Die Filmemacherin, Fotografin und Malerin Dore O. ist gestorben. Sie zählte zu den wichtigsten deutschen Experimentalfilmemacher*innen.
1946 als Dore Oberloskamp in Mülheim geboren, studierte sie Design an der Fachhochschule Krefeld und später Malerei in Hamburg und Perugia. Bereits ihre erste Regiearbeit, die sie 1967 gemeinsam mit Werner Nekes drehte, erregte Aufmerksamkeit: Der neunminütige "jüm-jüm" erhielt 1970 beim Bundesfilmpreis das Filmband in Silber für den Besten Kurzfilm.
Mit ihrem Ehemann Werner Nekes arbeitete Dore O. neben ihren Soloarbeiten immer wieder zusammen. Gemeinsam mit ihm sowie mit Helmut Herbst, Hellmuth Costard, Thomas Struck und anderen gründete sie 1968 die "Hamburger Filmmacher Cooperative". Ihre erste Solo-Regiearbeit war "Alaska" (1968), über den Wilhelm Roth schrieb, er sei "der schönste deutsche Film der letzten Zeit. Er übertrug auf mich ein Gefühl der Ruhe und überwand damit das Gefühl der Angst, das hinter seinen Bildern lauerte".
1972 nahm Dore O. an der legendären documenta 5 in Kassel teil, auf der erstmals auch Filme präsentiert wurden. Für "Kaskara" (1974) erhielt sie sowohl den Preis der deutschen Filmkritik als auch - als erste Frau - den großen Preis des Avantgarde-Filmfestivals im belgischen Knokke EXPRMNTL 5.
Dore O. vereinte in ihren Arbeiten abstrakte Konzepte mit sinnlicher, assoziativer Herangehensweise und lyrischen Stimmungen. Immer wieder beschäftigte sie sich mit den Eigenschaften und Oberflächen des Filmmaterials, filmte beispielsweise vorhandenes Material von der Leinwand ab, spielte mit malerischen Elementen oder Lichteffekten wie Blitzlichtern, erprobte aber auch klassischer anmutende narrative Muster, bis hin zum abendfüllenden Spielfilm "Candida" von 1991.
Ihr letzter eigenständiger Film war "Eye-Step" (2000). Danach verwendete sie Film als Teil von Installationen aus Projektionen, Gemälden, Objekten und bearbeitetem Filmmaterial. 2012 wurde sie mit dem Herrmann Lieckfeld-Preis ihrer Heimatstadt Mülheim ausgezeichnet. Ausgestellt wurden ihre Werke unter anderem in Los Angeles, Wien, Sevilla, Bogotá und Breslau.
Am 7. März wurde Dore O. in der Nähe ihres Hauses in Mülheim an der Ruhr tot aufgefunden. Sie wurde 75 Jahre alt.