Das Feuerschiff

Deutschland 2007/2008 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Überfall auf einen Geldboten. Es scheint alles zu klappen und einer der Täter lupft schon erleichtert die Maske, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, als zwei junge Frauen plötzlich im Gang stehen. Es sollte ihre letzte Rauchpause gewesen sein...

Auch für Johann Freytag, Kapitän auf der „Borkum Riff“, ist die letzte Schicht angebrochen. Zu ihr hat er seinen Sohn Fred mit auf das letzte bemannte deutsche Feuerschiff an der Nordseeküste genommen. Dieser hat mit zwei Promille Alkohol im Blut einen Unfall gebaut und ist, was das juristische Nachspiel betrifft, noch gut dabei weggekommen. Johann, der sich bisher wenig um seinen Sprössling gekümmert hat, will ihn sich zur Brust nehmen – und gleichzeitig versöhnliche Töne anstimmen.

Jedenfalls zieht der Junior mit in die Kapitänskajüte. Die Mannschaft der „Borkum Riff“ freut sich auf die Abwechslung im doch tristen Routinealltag – und Johanns Freundin Inga, die mit ihrer Kollegin Marina (Beata Lehmann) in Emden den Funkkontakt aufrecht erhält und bei Bedarf für Postdienst und Lebensmittel-Nachschub per Boot sorgt, auch. Will sie doch nach seiner bevorstehenden Pensionierung mit Johann auf ein Hausboot ziehen, dass sie längst heimlich gekauft hat. Da könnte ein besseres Klima zwischen Vater und Sohn, der schon ein Ticket für Wellington in Neuseeland in der Tasche hat, nicht schaden.

„Moin Lenz!“: Siegfried Lenz, der Autor der von Lothar Kurzawa und Florian Gärtner verfilmten Erzählung „Das Feuerschiff“, sitzt Pfeife rauchend und angelnd am Kai, als der Bootsmann Norbert Zumpe, genannt „Zombie“, weil er nach einem Sturm schon für tot erklärt worden war, Fred Freytag vom Festland abholt. Der an Bord vom Funker (Helmut Zhube), vom Smutje Karl (Matthias Buss), vom wortkargen Gombert, der scheinbar nur mit seiner zahmen Krähe Rita spricht, sowie vom 1. Offizier Rethorn herzlich willkommen geheißen wird.

Und natürlich auch von seinem Vater, dem Fred allerdings eher verschlossen gegenübertritt. Es muss da etwas gegeben haben in der Vergangenheit, abgesehen von den familiären Problemen der Eheleute, die den erfahrenen Kapitän in den Augen seines Sohnes nicht als Respektsperson erscheinen lassen. Der jedenfalls ist nicht wenig erstaunt – und auch ein klein wenig gerührt, als er Kinderbilder und zahlreiche Fotos von sich an den Wänden der Kapitänskajüte vorfindet.

Der Koch tischt Leckeres auf zur Feier der Wiedervereinigung von Vater und Sohn, als eine Signalpistole einen Knall und eine Leuchtkugel mit langem Rauchschweif erzeugt. Sie ist von einem kleinen Boot, das mit Maschinenschaden steuerungsunfähig im Watt vor sich hin dümpelt, abgeschossen worden. Der Bootsmann holt die Nussschale samt dreiköpfiger Besatzung ein, die keineswegs aufs Festland gebracht werden will, sondern darauf besteht, die Nacht an Bord zu bleiben, bis der Maschinist den Schaden behoben hat.

Was Kapitän Freytag naturgemäß spanisch vorkommt, aber der Anführer der Schiffbrüchigen, der sich als Jurist Dr. Caspary ausgibt, lässt keinen Zweifel daran, dass er und seine beiden Kumpane Edgar, genannt „Eddie“, und Eugen (Jörg Rathjen) notfalls zu gewaltsamen Mitteln greifen. Ihre Schnellfeuerwaffen werden im Boot gefunden und die Mannschaft der „Borkum Riff“ will das Gangster-Trio auch gegen den Willen des Kapitäns überwältigen, ist durch die Nachrichten doch inzwischen klar, dass es sich bei ihnen um die Geldtransport-Räuber und zweifachen Mörder handelt. Doch Freytag will auf seiner letzten Wache und zumal in Gegenwart seines Sohnes einen solchen selbst bei zahlenmäßiger Überlegenheit lebensgefährlichen Anschlag unbedingt vermeiden.

Sein „Erster“ Rethorn und sein „Eigener“ Fred machen jedoch Stimmung gegen die Autorität des Kapitäns, der insgeheim den Plan verfolgt, die Reparatur der Motorwelle nur unvollständig ausführen zu lassen, um das Gangstertrio aufs Meer zu locken und dort dann von der Wasserschutzpolizei überwältigen zu lassen. Ein Vorhaben, das Caspary durchschaut – und heimlich die Leine zu seinem Boot kappt. Sein neuer Plan: die „Borkum Riff“ soll anderntags den Anker lichten und die drei selbst aufs Festland bringen.

Als Gomberts zahmer Rabe aus einer Laune heraus erschossen wird, eskaliert die Situation: bei dickem Nebel wird Caspary im Maschinenraum festgesetzt und der tumbe Eugen getötet. Aber „Eddie“ riecht den Braten und so muss auch „Zombie“ sterben und Fred Freytag wird an den Mast gebunden. Es kommt zum klassischen Showdown an Deck: während der Kapitän jede Zusammenarbeit mit Caspary verweigert, ist Rethorn dazu bereit, den Anker zu lichten. Freytag hat Inga eine verschlüsselte Nachricht zukommen lassen, die Polizei ist schon auf dem Weg, da beweist der Vater seinem Sohn, dass er kein Feigling ist...

Die Literaturadaption ist ein gut gemachter und ebenso gut verfilmter Psychothriller, der die Familiengeschichte der Freytags mit dem Scharfsinn Casparys verbindet, welcher noch in höchster eigener Not eiskalt und mit großem Geschick die Besatzungsmitglieder des Feuerschiffs gegeneinander ausspielt. Wie Axel Milberg den kaltblütig-berechnenden Killer gibt, ist angesichts seiner bisherigen TV-Karriere als Gutmensch vom Dienst schon bemerkenswert. Das Spiel um Leben und Tod endet so unausweichlich-tragisch wie eine antike Tragödie...

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 20.07.2007 - 22.08.2007: Emden und Umgebung, Nordsee; Studio Hamburg
Länge:
89 min
Format:
Beta SP, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:

Uraufführung (DE): 27.09.2008, Hamburg, Filmfest;
TV-Erstsendung (DE): 26.11.2008, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Das Feuerschiff

Fassungen

Original

Länge:
89 min
Format:
Beta SP, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:

Uraufführung (DE): 27.09.2008, Hamburg, Filmfest;
TV-Erstsendung (DE): 26.11.2008, ARD