Berlinale Shorts 2014

25 Filme aus 21 Ländern konkurrieren 2014 um den Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm und den Silbernen Bären Preis der Jury: Gleichberechtigt laufen Kurzspiel-, Dokumentar-, Experimental-, Essay- und Animationsfilme. Knapp ein Drittel der Produktionen ist nicht digital, sondern auf Film gedreht, oder beschäftigt sich mit dem Medium Film als Träger.

Eine Tendenz, die sich in einer weltweiten Bewegung von Filmlaboren widerspiegelt, die das Material wieder selber entwickeln. In dieser Rückversicherung auf das "Echte" liegt auch eine Sehnsucht. Trauerarbeit durchzieht das Programm. Die Notwendigkeit sich mit dem Sterben zu befassen, bringt Seelenlandschaften auf die Leinwand, die sich zwischen den Extremen von Männerbünden mit Pumpguns vor der Brust ("Tant qu'il nous reste des fusils à pompe"), nackten Frauen, die mit einem großen Lachen durch die unberührte Natur Macaos laufen ("Taprobana") und Eltern in der kubanischen Provinz, - die den Selbstmord ihres zwölfjährigen Sohnes zu verstehen versuchen – ("Un Paraíso"), bewegen.

1955 hat Heinz Sielmann für seinen Film "Die Zimmerleute des Waldes" bei der Berlinale die erste Kleine Goldene Plakette für den Besten Kurzfilm gewonnen. 2014 stellt Ulu Braun, Preisträger des Deutschen Kurzfilmpreises 2013 in der Kategorie Experimentalfilm ("Forst", Berlinale Shorts 2013) seinen neuen Film "Birds" vor. Sein poetischer Ansatz, Natur und urbanes Leben zusammenzubringen, erlaubt Parallelen auf der Leinwand zu sehen, die sonst in einer zeitgenössischen Geschwindigkeit untergehen. Frieder Schlaich, Regisseur, Produzent und Verleiher (Filmgalerie 451, u.a. Schlingensief, Herzog) ist mit Patti Smith an das Grab von Jean Genet in Tanger gezogen, um ein Versprechen einzulösen. Das südafrikanische Ensemble um Pauline Malefane und Mark Dornford-May, Gewinner des Goldenen Bären 2005 mit "U Carmen eKhayelitsha", kommt mit einer Neuinszenierung von Benjamin Brittens "Noye's Fludde", "Unogumbe", zurück. Noah ist eine Frau und die Arche wird vor den Townships gebaut. Mahdi Fleifel ("A World Not Ours", Panorama 2013), ist mit dem hybriden Dokumentarfilm "Xenos" vertreten, in dem er die aus dem Libanon geflohenen Freunde in Athen wiedertrifft.

Die Internationale Kurzfilmjury vergibt den Goldenen und Silbernen Bären, den DAAD-Kurzfilmpreis sowie den Berlin Short Film Nominee for the European Film Awards. Über die Preise entscheiden der indonesische Regisseur Edwin, der zuletzt 2012 im Wettbewerb der Berlinale mit "Postcards from the Zoo" vertreten war,  Nuno Rodrigues, künstlerischer Direktor des Kurzfilmfestivals Vila do Conde und Gründer der Kurzfilmagentur Agência - Portuguese Short Film Agency in Portugal sowie die libanesische Kuratorin Christine Tohme.

Mitglieder der Internationalen Kurzfilmjury (in alphabetischer Reihenfolge):

Edwin (Indonesien)
Der Regisseur Edwin wurde 1978 in Surabaya in Indonesien geboren. Er studierte Grafikdesign an der Universitas Kristen Petra in Surabaya und Film am Institut Kesenian Jakarta. 2009 war Edwin mit seinem Kurzfilm "Trip to the Wound" Gast der Berlinale. Im selben Jahr wurde sein Spielfilmdebüt "Blind Pig Who Wants to Fly" auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam mit dem Fipresci Award ausgezeichnet. "Postcards from the Zoo" ist sein zweiter Spielfilm, bei dem Edwin auch das Drehbuch schrieb. Der Film lief bei der 62. Berlinale im Wettbewerb und hatte dort seine Weltpremiere. Zurzeit arbeitet er an seinem dritten Spielfilm.

