Die Deutsch-Französische Förderkommission hat in ihrer jüngsten Sitzung Mittel in Höhe von insgesamt 1.070.000 Euro für vier Kinofilmproduktionen und zwei Entwicklungsprojekte beschlossen.
Von der Aufarbeitung traumatischer Ereignisse handeln zwei der geförderten deutsch-französischen Koproduktionen: Julia von Heinz verfilmt in "Iron Box" mit Lena Dunham und Mandy Patinkin den hoch gelobten Roman "Too Many Men" von Lily Brett um die Reise eines inzwischen amerikanischen Holocaust-Überlebenden mit seiner Tochter durch das Polen der 1990er Jahre. Ein anderes Nazi-Verbrechen behandelt der Schweizer Regisseur und Theaterautor Milo Rau in dem Dokudrama "Das Massaker": den Massenmord der Waffen-SS in dem französischem Dorf Oradour-sur-Glane.
Den Traum vom Kino thematisiert der aus Aserbaidschan stammende Regisseur Orkhan Aghazadeh in seinem Spielfilmdebüt "Der Vorführer" – aber nicht in einer Metropole, sondern in einem vorderasiatischen Dorf. Um das Weiterleben in einer fremden Umgebung geht es in dem Drama "Ellbogen" der Berliner Filmemacherin Aslı Özarslan, die den gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir verfilmt, in dem eine junge Frau von Berlin nach Istanbul fliehen muss.
Auch die beiden Projekte, deren Entwicklung gefördert wird, handeln von Frauen in fremden Umgebungen: Die palästinensisch-amerikanische Regisseurin Annemarie Jacir erzählt in "The Oblivion Theory" von einer agoraphobischen Amerikanerin in Gaza Stadt. Und "Die jüngste Tochter" der französischen Regisseurin und Schauspielerin Hafsia Herzi handelt von einer jungen muslimischen Frau, die sich für ein Leben jenseits der Familientradition entscheidet.
Die Förderungen im Detail:
Produktionsförderung
"Das Massaker"
Regie und Drehbuch: Milo Rau
Produktion D: FRUITMARKET Kultur und Medien GmbH (37,64 %)
Förderung D: 200.000 Euro
Produktion F: Les Contes Modernes (35,15 %)
Förderung F: 150.000 Euro
Im Juni 1944 wurde das französische Dorf Oradour-sur-Glane vollständig von einer SS-Division zerstört. Der Regisseur Milo Rau will an dem Ort des Verbrechens mit den Familien der Überlebenden einen Film drehen. Aber ist ein Verbrechen dieses Ausmaßes überhaupt zu verfilmen?
"Iron Box"
Regie: Julia von Heinz
Drehbuch: Julia von Heinz, John Quester
Produktion D: Seven Elephants GmbH (69,99 %)
Förderung D: 150.000 Euro
Produktion F: Haïku Films SARL (15,35 %)
Förderung F: 150.000 Euro
Die New Yorker Journalistin Ruth reist 1990 mit ihrem Vater Edek nach Polen, um der Geschichte ihrer Familie auf den Grund zu gehen. Edek hat nur knapp den Holocaust überlebt, schweigt über seine Vergangenheit und überspielt jeden Anflug von Trauer mit überbordender Lebenslust. Nach einer ereignisreichen Woche schaffen es Tochter und Vater, sich einander zu öffnen.
"Ellbogen"
Regie: Aslı Özarslan
Drehbuch: Claudia Schaefer
Produktion D: Achtung Panda! Media GmbH (69,83 %)
Förderung D: 150.000 Euro
Produktion F: TRIPODE PRODUCTIONS (19,54 %)
Förderung F: 150.000 Euro
Hazal ist siebzehn und lebt in Berlin. Ihr größter Wunsch: Eine Chance. Einen Schritt weiter zu kommen als ihre Eltern. Hunderte Bewerbungen hat sie bereits geschrieben, ohne Erfolg. An ihrem 18. Geburtstag will sie den zähen Alltag vergessen. Doch ein tödlicher Zwischenfall ändert alles und Hazal muss alleine nach Istanbul fliehen.
"Der Vorführer"
Regie und Drehbuch: Orkhan Aghazadeh
Produktion D: Lichtblick Film- und Fernsehproduktion GmbH (38,22 %)
Förderung D: 30.000 Euro
Produktion F: KIDAM (61,78 %)
Förderung F: 50.000 Euro
Nach dem plötzlichen Tod seines Sohnes fasst Samid den Plan, seinen alten Kinoprojektor aus Sowjet-Zeiten in Stand zu setzen. Er träumt davon, sein aserbaidschanisches Dorf wieder vor der Leinwand zu versammeln.
Entwicklungsförderung
"The Oblivion Theory"
Regie: Annemarie Jacir
Produktion D: One Two Films GmbH (50 %)
Produktion F: INCOGNITO FILMS SAS (50 %)
Förderung F: 10.000 Euro
Gaza City, 1987, Ludi, eine an Agoraphobie leidende New Yorkerin, mauert sich selbst in eine Dachwohnung ein. Während sie und ihre Nachbarn ums Überleben kämpfen, wird sie Zeitzeugin und – auf unkonventionelle Art und Weise – Triebkraft des Wandels, der sich vollzieht.
"Die jüngste Tochter"
Regie: Hafsia Herzi
Produktion D: Katuh Studio GmbH (10 %)
Produktion F: June Films (90 %)
Förderung F: 30.000 Euro
Fatima ist die jüngste Tochter einer algerischen Einwandererfamilie, in der Liebe und Sexualität ein Tabu sind. Sie distanziert sich von der Familie, lernt neue Lebensentwürfe kennen und bekennt sich zu ihrer Liebe zu Frauen. Das bringt sie nicht nur in Konflikt mit ihrer Familie, ihrem Glauben, sondern auch mit sich selbst.
Die nächste Sitzung der Deutsch-Französischen Förderkommission findet am 16. Juni 2022 statt, der Einreichschluss dafür ist am 28. April 2022.
Quelle: www.ffa.de