Märkische Forschungen
Märkische Forschungen
Günter de Bruyns "Erzählung für Freunde der Literaturgeschichte" ist vor allem eine hintersinnige Epistel über zwei Charaktere und Attitüden im alltäglichen Sozialismus. Wie zu lesen, war der Autor der Meinung, er glaube nicht, daß man daraus einen Film machen könne (mit dem Zusatz: andererseits verstünde er nichts davon). Von Roland Gräf, dem Regisseur, lese ich folgende Sentenz: "Mir war klar, daß diese Erzählung, dicht von vorne bis hinten, komprimiert, die pure Literatur, unverfilmbar war. Doch gleichzeitig ging davon eine Provokation aus: Dafür eine filmische Entsprechung zu finden, durch die Substanz gezwungen zu werden, ebenfalls eine gewisse Substanz zu erreichen."
Provokation und Zwänge einer substantiellen Erzählung für den Film – wie auch immer – das jetzt vorliegende Resultat offenbart die kluge Einsicht, nicht etwas ganz anderes machen zu wollen und zu können. Das Mysterium des Mediumspezifischen (was immer man darunter verstehen mag) wurde gleichsam gegenstandslos. André Bazin hat in seinem Aufsatz "Für ein unreines Kino – Plädoyer für die Adaption" die Behauptung, die Adaption von Literatur sei ein unproduktiver Vorgang als "unsinnig" bezeichnet und dagegen gesetzt: "Literatur und Film werden von denjenigen verraten, die sich unter dem Vorwand bestehender Forderungen der Leinwand nicht im geringsten um Werktreue bemühen." Der Film habe, so Bazin, äußerlich nichts mehr zu gewinnen. "Ihm bleibt, seine Ufer weiter zu bewässern, sich zwischen die Künste zu mischen, in die er so schnell seine Schluchten gegraben hat, sie arglistig zu umschließen, in den Untergrund einzudringen, um unsichtbare Gänge zu graben."
Ich stolperte noch einmal darüber, daß der Film eine Komödie genannt wird. Wenn auch mit dem Hilfspunkt einer "nicht alltäglichen" oder "traurigen" Komödie. In den gängigen Definitionen lese ich über die Komödie, daß sie die Auflösung einer Größe ins Nichts zeige, daß mit ihr die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit oder ihren Anachronismen scheide. In den "Märkischen Forschungen" löst sich wahrlich keine "Größe" in ein angenehmes Nichts auf.