Klaus Wildenhahn gestorben

Der wegweisende Dokumentarfilmer Klaus Wildenhahn ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 88 Jahren gestorben.

 

Klaus Wildenhahn, geboren 1930 in Bonn, gilt als Wegbereiter des modernen Dokumentarfilms in Deutschland. In den 1960er Jahren etablierte er die unmittelbare und radikal neue Ästhetik und Methodik des "Direct Cinema" in westdeutschen Fernseh- und Kinoproduktionen. Bemerkenswert ist dabei, dass der studierte Soziologie, Publizist und Politologe eher zufällig zum Film kam. Eine Begegnung mit dem britischen Dokumentarfilmer Richard Leacock hatte ihn Ende der fünfziger Jahre dazu inspiriert, selbst Regisseur zu werden.

Ab 1959 war er für den NDR tätig; in verschiedenen Positionen realisierte er über vierzig lange und kurze Dokumentarfilme. Als Filmemacher, der mit seinen Arbeiten und dokumentarischen Zyklen immer wieder den Status Quo von Gesellschaft, Politik, Popkultur sowie seines eigenen Mediums hinterfragte, formte Wildenhahn dabei maßgeblich die Idee eines ebenso künstlerischen wie engagierten Kinos. Seine thematische Bandbreite reichte von Filmen über Arbeitskämpfe, etwa in dem preisgekrönten Mehrteiler "Emden geht nach USA" (1976), bis zu faszinierenden Künstlerporträts, etwa über John Cage, Pina Bausch und Merce Cunningham. Dabei romantisierte er das kreative Wirken nicht, sondern zeigte auch das Erschaffen von Kunst als Arbeitsprozess.

Aber auch als Poet, Autor und Lehrender prägte Wildenhahn folgende Filmemacher-Generationen. Als Regisseur wie auch als Theoretiker stand er im Dienst "eines emphatisch verstandenen Dokumentarfilms (…), der sich statt im Getöse spektakulärer Dramen eher im unscheinbaren Dazwischen des Alltäglichen verortet", so die Filmkritikerin Silvia Hallensleben. Bis heute haben seine vielfältigen Arbeiten nichts von ihrer Relevanz und Frische verloren.

Am 9. August 2018 starb Klaus Wildenhahn in Hamburg.