K 13 513. Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines
Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines
Rheinische Zeitung, 16.10.1926, zit. nach Film-Kurier, Nr. 253, 28.10.1926
Der Gedanke ist herrlich, ist filmisch. Berthold Viertels Regie schafft ihn zum Erlebnis. Ein kleines Mädel bekommt K 13513 als erstverdientes Geld, der Freund zeichnet ihn mit einem Kreuz. Nun rankt sich ihr Schicksal und das vieler um diesen kleinen flattrigen Schein, bis er wieder zu ihnen zurückkommt in dem Moment, da sie sich für immer finden. Sie wissen nicht, daß Mord und Blut, Wollust und Geschäft, Müll und Leihhaus an ihm hängen. In einer fliegenden Stunde nehmen wir Teil an diesem fliegenden Schein, sehen ihn gehen und reisen von Hand zu Hand, sehen in den Erlebnissen des Zehnmarkscheins das Schicksal der Großstadt oben und unten. Ein Sohn mordet um 10 Mark, die verzweifelte Mutter dreht den Gashahn auf, die Tochter wird um des Bruders Schuld aus der Arbeitsstelle entlassen, sie findet einen älteren "Beschützer", der sein Verlangen nach ihr hinter Mildtätigkeit verbirgt; das ist der Schlußakkord. Berthold Viertel schafft eine Welt des Alltags um uns, ihre Echtheit ist verblüffend, tut weh und ist ein notwendiges Spiegelbild. "Seht, so seid ihr" sagt der Film vom Zehnmarkschein! Wer hört darauf? Klarste Bildeinheit zwischen Aufnahme und Darstellung, am stärksten der Russe Sokoloff vom Tairofftheater, der um 10 Mark zum Mörder wird. Die sogenannten Fortbildungsschulen, Gymnasiasten und halbwüchsige Mädels müßten auf Anordnung ihrer Autoritäten diesen Film sehen. Lebendige Anschauung unserer Zeit ist die beste Lehre für bessere Zukunft. Berthold Viertel sei Dank für diesen Film lichtloser Gegenwart.