Das Wunder von Wustermark

Deutschland 1997/1998 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
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„Kauf ich oder kauf ich nicht“ fragt sich der Streckengeher Richard Lansky bei seiner Arbeit auf den Gleisen unweit des stillgelegten Bahnhofs Wustermark. Es sind immerhin 30.000 D-Mark, die er in „Kleinaktien“ für den geplanten Großflughafen investieren will, der auf dem ausgedehnten Weideland der brandenburgischen Provinz entstehen soll. „In sechs Jahren starten von hier Flugzeuge in alle Welt: Tokio, Paris, Wustermark“ verspricht Herbert Krolikowski – und Lanskys frischgebackene Gattin Maria ist völlig begeistert: „Ich kanns gar nicht glauben“. Die Wirtin der Bahnhofskneipe hat dennoch ihr Erspartes zusammengekratzt und ist damit nicht allein: der ganze Ort besteht aus Aktionären.

„Wird ja auch Zeit, dass hier mal was losgeht“: Auch Polizeihauptmeister Horst Krause hat 5000 Mark locker gemacht und muss nun mit ansehen, dass die Potsdamer Kriminalhauptkommissarin Tanja Voigt den erfolgreichen Akquisiteur verhaftet: 400.000 Mark hat er mit leeren Versprechungen eingesammelt, der Internationale Flughafen Berlin-Wustermark war nie geplant. Da ist der zu spät gekommene Lansky noch ‘mal mit einem blauen Auge davongekommen.

Krolikowski wird im Jahr darauf wegen Betruges zu sechs Jahren Haft verurteilt, sein früherer Arbeiter, der Melker Werner Sommer, der ebenfalls kräftig die Werbetrommel für die Schrottpapiere gerührt hatte, kommt mit anderthalb Jahren auf Bewährung davon: unwissentliche Beihilfe. Doch wo ist das Geld geblieben? Krolikowski schweigt beharrlich, weshalb ihm Lansky im Namen aller Geschädigten einen Brief ins Gefängnis schreibt, den Horst Krause persönlich beim Schließer Walter (Peter Mohrdiek) an der Pforte abgibt: „Ich kenn‘ da noch einen von früher, von ganz früher.“

Was er nicht weiß: Sommer hat sich im Beiwagen des Motorrads als blinder Passagier in die Justizvollzugsanstalt eingeschmuggelt und nutzt einen Gefangenentransport, um in den Zellentrakt zu gelangen. Er will seinen ehemaligen Chef befreien, um an das Geld zu kommen – nicht für sich, sondern für die Dorfgemeinschaft, bei der er sich rehabilitieren möchte. Mit Hilfe der „Müller-Methode“ eines ehemaligen Anästhesisten (Dieter Montag) kommen beide frei und landen in Wustermark, wo Jobst Dettmann gerade seinen „Video Palace“ eröffnet – mit dem Stargast Dolly Buster.

Im ganzen Tohuwabohu wird Maria aus ihrer Kneipe entführt und im Stall des Schafzüchters Günter Hecht versteckt: Der hat beim Aktiendeal 12.000 Mark verloren und unterstützt deshalb Krolikowski, der Lansky mit seiner gefangenen Gattin erpresst. Zusammen mit Dettmann und Sommer soll er die Kohle aus seinem früheren Büro holen, das in der Türfüllung zum Chefzimmer steckt. Um den Wachmann der Berliner ECE-Zentrale (Martin Seifert) zu überlisten, muss sich das Trio einiges einfallen lassen, da die Räumlichkeiten inzwischen neu vermietet worden sind. Neben Dettmanns Hase Pronto trägt auch Dolly Buster mit einem aufreizenden Marilyn-Monroe-Remake aus dem Film „Das verflixte 7. Jahr“ im Foyer zum Erfolg der von Pleiten, Pech und Pannen begleiteten Aktion bei.

„25 Jahre bei der Polizei, noch nicht ‘mal die Wiedervereinigung konnte das verhindern“: Mit Hilfe des um seine Pensionsansprüche bangenden Horst Krause hat Tanja Voigt in Hechts Schafstall Maria befreien und Krolikowski bei der geplanten Geldübergabe verhaften können. Nun steht die ganze Summe zur Verteilung an die Geprellten zur Verfügung, die sich zur „Aktionärsversammlung“ auf dem angeblichen zukünftigen Flugfeld versammeln – unter der Aufsicht von Horst Krause. Als die Potsdamer Kommissarin mit Pronto auf dem Feld erscheint, scheint die Robin-Hood-Aktion abrupt zu enden. Doch die Potsdamer Kriminalhauptkommissarin legt Dettmann keine Handschellen um, sondern gibt ihm stattdessen sein Langohr zurück mit den Worten: „Sowas kann mich übrigens meinen Job kosten“.

„Das Wunder von Wustermark“ ist eine wundervoll skurril-witzige Dorfgeschichte mit hohem Unterhaltungswert und ebensolchem Unwahrscheinlichkeitsfaktor: ein Chevrolet als Fluchtfahrzeug! Und die launige Fortsetzung der „Polizeiruf 110“-Folge „Totes Gleis“ aus dem Jahr 1994, in der erstmals Ben Becker, seine Mutter Monika Hansen und sein Stiefvater Otto Sander zusammen agierten. Während Horst Krause in seinem ersten West-„Polizeiruf“ nach der Adlershofer Produktion „Eifersucht“ von 1988 zu erleben ist, ermittelt Katrin Sass als Tanja Voigt zum zehnten und letzten Mal. Aufgrund ihrer Alkoholkrankheit, die sie überwand und in ihrer Autobiographie „Das Glück wird niemals alt“ thematisierte, wurde sie vom Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) fristlos entlassen, feierte aber 2003 mit dem internationalen Publikumserfolg „Good Bye, Lenin!“ ein glanzvolles Comeback.

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Kamera

Kamera-Assistenz

Licht

Kamera-Bühne

Ausstattung

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Mischung

Darsteller

Produzent

Redaktion

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • Juli 1997 - August 1997: Wustermark und Umgebung (Brandenburg), Berlin
Länge:
85 min
Format:
16:9
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 04.01.1998, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Das Wunder von Wustermark
  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110

Fassungen

Original

Länge:
85 min
Format:
16:9
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 04.01.1998, ARD