Der Greifer
Der Greifer
Großer Eichberg-Sieg im Ufa-Palast am Zoo. Die Zuschauer folgten hingerissen einer spannenden, von einer reißerischen Regiebegabung mit allen Mitteln des Temperamentes eingeheizten, von zwei großen Darstellern, Albers und Susa, virtuos gespielten Handlung und dankten mit stürmischem Applaus.
Katscher und Eis, die Tonfilmdioskuren, haben sich einen Stoff ersonnen, wie ihn Edgar Wallace, der Meister des zeitgemäßen Sensationsromanes, nicht geschickter hätte erfinden können. – In London geschehen geheimnisvolle Verbrechen, die von einem unbekannten Unterweltler, dem Messer-Jack, ausgeführt werden. Gemeinsam ist diesen dunklen Taten, daß alle dadurch verursachten Morde durch Wurfmesser geschehen, die man immer wieder am Tatort findet. Die Stadt ist in Aufregung, bis Sergeant Harry Croß von Scotland Yard auf die Fährte gehetzt wird. Er findet bald heraus, daß zwischen dem Verbrecher und der Kabarettistin Dolly Mooreland geheimnisvolle Zusammenhänge bestehen und die Spuren der Untaten immer wieder in den Nachtklub "Palermo" einmünden. Mit ungewöhnlich viel Witz, Scharfsinn und Mut verfolgt Sergeant Croß die Indizien, bis es ihm schließlich gelingt, die überraschende Aufklärung des Falles zu erbringen.
Der Film ist vom ersten bis zum letzten Bildmeter mit Spannung geladen; er hat in der Mitte einige Breiten, da Eichberg meint, ohne die Einlagen, denen man in jedem Tonfilm begegnet, nicht auskommen zu können, aber er hält das furiose Tempo durch und wird überall die Zuschauer schnell in seinen Bann ziehen.
Das nicht zuletzt durch die unübertreffliche Leistung von Hans Albers. Er ist nicht mehr, wie ehedem "Stuart Webbs" oder "Joe Jenkins", mit Fähigkeiten ausgestattet, die der Zuschauer nicht begreift, sondern ein natürlicher Mensch unserer Zeit, der mit Keßheit, aber, wenn es sein muß, auch mit kühler Ueberlegung zu handeln weiß. Albers, der in seiner Darstellung leicht ein wenig scharf wird, war hier vollkommen am Platze, zumal er auch sprachlich den Dialogen nichts schuldig bleibt.
Man muß das auch von der glänzenden Sprecherin Charlotte Susa behaupten, die nicht nur wieder sehr schön aussieht, sondern ihre Rolle individuell aufbaut. Ihre Kabarettistin ist nicht der typische Vamp, sondern die liebende Frau, die sich für einen Mann opfert. Sehr fein ist der psychologische Zug, daß der Zuschauer merkt, wie sie in manchen Augenblicken mit Vampmanieren spielt – aber man sieht, daß es Spiel ist, mit dem sie ihren Zweck erreichen will. (...)