Die ersten sieben Filme sind für das Programm der Perspektive Deutsches Kino 2015 eingeladen: Bislang sind es fünf lange und zwei kürzere Spielfilme.
"Es tut sich was im deutschen Film, heißt es überall auf Podien, in Blogs und Fachzeitschriften. Wir wollen dem Affen Zucker geben und auffällige Spielfilme zeigen, in denen unterschiedliche Stilrichtungen neu erkundet werden", beschreibt Sektionsleiterin Linda Söffker ihre bisherige Auswahl. "Es wird märchenhaft, energiegeladen, traurig, blutig, psychisch anstrengend, auch lustig und vor allem spielerisch – Let's play!"
Mehrere Regisseurinnen und Regisseure des Programms haben sich für die Form des Cross Genre entschieden. Sie arbeiten interdisziplinär und verbinden Elemente verschiedener Genres zu einem neuen Stil. Der erste Langspielfilm von Nikias Chryssos, "Der Bunker" (P: Kataskop Film, Heidelberg; Co-P: Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion, Köln), erschafft seine eigene Welt zwischen absurder Komödie, Horrorfilm, Melodram und B-Movie."HomeSick" (P: Mojo:pictures Jakob M. Erwa Filmproduktion, Berlin), der zweite lange Spielfilm von Jakob M. Erwa, bedient sich u.a. verschiedener Regeln des Thrillers, kombiniert mit impressionistischem Arthouse-Kino. Und der zweite lange Spielfilm von Michael Krummenacher, "Sibylle" (P: Passanten Filmproduktion, München; Co-P: BR und HFF München), ist eine Mischung aus Drama, Mystery, Psychothriller und Horror. Alle drei Filme erzählen von (mindestens) einem psychotischen Charakter, der, ausgelöst durch Strenge, Disziplin, Angst oder Leistungsdruck, seiner Umwelt das Leben zur Hölle macht und einen – mehr oder weniger normalen – Familienalltag zum Horror steigert.
Auch Mara Eibl-Eibesfeldt spannt in ihrem Debütfilm "Im Spinnwebhaus" (P: Tellux Film, Stuttgart; Co-P: SWR, Baden-Baden) sehr gekonnt einen Bogen zwischen verschiedenen Polen. Sie kleidet ein Sozialdrama in ein modernes Märchen in schwarz-weiß und bewegt sich an der Grenze von brutaler Realität und kindlicher Fantasie. Eine alleinerziehende Mutter (Sylvie Testud), die es nicht schafft, ihrem Rollenbild als liebende und sich sorgende Mutter gerecht zu werden, und deshalb für einige Zeit verschwindet, ist der Auslöser für die Erzählung um den festen Zusammenhalt ihrer drei zurückgelassenen Kinder.
Anne Ratte-Polle verkörpert gleich in zwei Filmen der Perspektive die titelgebende Hauptrolle, einmal als Sibylle (siehe oben) und einmal als Wanja im gleichnamigen ersten Langspielfilm von Carolina Hellsgård. In "Wanja" (P: Flickfilm, Berlin; Co-P: Storytellers, Hamburg) spielt sie eine 40-jährige Frau, die nach jahrelanger Haft zurück ins Leben geworfen wird und nun – fernab von Kriminalität und Drogensucht – einen neuen Weg für sich sucht. Carolina Hellsgård war mit ihren Kurzfilmen schon auf vielen internationalen Festivals zu sehen und gewann dort Preise, Wanja ist nun ihr Debütfilm.
Zwei auffällige mittellange Filme sind zudem eingeladen: "Ein idealer Ort" (P: WirFilm, München; Co-P: HFF München) von Anatol Schuster und "I Remember" (Trimaphilm, München; Co-P: HFF München) von Janna Ji Wonders. Anatol Schusters Hochschulfilm greift das Thema des Eigenlebens von Orten und Räumen auf, das sich durch viele bisher eingeladene Filme des Programms zieht und sich oft schon im Titel spiegelt ("Bunker", "Spinnwebhaus", "HomeSick", "Ein idealer Ort"). Die in Kalifornien aufgewachsene Musikerin und Regisseurin Janna Ji Wonders hat sich zu ihrem Film von einer Kurzgeschichte des Autors Zoran Drvenkar und von dem Song des Singer-Songwriters Boo Hewerdine "I remember" inspirieren lassen. Sie verortet die sehnsuchtsvolle Stimmung des Songs in die kalifornischen Küstenorte Bolinas und Bodega Bay, wo sie einen Teil ihrer Jugend verbracht hat.
Das gesamte Programm der Perspektive Deutsches Kino wird im Januar bekannt gegeben.
Quelle: www.berlinale.de