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Auf dem Markplatz Djemaa El Fna, dem "Platz der Gehenkten", in Marrakesch kann man jeden Tag tolle Aufführungen bestaunen: Schlangenbeschwörer, Tänzer, Sänger und Geschichtenerzähler bieten dem Publikum ihre Künste gegen ein kleines Entgelt an. Einer von ihnen ist der "Halaiqi" oder Geschichtenerzähler Abderahim. Er liebt es, Geschichten vorzutragen und versteht es dabei besonders gut, die Aufmerksamkeit der Zuschauergruppen (Halqas), die sich in einem Kreis um ihn versammeln, zu gewinnen und sie bis zum Ende seiner Geschichten zu fesseln. Die Geheimnisse seines traditionsreichen Berufs möchte er an seinen ältesten Sohn Zoheir weitergeben. Dieser erzählt zwar gerne Geschichten, doch er schämt sich am Ende der Vorträge, Geld von seinen Zuhörern zu verlangen.
Der 16-Jährige träumt stattdessen davon, Schauspieler zu werden und sieht in diesen Vorträgen lediglich eine gute Übung, vor Publikum aufzutreten. Erst auf ihrer gemeinsamen Reise durch Marokko versteht Zoheir, dass zum Geschichtenerzählen viel mehr gehört, als nur Stimme, Rhythmus und Intonation. Er stellt sich selbstbewusst seiner Angst vor den Zuschauern und lernt, die Halqa zu beherrschen. In einem ungewöhnlichen Verfahren wird die arabische Originalfassung des Films von den bekannten deutschen Schauspielern Hanns Zischler, Norman Matt und Michael Seeboth übersprochen. Die orale Erzählkunst Marokkos ist bis heute kaum gedruckt und wenig dokumentiert, so dass die Gefahr ihres Verschwindens groß ist und mit zunehmender Modernisierung immer weiter wächst. Um das rund 7000 Jahre alte, mündlich überlieferte Wissen zu sichern, erklärte die UNESCO die "Halqas" 2001 zum "Immateriellen Weltkulturerbe". Das Geschichtenerzählen gehört ja auch zur Natur des Kinos, so dass Al-Halqa elementare Fragen der Filmkunst stellt.
Quelle: Festival des deutschen Films 2010
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