Wilhelm Tell: Die Sonne strahlt. Nr. 78
Quelle: Deutsches Filminstitut - DIF / Sammlung Neumayer
Tonbild zum Finale von Rossinis Oper "Wilhelm Tell" (1829), 4. Akt "Die Sonne strahlt nach Sturmesnacht". Für die Kamera als sehr statisches Tableau umgesetzt, mit einem gemalten Hintergrund, der Felsen, Ozeanwellen und den Bugspriet eines Schiffes zeigt. Bei der Darstellerin auf der linken Seite, die die voluminöse Hedwig mit einem "mediterranen" Akzent verkörpert, handelt es sich vermutlich um die auf der Tonaufnahme zu hörende Opernsängerin Hermine Kittel selbst. Rechts im Bild, die von Elise Elizza gesungene Mathilde darstellend, ist die Sopran-Playback-Darstellerin zu sehen, die in den meisten von der Deutschen Bioscope GmbH produzierten Opern-Tonbildern eingesetzt wurde.
Tonbild ist eine Bezeichnung für frühe Kinofilme mit Synchronton (aufgezeichnet und abgespielt im Nadeltonverfahren). In Deutschland begann die Produktion von Tonbildern um 1903: Die Kamera filmte Schauspieler im Playback-Verfahren zu einer auf Schellackplatte vorliegenden Tonaufnahme. In der Kinovorführung wurde der (normalerweise noch handgekurbelte) Projektor mit dem Grammophon synchronisiert. Die kurzen Filme zeigten vorzugsweise beliebte Musikstücke aus Oper, Operette und Revue. Es entstanden sogar spezielle Tonbild-Theater für das extrem populäre Genre. Noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 endete die kurze Ära des Tonbildes wieder. Um 1908 in großer Zahl gedreht, gehören sie heute zu den Raritäten des frühen Filmerbes.