Inhalt
Der arme Soldat Christoffel weiß nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst nicht, wie es weiter gehen soll. Da begegnet ihm der Teufel und macht ihm das Angebot, er solle sich sieben Jahre nicht waschen, weder Nägel noch Haare schneiden und in keinem Bett schlafen. Dafür soll er für alle Zeit soviel Geld haben wie er möchte. Christoffel muss die bittere Erfahrung machen, in diesem ungepflegten Zustand von den Menschen gemieden zu werden. Im Gefängnis kann er zumindest einem Goldschmied, der wegen seiner Schulden eingesperrt ist, einen Dienst erweisen. Die Tochter des Goldschmieds will ihn aus purer Dankbarkeit heiraten. Aber Christoffel verschwindet, bis die sieben Jahre um sind. Dann werden die beiden ein Paar.
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„Auf mich wartet keiner, hol‘ mich der Teufel“ kommt dem Verlassenen über die Lippen – und schon umkreist ihn eine Schar Raben und unter Blitz und Donner erscheint der Teufel höchstpersönlich im feschen grünen Jägerrock, um ihm einen Pakt anzubieten: Wenn er sich sieben Jahre lang weder wäscht noch kämmt oder sich die Haare schneiden lässt, und statt in einem Bett auf dem Fell eines selbst erlegten Bären nächtigt, kann er seiner Rocktasche unbegrenzt Goldmünzen entnehmen. Mit einem Blutstropfen besiegelt Christoffel den Teufelspakt, beglückt auf dem Markt nicht nur den Schlächter und den Bäcker, sondern auch zahlreiche Kinder, die er mit den gekauften Waren beschenkt. Den Rest trägt ihm Gustav, den er als Diener anheuert, ins nächste Wirtshaus, wo er alle Gäste freihält - zur Freude des Wirts. Gustav überredet Christoffel, sich ein Haus zu kaufen – in das er sogleich den ganzen Ort an eine üppige Tafel lädt. „Kein Geld, keine Liebe“ bekundet die Magd des Wirts, die mit Gustav vergeblich in die Taschen des jungen Reichen nach Gold gegriffen hat. Und ihn dann aus dem Bett wirft und mit den anderen das Haus plündert: Das lässt Christoffel die erste Nacht auf dem Bärenfell schlafen – Glück im Unglück. Anderntags verschenkt er das verwüstete Haus und verlässt die Stadt.
Auf einer ländlichen Lustbarkeit holt er sich von Lisa eine Abfuhr, obwohl er auch hier nur so mit Goldmünzen um sich wirft: er sei erstens „kein Hiesiger“ und zweitens „zu unsauber“. Die Kinder nennen ihn bereits „Zotteltier“ – und beim Anblick seines Spiegelbildes im Brunnen kann er ihrem Urteil nur beipflichten. So muss er wieder in einer Wirtschaft Nachtquartier nehmen, wo ihn die Wirtin in der Dachkammer unterbringt und von der Magd verpflegen lässt, damit ihre Gäste nicht vor seinem Anblick erschrecken. Der Teufel gesellt sich hinzu und versucht, Christoffel zum Bruch des Paktes zu verleiten: „Abgeschiedenheit verdirbt auf die Dauer.“ Ein Graf hat Wind von dem Sonderling bekommen und lässt ihn auf sein Schloss bringen, um ihn gemeinsam mit der Baronin beim Kartenspiel auszunehmen. Dass Geld nicht stinkt, können sie freilich nicht bestätigen – und kriegen den Hals auch nach Wochen nicht voll genug. Osmund, der Bediente des Grafen, hat mitbekommen, dass sich Christoffels Rocktasche niemals leert. Er macht sich daher in der Nacht an dem Kleidungsstück zu schaffen – vergeblich. Auch der Graf („Mit Geld erobert man die Welt“) greift ins Leere und wird inflagranti erwischt. Aus Rache soll Christoffel in den Badezuber gezwungen werden, kann sich aber aus dem Goldenen Käfig befreien.
Nachdem er vergeblich an viele Türen geklopft hat, sucht er freiwillig Ruhe hinter Gefängnismauern – gegen ein stattliches Bestechungssümmchen. Als der so erbarmungslose wie geldgierige Vogt den Goldschmied Hans Niklaus hinter Gittern bringt, weil er ihm angeblich 2000 Taler schuldet, bringt Christoffel den Betrag auf und wird zum Dank in dessen Haus aufgenommen. Zum Entsetzen der Familie und der Dienerschaft – mit einer Ausnahme: Tochter Katarina. „Christoffel hat gute Augen, er kann so schlimm nicht sein“: Katarina ist die erste, die es gut meint mit dem Zotteltier, dass noch drei Jahre durchhalten muss. Aber nicht im Hause Niklaus, weshalb Christoffel sich – mit Mutters Ring als Versprechen für die Zukunft – von dem Mädchen verabschiedet und vor der Zivilisation in die Einsamkeit der Natur flieht. Ihr zarter Kuss lässt ihn die restliche Zeit wie im Fluge vergehen – und schließlich muss der Teufel sein Versprechen einlösen, Christoffel wieder in ein menschliches Aussehen zu verwandeln. Und das nach tollen Animationen (Erich Günther, Heiko Ebert, Tony Loeser, Frank Wittstock und Wolfgang Chavallier), in denen sich etwa Bäume in Autowaschstraßen-Bürsten verwandeln, im Feintuning sogar eigenhändig. Klar, dass am Ende zur Märchenprinzen-Hochzeit mit Katarina alle Glocken läuten…
Der wahre Reichtum liegt nicht im Gold: Christoffel trotzt dem Teufel, der immer wieder als Verführer auftaucht und dabei bisweilen auch die Gestalt wechselt, weil er Liebe erfahren hat trotz seiner hässlichen Gestalt. „Der Teufel Grünrock“ lautete der Titel in den ersten vier Auflagen der Grimmschen Kinder- und Hausmärchensammlung, vielfach adaptiert - sogar für die Oper. Nach dem Szenarium von Eva Görsch hat Walter Beck mit „Der Bärenhäuter“, uraufgeführt am 19. Januar 1986 im Berliner Colosseum und fünf Tage später in den Bezirksfilmdirektionen angelaufen, einen Studio-Film in Theater-Kulissen gedreht, um sich mit bewusster Künstlichkeit vom Realismus vieler Defa-Adaptionen abzugrenzen. 1988 folgte sein „Froschkönig“, 1990 „Esels Schatten“ – die Zeit der Defa-Märchen ging ihrem Ende zu analog zum Ende der DDR. Bemerkenswert, dass die TV-Erstausstrahlung am 21. Dezember 1986 auf West 3 in der Bundesrepublik erfolgte, während das Fernsehen der DDR den 82-Minüter erst in der Wendezeit am 29. Dezember 1989 ins Programm nahm.
Pitt Herrmann