Markt in Berlin

Deutschland 1929 Kurz-Dokumentarfilm

Markt in Berlin



Lichtbild-Bühne, Nr. 269, 11.11.1929



Diesmal war es nichts! Nach zwei Sonntagen wirklichen Genusses gab es am gestrigen Vormittage im Capitol wiederholt Gelächter und energische Pfiffe, und die Anhänger der Sonderveranstaltung "Der gute Film" wehrten sich kräftig gegen die verschrobenen Nichtigkeiten, die die Gesamtbezeichnung "Der gute Film" ganz und gar nicht verdienten. Nur wenige Lichtblicke gab es in diesem Programm, das kaum etwas von dem bot, was die Einladung versprochen hatte. René Clairs "Traumreise", E. Deslavs "Montparnasse", A. Cavalcantis "En rade" wurden aus unerklärlichen Gründen nicht gezeigt, und Deslavs Tonfilm "Marsch der Maschinen" hatte man infolge der Differenzen zwischen der Tobis und der Grammophon-Cinéma in letzter Minute vom Programm streichen müssen.

Statt dessen zeigte man nun Kurzfilme, die mehr oder minder auf forcierte Spielerei herausliefen und in ihrer pseudo-künstlerischen Verstiegenheit Gelächter an falscher Stelle hervorriefen. Auch Kurzfilme können packend, fesselnd, eindrucksstark sein, aber die Idee darf nicht in einem sinnlosen – (wenn man hier den Ausdruck wählen darf) – "Bildgestammel" untergehen, die Form darf nicht an der Absicht, "nun aber wirklich etwas Besonderes, Originelles, sozusagen heftig Künstlerisches zu zeigen", zerbrechen.

So gab es also – wie schon gesagt – nur ganz wenig Kurzfilme, die beifällig aufgenommen wurden und auch diesen Beifall verdienten. Es waren: ein Zeichentrickfilm mit der Musik von Becce, Ivens "Brücke", die Bild-Impressionen von eindringlichster Wirkung bot und W. Basses "Wochenmarkt in Berlin", ein Kurzfilm aus dem Alltag, gerade darum mit außerordentlichem Beifall begrüßt. Auch Richters "Inflation" kann noch genannt werden. Das übrige erwies sich als mißlungen. Ein wenig erfreulicher Vormittag, der durch einen kurzen Vortrag Lupu Picks eingeleitet wurde.

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