Der Rebell. Die Feuer rufen

Deutschland 1932 Spielfilm

Wie "Der Rebell" entstand (Drehbericht)


Luis Trenker, ohne Quelle


Mein neuester Film "Der Rebell" ist im Oberinntal bei Finstermünz and der österreichisch-schweizerischen Grenze gedreht worden. In der malerischen Engschlucht von Alt-Finstermünz, wo die alte Paßstraße den Inn kreuzt, hat im Jahre 1809 ein erbitterter Kampf zwischen den Tiroler Bauern und den Franzosen stattgefunden. Die Bauern wehrten sich damals ihrer Haut, so gut sie konnten. Sie hatten wenig Munition, aber die Natur gab ihnen Steine und Felsblöcke, die sie von den Bergen auf den Gegner herabwälzten. Das also sollte im Film aufgenommen werden.

Die Aufnahmen waren sehr schwierig. Wir rechneten uns aus, wie es möglich sei, die Gesteinsmassen ins Tal zu schicken, ohne die dortigen Statisten zu gefährden. Steine sind schließlich keine Schneeklumpen! Wir bauten eine Schanze aus Baumstämmen, stapelten hinter ihr Steine und Felsgeröll auf und sicherten das Ganze durch Seile. Der Absturz der Gesteinsmassen sollte so geschehen, daß – wenn die Franzosen die Brücke von Alt-Finstermünz passierten – die Seile durchschnitten werden und die Steine herabfallen sollten.

Die Aufnahmen begannen, die französischen Truppen passierten die Brücke, jetzt wurden die Seile durchschnitten, das Bombardement mußte beginnen. Aber nichts geschah. Die Baumstämme waren vorn zwischen den Steinen festgeklemmt und die Schanze stürzte nicht ab. Mißlungen! Das konnte ein zweites und drittes Mal ebenfalls passieren. Wir entschlossen uns also, von dem Absturz der Schanze abzusehen und statt dessen eine Felsspitze zu sprengen. Minen wurden gegraben, 20 Kilogramm Ekrasit eingebaut, die vermittels elektrischer Zündung die Sprengung bewirken sollten.

An diese Aufnahme werde ich mein Leben lang denken. Eine ungeheure Verantwortung lastete auf mir, denn wir hatten zwar berechnet, wie die Felsmassen fallen würden, doch konnte ein nur um ein geringes stärkerer Explosionsdruck nicht nur das Leben der Komparsen, sondern auch die Brücke, die ich für die Aufnahme verstärken, das heißt beinahe neu bauen mußte, ehe ich die Filmerlaubnis erhielt, gefährden und vernichten. Ich beschloß, erst dann zünden zu lassen, wenn zwei Drittel der Brücke von den die Franzosen darstellenden Statisten bereits passiert worden waren: die Gesteine sollten den leeren Teil der Brücke zudecken. Aber immer kommt es anders als man denkt. "Achtung! Aufnahme! Los!" kommandierte ich. Die Truppen marschierten über die Brücke, zwei Drittel der Brücke sind bereits passiert, es gibt einen Knall, die Steinlawine setzt sich in Bewegung, von Staub- und Schuttmassen begleitet, und fällt ausgerechnet über die Marschierenden auf dem letzten Drittel der Brücke.

Mir blieb ein Aufschrei von Entsetzen im Halse stecken. Wie viele Verwundete? Aber Glück muß der Mensch haben. Niemand war getroffen. Noch einmal aber möchte ich eine solche Aufnahme mit so viel Verantwortung nicht wieder drehen.

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