Was nützt die Liebe in Gedanken
filmportal.de TV-Tipp zu "Was nützt die Liebe in Gedanken"
Inspiriert von der "Steglitzer Schülertragödie", die im Sommer 1927 als Skandal durch die Presse ging, erzählt "Was nützt die Liebe in Gedanken" von den zwei 19jährigen Paul (Daniel Brühl) und Günther (August Diehl), die nichts weniger als alles wollen vom Leben und der Liebe. Wenn die Liebe stirbt, wollen auch sie in den Tod gehen.
Fast der gesamte Film spielt an einem heißen Juniwochenende, das die Freunde außerhalb von Berlin in einem Sommerhaus im Grünen verbringen. Als Günthers verführerische und der freien Liebe zugetane jüngere Schwester Hilde (Anna Maria Mühe) auf den Plan tritt und Paul sich in sie verliebt, entsteht eine gefährliche Konstellation. Eine Party, zu der die drei zahlreiche weitere Freunde eingeladen haben, spitzt die Situation zu und führt schließlich zu einer Katastrophe.
"Was nützt die Liebe in Gedanken" – der Titel zitiert ein authentisches Gedicht der realen Hilde – ist nach "England!" der zweite lange Spielfilm von Achim von Borries. Er schrieb ihn zusammen mit Hendrik Handloegten, der als Regisseur mit den Filmen "Paul is Dead" und "Liegen lernen" reüssierte. Wie auch diese Filme bleibt "Was nützt die Liebe in Gedanken" ganz nah bei seinen jugendlichen Protagonisten und schildert die verhängnisvollen Entwicklungen aus ihrer Perspektive. So werden die Jugendlichen mit ihren Sehnsüchten wie Ihrer Verstörung verständlich, ihre extremen Handlungsweisen plausibel.
Mit lichtdurchfluteten Bildern und getragen von seinen großartigen Darstellern erzeugt der Film eine sommerlich-schwüle, erotisch aufgeladene Atmosphäre und eine melancholische Poesie, in der von Anfang an auch die tödliche Bedrohung mitschwingt. Und er schafft das Kunststück, zugleich ein historisches Bild der "wilden Zwanziger" und ein zeitloses, eindringliches Porträt von jugendlichen Grenzgängern zwischen Lebensgier und Todessehnsucht zu zeichnen.