"Die Brücke", Gründgens' "Faust", "High Noon", "Citizen Kane", "La Strada" - klingende Namen sind das und echte Meilensteine der deutschen und internationalen Filmgeschichte.
Das Deutsche Filminstitut - DIF in Frankfurt hat nun von der KINEOS GmbH, Oberhaching, die exklusiven Kino-Vertriebsrechte für mehrere Tausend Filme aus dem Bestand der ehemaligen Kirch-Gruppe für Deutschland, die Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg erhalten. Der in der Landeshauptstadt Wiesbaden beheimatete Filmverleih des Instituts wird damit in die Lage versetzt, filmkulturell bedeutende Werke zentral den Kinos anzubieten und die Verbreitung des Filmerbes zu unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen Jan Mojtos KINEOS und dem Institut umfasst auch die Digitalisierung von Filmklassikern, damit diese in den technisch umgerüsteten Kinos auch künftig gezeigt werden können. Für Claudia Dillmann, Direktorin des Instituts, ist der jetzt in Kraft getretene Vertrag deshalb auch ein "ganz wichtiger Schritt, das Filmerbe auf den Leinwänden lebendig zu halten".
In Zeiten, in denen Kinos systematisch von analoger auf digitale Projektionstechnik umrüsten, ist die Digitalisierung herkömmlichen, analogen Filmmaterials von zentraler Bedeutung. Die digitale Abtastung in hoher Qualität ist aufwändig und höchst kostenintensiv und nur mit Hilfe von zusätzlichen Fördermitteln leistbar. Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat nun dem Institut aus Mitteln der Digitalisierungsoffensive des Bundes für dieses Jahr 100.000 Euro für die Digitalisierung von Filmen zugesagt. Damit möchte das Institut immer wieder nachgefragte Titel wie den Nachkriegsskandalfilm von Willi Forst, "Die Sünderin", oder den Käutner-Klassiker "Des Teufels General" digitalisieren. Auch für diese beiden Filme hat das Institut das Vertriebsrecht erhalten.
Zu den Filmen, die in den exklusiven Verleih des DIF übergehen, gehören weitere herausragende Titel der deutschen Filmgeschichte. Stummfilmklassiker wie Richard Oswalds "Unheimliche Geschichten" (1919) und G.W. Pabsts "Der Schatz" (1922/23) sind ebenso zu finden wie prägende Filme der Nachkriegszeit, darunter Helmut Käutners "Der Hauptmann von Köpenick", Rolf Thieles "Das Mädchen Rosemarie" (1958) oder Bernhard Wickis "Die Brücke" (1959) - ein Film, der das Trauma des Zweiten Weltkriegs für ganze Generationen fassbar machte.
Auch zahlreiche Highlights der internationalen Filmgeschichte zählen zu den mehreren Tausend Titeln aus dem Rechtestock der KINEOS. Alle Regiegrößen des klassischen Hollywoodkinos sind vertreten, seien es Howard Hawks mit "Bringing Up Baby" ("Leoparden küsst man nicht", USA 1938), Alfred Hitchcock mit "Foreign Correspondent" ("Mord", USA 1940), Fred Zinnemann mit "High Noon" ("Zwölf Uhr Mittags", USA 1952) oder Orson Welles mit "Citizen Kane" (USA 1941). Roberto Rossellinis "Roma, Città Aperta" ("Rom - Offene Stadt", Italien 1945) und Federico Fellinis "La Strada" ("Das Lied der Straße", IT 1954) sind unvergessene Beispiele des italienischen Kinos.
Dass KINEOS das exklusive Vertriebsrecht an das DIF übertrug, sehen Moritz von Kruedener, in der Geschäftsleitung von KINEOS, und Claudia Dillmann auch "als logische Folge einer langen, vertrauensvollen Zusammenarbeit", zumal KINEOS seit Jahren dem Verwaltungsrat des Instituts angehört. Moritz von Kruedener betont: "Unser Hauptinteresse an einer zentralen Kinoauswertung ist ein lebhafter und möglichst breit angelegter Verleih dieser Klassiker. Das DIF mit seiner filmhistorischen Kenntnis und den guten Kontakten zur deutschen Kinolandschaft ist dabei ein idealer Partner."
Das Filmarchiv des DIF mit Sitz in Wiesbaden wird nun neben den bisher bereits gesammelten Filmen aus dem KINEOS-Rechtestock Hunderte weiterer Filmkopien zusätzlich in seinen Bestand übernehmen - analoge und digitale Verleihkopien, sogenannte DCP (Digital Cinema Packages), aber auch hochaufgelöste Blu-rays, um sie von der Landeshauptstadt aus an Kinos in Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg zu vermitteln.
Mit 12 Filmen zeigt das DIF im März eine kleine Auswahl der KINEOS-Klassiker in einer eigens zusammengestellten Filmreihe, darunter "High Noon", "Citizen Kane" und "Foreign Correspondent" (USA 1940, R: Alfred Hitchcock) sowie Helmut Käutners "Der Hauptmann von Köpenick" (BRD 1956), Wolfgang Staudtes "Kirmes" (BRD 1960), Luchino Viscontis "Bellissima" (IT 1951), "Top Hat" mit Fred Astaire (USA 1935) und Bernhard Wickis "Die Brücke" (BRD 1959). Spielorte sind das Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt und die Caligari FilmBühne in Wiesbaden.
Das Deutsche Filminstitut - DIF nimmt gemeinsam mit anderen Institutionen die Aufgaben einer zentralen deutschen Kinemathek wahr. Sein Filmarchiv in Wiesbaden verwahrt mehr als 20.000 Filmkopien unterschiedlicher Formate und bündelt das gesamte Leistungs- und Arbeitsspektrum: Konservierung, Restaurierung, Umkopierung, Filmverleih und die Digitalisierung von Filmen. Durch die Übernahme der Verleihrechte für die mehreren Tausend KINEOS-Titel wird das Archiv nun weiter ausgebaut.
Quelle: Deutsches Filminstitut