Ariane

Deutschland 1930/1931 Spielfilm

Elisabeth Bergner im Tonfilm


Hans Sahl, Der Montag Morgen, Berlin, Nr.8, 23.2.1931


Zäher, erbitterter, ist noch nicht um den Tonfilm gekämpft worden als in dieser Woche. Was gab es nicht alles an Enttäuschungen, wieviel Aufwand an Arbeit und Energie, an Geld und Nervenkraft ist in diesen Tagen verpulvert worden. Die prominentesten Namen, die besten Schauspieler der Welt haben sich vor dem Mikrophon getroffen. Und von den drei großen Filmereignissen, auf die wir alles, aber auch alles gesetzt hatten, ist nur eines geblieben, von dem wir sagen könnten, daß es sich gelohnt hat. Es heißt: Elisabeth Bergner als Ariane.

Ich verkenne durchaus nicht die Schwächen dieses Films. Sie liegen vor allem im Dramaturgischen, in dem ungleichmäßig entwickelten Handlungsablauf, in den stockenden, abrupten Bildübergängen, in dem unaufhörlichen Abdrosseln und Wiederankurbeln der Bewegung. Mit dem Problem des Tonfilms hat man sich nicht weiter auseinandergesetzt. Es bleibt ebenso im Dunkel wie die Regie von Paul Czinner, die sich liebevoll, aber ohne künstlerischen Nachdruck um die Gestalt der Bergner bemüht. Dies alles aber, diese Unausgeglichenheit im Manuskript, diese Kargheit und Trockenheit im Filmischen – was bedeutet es angesichts einer Schauspielerin, deren Leistung mit zu dem Großartigsten gehört, was man bisher im Tonfilm zu sehen bekam. Elisabeth Bergner als Ariane – das ist ein von allen Abenteuern des Gefühls, von allen Torheiten der Liebe seltsam verwirrtes, beunruhigendes Geschöpf. Wundervoll, wie sie im Zusammenspiel mit Forster, der hier entschiedener, souveräner als in der "Dreigroschenoper", sein Tonfilmdebut antritt, alle Nuancen des Erotischen, von der ersten, schüchternen Begegnung bis zum leidenschaftlichen Geständnis variiert. Wie leicht hätte das alles zum Klischee werden können. Und mit welcher darstellerischen Klugheit, mit welcher Zartheit und Verhaltenheit wird es hier entwickelt. Man hat der Bergner oft zum Vorwurf gemacht, daß sie auf der Bühne ihre private Natur allzu sehr in den Vordergrund spiele. Hier, im Tonfilm, sind es gerade die privaten, die verborgenen Wirkungen, die sich am stärksten auf den Zuschauer übertragen, der Zauber der Erscheinung, das Spiel der Augen, die Intimität des Witzes, ein Lächeln, ein Wort, eine Geste. Herrlich. Mit dieser Geste hat die Bergner ihren Ruhm erneuert. Eine große Schauspielerin ist für den Tonfilm gewonnen worden.

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