Inhalt
Sarajevo während der Belagerung 1992: Eine Gruppe von bewaffneten Männern läuft am Ufer des Flusses Miljacka entlang. Ein Mann wird abgeführt, die Gruppe durchquert den Fluss. Das angrenzende Viertel Grbavica steht kurz vor der Übernahme durch die Serben. Die Aufnahmen wurden von einem Mann gemacht, der die Bewaffneten aus einer Wohnung in einem angrenzenden Hochhaus filmte, ohne zu wissen, wer sie waren. Sind es Serben, Bosniaken? Seine Kamera wackelt, sucht, verfolgt, zieht sich zurück.
Die Künstlerin Clarissa Thieme findet den Mann, der den Film gedreht hat, und lässt sich von ihm noch einmal erzählen, wie es dazu kam. Mithilfe eines Motion-Tracking-Programms führt sie eine Metadatenanalyse des Originalclips durch und berechnet Kameraposition und -bewegung. Diese Daten speist sie in ein Motion-Control-System, das Licht auf eine Leinwand wirft. Licht, das sich bewegt, die Richtung ändert, zittert.
Im Spannungsfeld von Erzählung, dokumentarischem Material und Licht, auf eine Leinwand geworfen, entsteht ein Resonanzkörper: ein Körper, voller Angst und Furcht, ein im Krieg versehrter Körper. Ein Körper, der nun erfahrbar wird. Erinnerung wird erfahrbar und sichtbar. Das Trauma steigt aus dem Hochhaus auf die Leinwand und erreicht den Zuschauer.
Quelle: 69. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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