Im Rahmen der feierlichen Abschlussveranstaltung sind am Samstagabend vor dem Film "Sorry We Missed You" von Ken Loach die Preise des 27. Filmfest Hamburg vergeben worden.
144 Filme, 332 Filmfest-Gäste aus 33 Ländern, eine neue Explorer Konferenz zur Zukunft des Kinos, "Filmfest ums Eck" mit Filmen in den Stadtteilen, Filmgespräche, Aftershow-Konzerte mit Hamburger Bands und über 20 Publikums- und Branchenveranstaltungen im Festivalzelt: Filmfest Hamburg konnte Publikum und Branche gleichermaßen begeistern und zieht positive Bilanz. Mit 45.000 Besuchern konnte ein Zuwachs von 2.000 Festivalbesuchern gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden. Bereits am vierten Tag wurde der Douglas Sirk Preis an Nina Hoss verliehen. Die deutsche Schauspielerin war in gleich zwei Filmen zu sehen: "Pelikanblut", Regie: Katrin Gebbe und "Das Vorspiel", Regie: Ina Weisse.
Die Preise im Überblick:
Der mit 25.000 dotierte Hamburger Produzentenpreis "Deutsche Kinoproduktionen", übergeben von Staatsrätin Jana Schiedek, ging an die Produzentin Verena Gräfe-Höft für ihren Film "Pelikanblut", Regie: Katrin Gebbe. Jurybegründung: "Die Regisseurin entscheidet sich in ihrem Film für zwei Handlungsstränge, die für sich stehend schon außergewöhnlich und radikal sind. Der eine zeigt die Ausbildung von Polizeipferden für Demonstrationen und der andere eine alleinerziehende Mutter eines schwer traumatisierten Adoptivkindes. Das Herausragende an diesem Film ist nicht nur die Wechselwirkung dieser beiden Stränge, sondern deren so noch nicht gesehene sinngebende Zusammenführung, Auflösung, ja, geradezu Erlösung, die von einer großartigen Nina Hoss erkämpft wird. Diesen Mut, inhaltlich, visuell und produktionell möchten wir auszeichnen."
Der mit 25.000 Euro dotierte Hamburger Produzentenpreis "Europäische Kino-Koproduktionen", übergeben von Staatsrätin Jana Schiedek, ging an den Deutschen Koproduzenten Michael Henrichs (Die Gesellschaft DGS) für seinen Film "You Will Die at Twenty", Regie: Amjad Abu Alala. Auszug aus der Jurybegründung: "Ausgehend von einer märchenhaften Prämisse kombiniert der Regisseur dieses Films Realität und Fantasie, indem er anhand eines intimen Porträts ein soziales Umfeld sorgfältig beobachtet. Mit einer Komposition präziser Bilder und Inszenierungen liefert die Bildsprache des Films dem existentiellen Kampf der Hauptfigur, hervorragend in zwei Lebensaltern gespielt von Moatasem Rashid und Mustafa Shehata, eine fast epische Qualität. Obwohl der Film auf die unausweichlichen Folgen von Aberglaube und Angst eingeht, behält er einen würdevollen und emphatischen Blick auf den ländlichen Sudan. Diese Entwicklungsgeschichte eines jungen Mannes im Angesicht des Todes ist ein mutiges und vielversprechendes Debüt und eine Meisterleistung in internationalen Koproduktionen…"
Darüber hinaus stellt die Hamburger Postproduktionsfirma Optical Art ein Kino-Grading im Wert von 15.000 Euro für den ausländischen Koproduzenten des Gewinnerfilms zur Verfügung. Dieses ging an die französische Firma Andolfi mit Sitz in Paris.
Der mit 25.000 Euro dotierte Hamburger Produzentenpreis "Deutsche Fernsehproduktionen", übergeben von Alexander Thies, Vorsitzender des Aufsichtsrats der VFF – Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten, ging an den Produzenten Ingmar Trost (Sutor Kolonko e.K.) für den Fernsehfilm "Das freiwillige Jahr", Regie: Ulrich Köhler und Henner Winckler. Auszug aus der Jurybegründung: "'Das freiwillige Jahr' ist ein hochemotionaler, dichter, humorvoller Film. Die scheinbar gewöhnliche Geschichte einer Vater-Tochter-Beziehung mitten in der deutschen Provinz entwickelt sich mit immer überraschenden Wendungen zu einem Roadmovie, ohne dass weggefahren wird. Jede Figur funktioniert. Jeder noch so kleine Darsteller entwickelt eine mit präzisen, authentischen, dem Leben abgeguckten Gesten eine innere Stimmigkeit, die wir so im Deutschen Fernsehen selten sehen. …Produzent Ingmar Trost und die Sutor Kolonko Produktion hat den Regisseuren und dem Team einen wahrlich kreativen Raum geschaffen, um mit 'Das freiwillige Jahr' einen Film herzustellen, wie wir unbedingt mehr im Fernsehen sehen wollen! Macht weiter so!"
Der mit 10.000 Euro dotierte Sichtwechsel Filmpreis, gestiftet vom Auswärtigen Amt, ging an den Regisseur Julien Elie für seinen Film "Dark Suns". Jurybegründung: "Ein umwerfender Film, nicht nur aufgrund der Relevanz und Brisanz seines Themas, sondern aufgrund des unbedingten Willens, es in aller Tiefe auszuloten, Zusammenhänge aufzuzeigen, die ein politisch alarmierendes, sehr deutliches Bild der gesellschaftlichen Zustände in Mexiko zeichnen. Ein mutiger Film: Unglaublich, wieviel Vertrauen Julien Elie bei den betroffenen Zeitzeug*innen aufbauen konnte, die sich trotz deutlich beschriebener Gefahren in intimstem Schmerz offenbaren. Ein komplett uneitler Film, der bei aller Professionalität der Recherche die gewählten Mittel ausschließlich der Transparenz des Sujets unterordnet und dabei nie die Perspektive der Protagonist*innen, noch die der Zuschauer*innen missachtet. Die Vielstimmigkeit der Recherche ergibt das Portrait eines willkürlichen Gewalt- und Terrorsystems. Gleichzeitig impliziert der Film einen Sichtwechsel, insofern er die Möglichkeit und die gelebte Realität von individuellem Widerstand dokumentiert. Darin liegt seine monolithische Stärke."
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis Der Politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung ging an den Regisseur Sebastian Brameshuber für seinen Film "Bewegungen eines nahen Bergs", der mit 5.000 Euro dotierte NDR-Nachwuchspreis für Langfilmdebüts oder zweite Regiearbeiten an den Regisseur Mehdi M. Barsaoui für seinen Film "Ein Sohn".
Der mit 5.000 Euro dotierte Art Cinema Award des Internationalen Verbands der Filmkunsttheater (C.I.C.A.E.), ging an den Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen", Regie: Céline Sciamma, Verleih: Alamode.
Der Preis der Filmkritik , der seit 2018 in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik vergeben wird, ging an "Leben im Fuchun Gebirge", Regie: Gu Xiaogang.
Der mit 5.000 Euro dotierte Commerzbank-Publikumspreis im Rahmen der Sektion »Eurovisuell« ging an "Psychobitch", Regie: Martin Lund.
Der mit 5.000 Euro dotierte MICHEL Filmpreis, bereits am Nachmittag vergeben von der Hamburgischen Kulturstiftung und der Ian und Barbara Karan Stiftung, ging ebenfalls an "Psychobitch", Regie: Martin Lund.
Das 28. Filmfest Hamburg findet vom 24. September bis 3. Oktober 2020 statt.
Quelle und weitere Informationen: www.filmfesthamburg.de