Am Freitag, den 30. Juni, wurden auf dem Filmfest München deutsche Nachwuchstalente mit dem begehrten Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet.
Die Jury - Produzentin Verena Gräfe-Höft, Produzent Michael Weber und Schauspieler Edgar Selge - bedachte "Sommerhäuser" mit zwei Preisen: Sonja Maria Kröner wurde für die Beste Regie ausgezeichnet; Philipp Worm und Tobias Walker für die Beste Produktion.
In ihrem Debütfilm unternimmt Kröner eine Zeitreise in die 1970er Jahre und zeichnet in atmosphärischen Bildern das Porträt einer Familie. Darin wird im schwülen Sommer des Jahres 1976 der Familiengemeinschaftsgarten zum Schauplatz absurder, komischer Situationen. Die Jury begründet ihre Entscheidung so: "Mit dem Mut zum entschleunigten Erzählen zeigt uns die Regisseurin dennoch welche elektrifizierende Kraft unter der Oberfläche von Familienstrukturen schlummert."
Annika Meier wurde für ihre Rolle in Arne Feldhusens Techno-Trip "Magical Mystery oder: die Rückkehr des Karl Schmidt" mit dem Preis als Beste Darstellerin ausgezeichnet: "In einer wilden Truppe durchgeknallter Stars der DJ- und Techno-Szene, deren Zentrum grandios von Charly Hübner verkörpert wird, ragt die Schauspielerin Annika Meier durch ihr knappes, direktes und ernsthaftes Spiel heraus", so die Jury. "Es ist die Konsequenz, mit der die Schauspielerin ihre Beziehung zum labilen Karl Schmidt alias Charly Hübner Stück für Stück durchsetzt, die beeindruckt."
Julia Langhof und Thomas Gerhold erhalten für "Lomo - The Language of Many Others" den Preis für das Beste Drehbuch. Die Zwillinge Karl und Anna stehen kurz vor dem Abitur: Während die ambitionierte Anna schon ziemlich genau weiß, wie ihr Leben verlaufen soll, widmet Karl lieber seine ganze Aufmerksamkeit seinem Blog "The language of many others". Dort postet er unter anderem auch persönliche Aufnahmen seiner eigenen Familie, was Karls Verhältnis zu seinem Vater vor eine Zerreißprobe stellt.
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino ist einer der wichtigsten und höchstdotierten Nachwuchspreise in Deutschland. Gestiftet wird der insgesamt mit 70.000 Euro dotierte Preis von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank. Nominiert sind automatisch alle RegisseurInnen, DrehbuchautorInnen, SchauspielerInnen und ProduzentInnen, die ihre Spielfilme in der Festivalsektion Neues Deutsches Kino vorstellen, sofern es sich um ihren ersten, zweiten oder dritten langen Kinospielfilm handelt. Bei Produzenten darf es maximal der sechste Film sein.
Die Preisverleihung und die anschließende Party fanden in der Hochschule für Fernsehen und Film München statt – eine ausgelassene Feier für den jungen deutschen Film.
Die Preisträger Förderpreis Neues Deutsches Kino 2017 - Die Begründungen der Jury
Förderpreis Neues Deutsches Kino: REGIE (30.000 Euro)
Sonja Maria Kröner für "Sommerhäuser"
Wir waren beeindruckt von der virtuosen Regieführung, die scheinbar mühelos ein generationsübergreifendes Schauspielensemble durch den Mikrokosmos eines Gartens dirigiert. Mit dem Mut zum entschleunigten Erzählen zeigt uns die Regisseurin dennoch welche elektrifizierende Kraft unter der Oberfläche von Familienstrukturen schlummert. Für diese besondere Regieleistung möchten wir Sonja Maria Kröner für ihre Arbeit an "Sommerhäuser" auszeichnen.
Förderpreis Neues Deutsches Kino: SCHAUSPIEL (10.000 Euro)
Annika Meier für "Magical Mystery oder: die Rückkehr des Karl Schmidt"
In einer wilden Truppe durchgeknallter Stars der DJ und Technoszene, deren Zentrum grandios von Charly Hübner verkörpert wird, ragt die Schauspielerin Annika Meier durch ihr knappes, direktes und ernsthaftes Spiel heraus. Das ist in diesem großartigen, figurenreichen Ensemble auf seiner chaotischen Magical Mystery Tour eine verblüffende Leistung. Es ist die Konsequenz, mit der die Schauspielerin ihre Beziehung zum labilen Karl Schmidt alias Charly Hübner Stück für Stück durchsetzt, die beeindruckt. Durch alle 16 Filme hindurch in dieser Münchner Filmfestwoche bleibt ihr Spiel im Gedächtnis.
Förderpreis Neues Deutsches Kino: DREHBUCH (10.000 Euro)
Julia Langhof und Thomas Gerhold für "Lomo - The Language of Many Others"
Wir möchten in der Kategorie Drehbuch zwei Autoren auszeichnen, die bewiesen haben, dass sie wussten was sie erzählen wollten. Sehr klar beschreiben sie einen Aspekt, ein Lebensgefühl einer jungen Generation, für die die unendlichen Weiten des Internets längst alltäglich geworden sind. Die weitreichenden Auswirkungen sind es hingegen nicht immer unbedingt. In einer der schönsten Schlüsselszenen des Films verdeutlichen dies die unbestimmten Stimmen, inszeniert als Allegorie wie ein griechischer Chor. Für diese herausragende Bucharbeit herzlichen Glückwunsch an Julia Langhof und Thomas Gerhold. ("Lomo - The Language of Many Others")
Förderpreis Neues Deutsches Kino: PRODUKTION (20.000 Euro)
Philipp Worm und Tobias Walker für "Sommerhäuser"
Wir kommen zur Kategorie Produktion. Hier möchten wir den Film und seine Produzenten auszeichnen, die durch das Zusammenspiel aller Gewerke die Klaviatur des Filmherstellens perfekt (gekonnt) beherrschen. Sie präsentieren uns ihren Film wie ein reinigendes Sommergewitter, um einem wundervollen Schauspielensemble dabei zuzusehen, wie sie uns die Komplexität des normalen Lebens spiegeln. Wir freuen uns sehr, Tobias Walker und Philipp Worm für "Sommerhäuser" auszuzeichnen.
Quelle: www.filmfest-muenchen.de