Das weite Feld

DDR 1976 Kurz-Dokumentarfilm

Inhalt

Ein Film über einen nördlichen Landstrich der Mark Brandenburg, unmittelbar angrenzend an Mecklenburg. Der Titel "Das weite Feld" ist bei Theodor Fontane entliehen, der diese Landschaft immer wieder beschrieben hat und dem das weite Feld auch als Metapher dient. Volker Koepps Film beschreibt nicht nur das Hier und Heute dieser Landschaft und ihrer Bewohner, sondern sucht auch Tendenzen ihrer kulturgeschichtlichen Entwicklung aufzuzeigen.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Nichts als Felder breiten sich zwischen Löwenberg und Gransee aus, Felder und ein paar Koppeln. Wer hält da schon an?“ fragt Volker Koepp mit der Stimme des Theaterstars Eberhard Esche aus dem Off. Der Dokfilmer hat angehalten an der Fernstraße 96, der vom sächsischen Zittau im Süden bis hoch nach Sassnitz auf Rügen führenden „Route 66“ der DDR. Und so lernen wir, versteckt zwischen weiten Kornfeldern, das kleine Dorf Häsen kennen, dessen Name sich auf die Ortschaft Hosevil in Brabant bezieht, aus der einst Kaufleute in die nördliche Mark Brandenburg einwanderten.

Und den gebürtigen Südfranzosen Louis Fournier, von allen nur Furnier genannt, der als Kriegsgefangener 1940 im Lager Luckenwalde Zwangsarbeiten verrichten musste, 1946 mit der Bodenreform deutscher Bauer wurde und 1952 der Liebe wegen hierherkam. Vermisst er seine alte Heimat? Eigentlich nur den kulinarischen Genuss von Schnecken, den er sich seiner Frau zuliebe versagt. Volker Koepp verdankt diese Bekanntschaft dem Schriftsteller, Maler und Hobbyhistoriker Gotthold Gloger aus Zehdenick, der ihn am Bismarck-Denkmal auf dem Hohen Timpberg, mit 92,5 Metern die höchste Erhebung weit und breit, mit der Historie dieser auf den ersten Blick so unscheinbaren Landschaft vertraut macht.

Von alten Gutsherren und ihren Dörfern ist die Rede, von Rittergütern wie dem der Wartenbergs in Meseberg mit dem heute als Gästehaus der Bundesregierung bekannten Barockschloss, das zu DDR-Zeiten einen Kindergarten, das Gemeindebüro von Gransee und andere öffentliche Einrichtungen beherbergte. Vom Fürsten Philipp zu Eulenburg, der Kaiser Wilhelm II. mehrfach zur Jagd beherbergte. Aber auch von Theodor Fontane, der in seinen „Wanderungen“ die Adelsherrschaft mit Klippschulwesen und Kadavergehorsam tadelte, von Arbeiter-Demonstrationen in den 1920er Jahren in Zehdenick und von der Kollektivierung der Landwirtschaft in der noch jungen DDR.

„Die Landschaft verändert sich von Jahr zu Jahr, das ist, wie ich mal 1942 ursprünglich hierher kam und den heutigen Zeitpunkt mir betrachte, ist das gar nicht wiederzuerkennen, aufgrund vieler Technisierungen und vieler Maßnahmen, die von der Gemeinde und von der LPG eingeleitet werden. Das Bild verändert sich stündlich möchte ich sagen. Alte Einwohner die 20 Jahre nicht hier gewesen sind, kennen diesen Ort selbst nicht mehr wieder“: Der Bauer Günter Ulrich erzählt, wie durch Zusammenlegungen von Flächen die historischen Dorfgrenzen beseitigt wurden. Und dass er durchaus Probleme damit hatte, die zehn Hektar große elterliche Fläche 1960 in die LPG (Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft) einzubringen.

„Ich hatte es anfangs sehr schwer gehabt in der LPG, man hat mir das auch merken lassen weil ich ja damit nicht einverstanden war, musste dann auch sämtliche Arbeiten durchführen von den Leitern damals, die keiner machen wollte. Aber da habe ich mir so gedacht, anmerken lässt du dir nichts“: Heute ist Günter Ulrich zufriedenes Mitglied der KAP Klein-Mutz (Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion). Die Mechanisierung der Landwirtschaft sei ein Segen und ermögliche etwa den Transport von Mähdreschern mit der Bahn zur Ernte nach Thüringen, wenn sie hier nicht mehr benötigt werden.

Auch der LPG-Vorsitzende Walter Möller spricht inzwischen überwundene Egoismen der Bauern und ganzer Bauerndörfer an, als es um die Kollektivierung der Landwirtschaft nach sowjetischem Vorbild ging. Heute seien alle über die sozialen Leistungen wie Krankengeld, Urlaub, Unterstützung für Rentner sowie Weiterbildungsmöglichkeiten glücklich und geradezu stolz auf die ersten Meister und Hochschulkader aus den eigenen Reihen. Frau Ulrich ist Arbeiterin bei der maschinellen Kartoffelernte. Jetzt müssen vor dem ersten Frost die letzten Rüben eingefahren werden, noch eine reine, vor allem von Frauen ausgeübte Handarbeit.

Der Titel von Volker Koepps Kurz-Dokumentation, einem Plädoyer für die kollektive Landwirtschaft, ist bei Theodor Fontane entliehen, dem das weite Feld dieser von ihm immer wieder beschriebenen Landschaft auch als Metapher diente. Im November 1976 gabs auf der 19. Leipziger Kurz- und Dokumentarfilmwoche eine „Silberne Taube“ und noch im gleichen Jahr zwei Diplome (Gesamt- und Einzelleistung) beim II. Leistungsvergleich Dokumentar- und Kurzfilm der DDR für Kino und Fernsehen.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Mark Brandenburg
Länge:
930 m, 34 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.10.1976;
Aufführung (DE): 26.04.1977, Oberhausen, IFF

Titel

  • Originaltitel (DD) Das weite Feld
  • Arbeitstitel (DD) Landschaften I

Fassungen

Original

Länge:
930 m, 34 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.10.1976;
Aufführung (DE): 26.04.1977, Oberhausen, IFF

Auszeichnungen

Leipziger Kurz- und Dokumentarfilmwoche 1976
  • Silberne Taube