Nuno Rodrigues (Portugal)
Kurator und Programmer Nuno Rodrigues ist Gründungsmitglied und künstlerischer Direktor des portugiesischen Filmfestivals Curtas Vila do Conde. 1999 gründete er Agência - Portuguese Short Film Agency, bei der er Vorstandsmitglied ist und die Promotion und den Vertrieb portugiesischer Kurzfilme auf internationalen Märkten verantwortet. Seit 2005 ist er künstlerischer Leiter und Koordinator der Galerie Solar in Vila do Conde, wo er zahlreiche Ausstellungen kuratierte. In den letzten Jahren war er zudem als Filmproduzent aktiv und ist seit 2013 Vize-Präsident von Short Circuit, einem Netzwerk für die europaweite Distribution von Film und Videokunst.

Christine Tohme (Libanon)
Christine Tohme ist Kuratorin und Direktorin der 1994 gegründeten gemeinnützigen Organisation Ashkal Alwan – The Lebanese Association for Plastic Arts. Die Non-Profit-Organisation hat sich im Laufe der Jahre für die Produktion, Förderung und Verbreitung von zeitgenössischer Kunst in verschiedenen Disziplinen und Medien engagiert. Zu deren Plattformen gehören "Home Works", ein Forum zu kulturellen Gepflogenheiten, und das "Home Workspace Program", ein kostenloses internationales Kunstprogramm auf Postgraduierten-Level. 2006 wurde sie für ihre künstlerischen und sozialen Verdienste mit dem Prince Claus Award geehrt.

Berlinale Shorts 2014:

"Afronauts", Frances Bodomo, USA, 13’ (IP)
"Birds", Ulu Braun, Deutschland, 15’ (WP)
"La Casona" ("Das große Haus"), Juliette Touin, Kuba, 25’ (IP)
"darkroom", Billy Roisz, Österreich, 13’ (WP)
"Do serca Twego" ("Zu seinem Herzen"), Ewa Borysewicz, Polen, 10’ (IP)
"Im Tekhayekh, Ha’Olam Yekhayekh Elekha" ("Lache und die Welt lacht mit dir"), Familie al-Haddad/Ehab Tarabieh/Yoav Gross, Israel / Palästinensische Gebiete, 21’ (WP)
"Kamakura" ("Schneehut"), Yoriko Mizushiri, Japan, 5’ (WP)
"Laborat", Guillaume Cailleau, Deutschland, 21’ (WP)
"Marc Jacobs", Sam de Jong, Niederlande, 17’ (WP)
"Om Amira", Najy Esmail, Ägypten, 25’ (IP)
"Optical Sound", Elke Groen/Christian Neubacher, Österreich, 11’ (WP)
"Person to Person", Dustin Guy Defa, USA, 18’ (IP)
"Raconte-moi des salades" ("Das Boot"), Olias Barco, Belgien / Frankreich, 10’ (WP)
"As Rosas Brancas" ("Die weißen Rosen"), Diogo Costa Amarante, Portugal / USA, 20’ (WP)
"Sky Lines", Nadine Poulain, Serbien, 10’ (IP)
"Solo te puedo mostrar el color" ("Ich kann dir nur die Farbe zeigen"), Fernando Vílchez Rodríguez, Peru, 26’ (WP)
"Symphony no. 42", Réka Bucsi, Ungarn, 10’ (WP)
"Tant qu’il nous reste des fusils à pompe", Caroline Poggi/Jonathan Vinel, Frankreich, 30’ (WP)
"Taprobana", Gabriel Abrantes, Portugal / Sri Lanka / Dänemark, 24’ (WP)
"Three Stones for Jean Genet", Frieder Schlaich, Deutschland, 7’ (WP)
"Unogumbe" ("Noahs Sinnflut"), Mark Dornford-May, Südafrika, 35’ (EP)
"Un Paraíso" ("Ein Paradies") Jayisha Patel, Kuba, 14’ (WP)
"Washingtonia", Konstantina Kotzamani, Griechenland, 24’ (WP)
"Wonder", Mirai Mizue, Frankreich / Japan, 8’ (WP)
"Xenos", Mahdi Fleifel, Dänemark / Großbritannien, 13’ (WP)
(WP = Weltpremiere, IP = Internationale Premiere)

Quelle: www.berlinale.de