederjacke, aber Frank ist von Anfang an nicht nur geständig, sondern zeigt aufrichtige Reue. Was ihm freilich weder die U-Haft noch das spätere Gerichtsverfahren erspart…

„Der Einzelgänger“ ist die erste „Polizeiruf 110“-Folge des 1935 in Berlin geborenen Drehbuchautors und Regisseurs Helmut Nitzschke. Der Babelsberger Hochschul-Absolvent, der mit Defa-Produktionen wie „Wind von vorn“ (1962), „Das schlaue Füchslein“ (1965), „Nebelnacht“ (1968), „Leichensache Zernik“ (1972) und „Das Licht auf dem Galgen“ (1976) reüssierte, drehte anschließend mit „Harmloser Anfang“ (1981) nur noch eine weitere Folge der populären Adlershofer Krimireihe.

Da der Ende 1978 in Potsdam gedrehte Film über einen Heranwachsenden, den eine Verkettung besonderer Umstände und durchaus auch selbstverschuldeter Enttäuschungen in einen Zustand latenter Wut versetzt, die zweimal in unerklärliche eruptive Gewaltausbrüche mündet, nur eine Länge von 48 Minuten hat, liegt der – unbewiesene – Verdacht einer Kürzung vor der obligatorischen Zensurabnahme nahe. „Der Einzelgänger“ trägt auch aus ideologischer Sicht fragmentarische Züge: In vergleichbaren Fällen ist das Kollektiv, ist die Brigade gefragt, um Außenseiter wieder auf die richtige Spur zu setzen.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Licht

Bau-Ausführung

Requisite

Kostüme

Schnitt

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
48 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 18.05.1980, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Der Einzelgänger
  • Arbeitstitel (DD) Wunschvorstellung

Fassungen

Original

Länge:
48 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 18.05.1980, DDR-TV