Inhalt
Für die unterkühlte Martha gibt es nur eines im Leben, das ihr Erfüllung bietet: Das Kochen. Sechs Tage die Woche arbeitet sie als Chefköchin in dem französischen Restaurant „Lido“, dessen Küche sie mit eiserner Hand beherrscht. Ihr obsessives Dasein wird gleich doppelt erschüttert, als zuerst ihre Schwester bei einem Autounfall ums Leben kommt und Martha sich plötzlich um deren 8-jährige Tochter Lina kümmern muss und dann auch noch der lebenslustige Italiener Mario als zweiter Chefkoch eingestellt wird. Mit Wärme und Humor gewinnt dieser nicht nur sehr bald die Herzen der ganzen Belegschaft, sondern auch das der kleinen Lina. Unter dem Einfluss der beiden beginnt Martha langsam aufzutauen und ihr bisheriges Leben zu hinterfragen.
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Um zu verhindern, dass ihre Nichte in ein Fürsorgeheim kommt, versucht Martha, diesen Italiener ausfindig zu machen. Gleichzeitig muss sie Kind und Küche unter einen Hut bringen – ein von vornherein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, das sie zum Therapeuten treibt. Wäre da nicht der lebensfrohe und dabei auch noch ledige neue italienische Koch Mario, den die „Lido“-Besitzerin verpflichtet hat und der alle positiven Italo-Vorurteile auf das vortrefflichste bestätigt. Mit leckerer Pasta nach "Mammas" Rezept beendet Mario die psychisch bedingten Essstörungen der kleinen Lina und gibt ihr, inzwischen mit Martha einigermaßen liiert, das Gefühl der Geborgenheit in einer wenn auch reichlich chaotischen Familie. Doch Mario ist es auch, der Martha bei der Suche nach dem Kindsvater hilft. Der lebt in Italien als Kraftfahrer und ist selbst inzwischen mehrfacher Familienvater.
Schweren Herzens tritt Lina die lange Reise in den Süden an. Doch die endet, der Zuschauer ahnt es bereits seit langem, im Happy End zu dritt in Hamburg. Und das ist sicherlich der Haupteinwand gegen Sandra Nettelbecks Komödie, die am 6. August 2001 auf dem Locarno Filmfestival in der Schweiz uraufgeführt wurde, am 29. September 2001 ihre Deutsche Erstaufführung beim Filmfest Hamburg erlebte, aber erst am 18. April 2002 in die Kinos kam. Und dennoch über weite Teile das Leinwandformat vermissen lässt.
Allerdings hat „Bella Martha“, erstausgestrahlt am 6. September 2004 auf Arte, eine Reihe von Vorzügen, die den Film selbst in den USA („Mostly Martha“) zu einem Zuschauermagneten machten: Man fühlt sich nach 106 Filmminuten noch wohler bei „seinem“ Italiener. Und außerdem erhält Martina Gedeck endlich einmal die Gelegenheit, andere Saiten aufzuziehen. Sie spielt, und das zumeist mit kleinen, sparsamen Gesten, einen weiblichen Workaholic, der nach und nach gründlich vom Ehrgeiz kuriert wird und sich zum lebensbejahenden, charmanten Familienmenschen entwickelt. Das Leben besteht eben doch nicht nur aus Arbeit und beruflichem Erfolg, sondern auch aus den „italienischen Momenten“, in denen die Seele wieder ins Gleichgewicht kommt.
Pitt Herrmann