Zum 14. Mal vergab die Film- und Medienstiftung NRW diese Woche das Gerd Ruge Stipendium für junge Dokumentarfilmer. Das mit rund 100.000 Euro dotierte Stipendium ist die höchste Förderung für die Vorbereitung und Entwicklung von Dokumentarfilmen in Deutschland.
Die Verleihung fand im Düsseldorfer Schloss Jägerhof statt. Das Grußwort des Landes sprach Dr. Marc Jan Eumann, Staatssekretär bei der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, NRW.
Aus 44 eingereichten Anträgen wählte eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz von Gerd Ruge insgesamt 7 Projekte, 6 Entwicklungs-Stipendien und ein Incentive, aus. Gemeinsam mit Gerd Ruge waren Dokumentarfilmerin Christiane Büchner, Regisseurin Doris Metz, Produzent Erik Winker (HUPE Film- und Fernsehproduktion) sowie Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Mitglieder der Jury.
"2015 war ein Jahrgang mit sehr starken Projektanträgen. Nach intensiven Beratungen und Diskussionen vergibt die Jury heute sechs Gerd Ruge-Entwicklungsstipendien und eine Incentive Förderung. Damit erhalten die Filmemacherinnen und Filmemacher die Chance, ihre Projektideen auszuarbeiten und ihre Dokumentarfilme auf den Weg zu bringen", so Petra Müller. "Unser Dank geht an alle Bewerberinnen und Bewerber für ihre spannenden Stoffe und Filmideen, ein ganz besonderer Dank an Gerd Ruge und die diesjährige Jury und unser aller Gratulation an die ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten!"
Die Gerd Ruge Stipendien 2015:
- "Small Isles" von Hendrik Löbbert (Berlin) wird mit einem Stipendium in Höhe von 22.000 Euro ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm handelt von den "Small Isles" am Rande Europas und den dortigen Besitzverhältnissen. Die vier Eilande waren Vorreiter in der Emanzipation der Schotten von ihren feudalen Gutsherren, heute sind die Grundstücke Schauplatz neuer Kämpfe zwischen Vogelforschern, Historikern und Inselbewohnern.
- Die Autorin und KHM-Absolventin Claudia Sárkány erhält eine Förderung in Höhe von 20.000 Euro für "33, ledig, sucht". Das Projekt beschäftigt sich mit der Institution der Ehe und vor allem mit der Frage, warum man heute heiraten sollte. Der Film begleitet die Regisseurin bei der Suche nach Antworten und einem Ehemann.
- Giuseppe Vaccaro erhält für sein Projekt "Meine heilige Familie" ein Gerd Ruge Stipendium über 20.000 Euro. Der Autor und HFF-Absolvent (Potsdam) begibt sich auf die Spuren seiner "hoffentlich" bald heiligen Urgroßtante in Palermo, eine Stadt, in der die Menschen auf Wunder warten.
- "La Haine L’Amour – Romeo & Julia" wird ebenfalls mit 20.000 Euro ausgezeichnet. Das Projekt der DFFB-Absolventin Emma Rosa Simon ist ein Dokumentarfilm mit Spielfilmelementen und soll in der Pariser Vorstadtgemeinde Sevran stattfinden. Im Rahmen eines Filmworkshops erarbeiten die Jugendlichen des Pariser Banlieu gemeinsame Szenen aus Romeo und Julia.
- Tom Ehrhardt erhält für "Chagas" ein Gerd Ruge Stipendium über 14.000 Euro. Francisco Chagas Freitas ist einer der wenigen Förderer nonkonformer DDR-Kunst weltweit, die heute weitgehend als "vergessen" gilt. Der ehemalige brasilianische Kulturattaché kaufte als Diplomat mehr als 1.200 Werke. Viele der vom Regime abgelehnten Künstler sind heute seine Freunde, die auch nach seiner Rückkehr nach Brasilien auf seine Unterstützung zählen können.
- Ein Stipendium in Höhe von 12.000 Euro geht an Jo Claire Roggan und Antonia Traulsen für das Projekt "Der Letzte macht das Licht aus". Die Autoren setzen sich mit der Wirtschaftsmigration umgekehrt auseinander: Seit der Wirtschaftskrise verlassen tausende Portugiesen ihre Heimat und versuchen ihr Glück in Angola, Portugals einstiger Kolonie in Afrika. Der Film folgt den Spuren eines Paars, dessen Beziehung auf die Probe gestellt wurde, als er ein Jobangebot aus Angola erhielt.
Incentive Stipendium:
- "Neue Häuser in verlassenen Dörfern" von Daniel Huhn aus Münster wird mit einer Incentive Förderung in Höhe von 7.000 Euro bedacht. Das Dokumentarfilmprojekt beschäftigt sich mit der extremen Auswanderung der jungen Bevölkerung in den Dörfern Südalbaniens und den sozialen Herausforderungen dieser Entwicklung.
Gerd Ruge Projektstipendien 2002-2014
Seit 2002 wurden 69 Projektstipendien vergeben, von denen bisher 33 realisiert wurden. Dazu gehören "I Want to See the Manager" von Hannes Lang, "Ein Appartment in Berlin" von Alice Agneskirchner, "Pfarrer" von Stefan Kolbe und Chris Wright, "Nice Places To Die" von Bernd Schaarmann und Heike Fink, "Freistil – Der Jazz und China" von Mathias Frick und "Miles & War" von Anne Thoma.
Mit ihrem Stipendium will die Film- und Medienstiftung NRW talentierten Filmemachern die Möglichkeit geben, ihre Ideen zu verwirklichen und dazu beitragen, dass anspruchsvolle Kino-Dokumentationen entstehen können. Nach der Zusage haben die Stipendiaten 18 Monate Zeit, ein qualitativ hochwertiges Dokumentarfilmprojekt für das Kino zu entwickeln.
Quelle: www.filmstiftung.de