Inhalt
Pauline, die Tochter der Familie Koller, ist körperlich schwerbehindert und auf einen Rollstuhl angewiesen. Da die Familie in einem nicht rollstuhlgerechten Haus wohnt, muss Vater Michael seine Tochter oft Heben und Tragen. Als er dabei eines Tages einen schweren Bandscheibenvorfall erleidet, wird klar, dass die Familie endlich in eine auf Paulines Bedürfnisse zugeschnittene Wohnung ziehen muss. Dort werden sie jedoch bald von den vorurteilsvollen Nachbarn angefeindet. Aber auch innerhalb der Familie bahnen sich Probleme an: Während einer Kur lernt Michael die allein erziehende Nina kennen, deren Sohn Anselm ebenfalls im Rollstuhl sitzt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine heimliche Affäre, was zu einer weiteren Belastung für die Kollers wird.
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Pauline muss ein Leben im Rollstuhl führen und kann nicht länger über die steile Treppe im Haus getragen werden. Weshalb Hanna bei der 15. Wohnungsbesichtigung einen Schlussstrich zieht und beim Makler Nägel mit Köpfen macht: Während Gatte Michael und Sohn Patrick den Umzug managen, zieht sie sich mit Tochter Pauline in ein Reha-Heim auf dem Lande zurück. Bei der Rückholaktion nach München wirds eng im Wagen der Kollers, denn sie nehmen noch Anselm mit, den an einem genetisch bedingten Muskeldefekt leidenden Schulkameraden von Pauline – und seine Mutter, die junge, flippige Nina Neuner, einst Sängerin in einer Münchner Punkgruppe. Als alleinerziehende Mutter ihres ebenfalls auf den Rollstuhl angewiesenen Wunschkindes gibt sie auch äußerlich das „verrückte Huhn“, als dass sie wenig später von Michael porträtiert wird. Der mehr als nur ein Auge auf die attraktive, unkonventionelle, selbstbewusste – und doch so hilfs- und liebesbedürftige junge Frau geworfen hat.
„Rollstühle im Hausflur machen sich nicht besonders gut“: In der so kinder- wie behindertenfeindlichen „Weltstadt mit Herz“ geht es bald hart zur Sache, als die Nachbarn mitbekommen, wer in die Erdgeschosswohnung mit Garten gezogen ist. Spätestens nach Paulines fröhlicher Geburtstagsfete, naturgemäß zusammen mit Hannas Freundin Veronika und ihren Kindern, aber erstmals auch mit Nina und Sohn Anselm, hängt bei Kollers der Haussegen schief. Und das nicht nur der stänkernden Nachbarn wegen: Das Gift der Eifersucht entzweit die Eheleute. Hanna, obwohl durch die Drehtage für eine neue „Polizeiruf“-Folge stark gefordert, ist die Liaison ihres Gatten mit Nina nicht entgangen und sie nimmt eine Auszeit, indem sie das Angebot einer mehrwöchigen Theatertournee annimmt. Soll sich Michael doch mit dem Kindermädchen allein herumschlagen...
München leuchtet: Adolf Winkelmanns äußerst gelungene Fortsetzung seines Films „Engelchen flieg“ von 2004 stellt der Isar-Metropole und ihren Bewohnern kein gutes Zeugnis aus. Mit Ausnahme einer Nachbarin zeigt sich die „Eigentümerversammlung“ fest entschlossen, sich des täglichen Rolli-Anblicks zu entledigen unter tatkräftiger Mithilfe des Maklers und eines Rechtsanwaltes. Zur enormen Authentizität des bei aller finalen Dramatik wundervoll leichten, heiteren, geradezu komödiantischen Films hat sicherlich die Schauspielerin Corinna Beilharz beigetragen, deren Filmkinder Pauline und Patrick von ihren eigenen Kindern Marlene und Moritz Beilharz verkörpert werden. In „Das Leuchten der Sterne“ leuchten nicht nur die Gestirne am Münchner Nachthimmel, sondern die großen Herzen der Mütter – und, wie sich dann herausstellt, auch der Väter behinderter Kinder. Und noch mehr Letztere selbst in ihrer unbändigen Lebensfreude, die sich auch durch Rückschläge bei der Bewältigung ihres enorm schwierigen, physisch und psychisch Kraft zehrenden Alltags nicht beirren lassen.
Adolf Winkelmann über die Familie Beilharz im Vorläufer „Engelchen flieg“: „Bei der Vorbereitung hab ich mich immer wieder gefragt, wie es gelingen kann, ein existenzielles Drama intensiv und schonungslos zu erzählen, aber trotzdem so, dass der an sirupsüße Degeto-Produktionen gewöhnte Zuschauer nicht gleich wegzappt. Und dann war ich plötzlich mit der realen Marlene und ihrer Familie zusammen und konnte erleben, wie viel Liebe und Schönheit, wie viele Glücksmomente es in so einer vermeintlich schrecklichen Situation gibt.“ Das Zitat ist dem Buch „Die Bilder, der Boschmann und ich“ entnommen, das am 10. April 2021 im Bottroper Verlag Henselowsky Boschmann erscheint zum 75. Geburtstag Adolf Winkelmanns.
Pitt Herrmann