Das Golddorf

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Auch im heimatliebenden Bayern tauchen manchmal heimatlose Flüchtlinge auf. Bergen im Chiemgau ist ein schönes deutsches Dorf. Es ist friedlich, es gibt Berge und den Chiemsee. Selbstverständlich ist es üblich, dass man sich grüßt auf der Straße. Jeden. Doch jetzt sind plötzlich 40 Asylsuchende aus Eritrea, Syrien und Afghanistan da. In ihrem Dokumentarfilm über Flüchtlinge in einem Dorf in Oberbayern erweist Carolin Genreith mit ihren filmischen Mitteln die gleiche Sensibilität und Experimentierfreude, wie schon in ihrem, bei uns 2013 mit dem Publikumspreis ausgezeichneten Film "Die mit dem Bauch tanzen".

Natürlich fühlen sich die Flüchtlinge Ghafar aus Afghanistan und Fishatsyon aus Eritrea fremd und unbehaglich. Sie mussten alles zurücklassen, was ihnen lieb und teuer war. Auch das Misstrauen der gestandenen Dörfler ist ihnen zunächst ein Ansporn, dieses zu widerlegen. Wer hat vor wem und warum Angst?

Monatelang ist Carolin Genreith immer wieder mit ihrer Kamera ins Musterdorf Bergen gereist – das in den 1990er Jahren im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" eine Goldmedaille gewann, daher der Filmtitel "Das Golddorf". Erste Deutschkurse, lange Smartphone-Anrufe in die Heimat, dann endlich ein Eindringen in den bayrischen Mikrokosmos. Das ist der Alltag der Neubürger, die selbst noch um ihren Verbleib bangen müssen. Ein Experiment als Langzeitbeobachtung. Integration ist schließlich kein Kinderspiel. Aber sie kann gelingen, wenn wir sie wirklich ernst nehmen. Sogar im bayrischen Dorf mit 5.000 Einwohnern. Kann unsere Heimat auch die Heimat für das Fremde, die Fremden werden? Carolin Genreiths mitfühlende Beobachtung liefert dafür viele positive und unterhaltsame Antworten.

Quelle: 11. Festival des deutschen Films 2015