Inhalt
Verfilmung des Märchens vom "Rumpelstilzchen". Nachdem der Müller Kunz behauptet hat, dass seine Tochter Marie Stroh zu Gold spinnen kann, wird das Mädchen als Gefangene ins Schloss gebracht – hier soll sie ihre Fähigkeit unter Beweis stellen und die leere Staatskasse füllen. Marie ist völlig verzweifelt. Da erscheint ihr ein kleines Männchen und bietet ihr seine Hilfe an: Es will alles Stroh zu Gold spinnen, wenn Marie ihm als Gegenleistung ihr erstes Kind schenkt. In ihrer Not willigt Marie ein. Ein Jahr später, Marie ist inzwischen die Gemahlin des Königs geworden und erwartet ihr erstes Kind, taucht das Männchen wieder auf und erinnert die junge Königin an ihr Versprechen. In gespielter Großmütigkeit gewährt das Männchen ihr eine Chance: Wenn es Marie gelingen sollte, den wahren Namen des kleinen Männchens zu erraten, darf sie ihr Kind behalten ...
Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Da erscheint der verzweifelten Müllerstochter plötzlich ein Männchen (spilleriger Wicht mit langem weißem Bart: Siegfried Seibt), dass das ganze Stroh zu Gold spinnt. Die Hilfe hat freilich ihren Preis: Das vereinsamte, da allein lebende Männchen verlangt, dass Marie ihm ihr Erstgeborenes überlässt. Um Gesellschaft zu haben in der versteckten Hütte tief im Wald – und eine Aufgabe. Nach einem Jahr, Marie ist in einer eher bescheidenen Hofzeremonie die Frau des inzwischen wohlhabenden Königs geworden, kommt das erste Kind zur Welt. Das Männlein will nun seine Belohnung.
Die erschrockene Marie fleht es an, ihr das Kind zu lassen. Das Männchen zeigt auf den ersten Blick Großmut, indem es zum Verzicht bereit ist. Auf den zweiten Blick aber kann von einer guten Tat nicht mehr gesprochen werden: Erst wenn Marie den Namen des Zauber-Männleins errät, kann es ihr Kind behalten. Marie offenbart sich ihrem Gatten – und ihrem Vater, der inzwischen mit im königlichen Schloss wohnt und sich einen ordentlichen Wanst angefressen hat: „Jeden Tag werde ich dicker, fauler und vornehmer.“ Ersterer, ganz Menschenfreund, setzt sich selbst sogleich aufs Pferd und seinen Hofstaat in Bewegung, um im Land auszuschwärmen und seltene Namen aufzuschnappen. Und Letzterer, nicht nur äußerlich die reine Witzfigur, vergisst seine hypochondrischen Anwandlungen, um selbst in den Dörfern bei seinen Bauern nachzuforschen.
„Wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“: Mit Hilfe des klugen Müllerburschen Hans (rothaariger Ich-Erzähler: Reinhard Michalke), der sich schon immer der hübschen Müllerstochter verbunden gefühlt hat, gelingt die Aufgabe – und nach 74 Minuten gibt’s das vorhersehbare Ende. Der überglückliche Kindsvater räumt unter den Speichelleckern seines Hofstaates auf, entlässt den Schatzmeister und befördert den Burschen Hans zum persönlichen Berater. Und das Zauber-Männlein? Ist mit dem Ausgang nicht unzufrieden, handelt es sich doch in diesem Defa-Film um ein höchst antikapitalistisches Wesen, das dem Ruf nach Gold die Herzensbildung – besonders des Müllers – entgegensetzt. Der von Erwin Anders in Farbe gedrehten Grimmschen Märchenadaption liegt eine Bühnenbearbeitung von Günter Kaltofen für das Hans-Otto-Theater Potsdam zugrunde.
Pitt Herrmann