Nordrand

Österreich Deutschland Schweiz 1998/1999 Spielfilm

Nordrand

Barbara Albert rückt sozialen Themen mit spielerischer Fantasie zu Leibe



Jede Menge Lob, Preise und Auszeichnungen hat die 30-jährige Wienerin Barbara Albert für ihren ersten großen Spielfilm erhalten. "Nordrand" war beim Filmfestival in Venedig 1999 der erste österreichische Wettbewerbsbeitrag seit 51 Jahren, und die Hauptdarstellerin Nina Proll erhielt den Marcello-Mastroianni-Preis als "Beste Nachwuchsdarstellerin".

Die Inhaltsangabe von "Nordrand" liest sich wie eine Themensammlung sozialer Fragen: Problemfamilien am Stadtrand, Drogen, Abtreibung, Kindesmissbrauch, illegale Einwanderung von Ausländern, Balkankrieg. Aber Barbara Albert verfilmt keine Themen, sondern entdeckt Menschen. Sie ist dem Milieu und ihren Figuren nah, schöpft aus eigenen Erfahrungen, hat die Fähigkeit, schonungslose Direktheit mit spielerischer Fantasie zu verschwistern.

Winter in Wien, 1995. Düsenjäger donnern über die Stadt, Krähenschwärme ziehen ihre Kreise im undurchdringlichen Grau des Himmels, der Nachrichtensprecher verliest die neuesten Meldungen zum Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Jasmin (Nina Proll), Anfang 20, mollig, blond, blauer Lidstrich, arbeitet in einem Kaffeehaus. Zur Weihnachtszeit stellt sie Engelchen ins Schaufenster, zu Neujahr Glücksschweinchen. Wie sieht Glück aus? Wie fühlt es sich an? Wie träumt man davon, wenn man am Wiens, in der sozialen Kältezone lebt? Jasmin wohnt noch bei den Eltern in einer Gemeindebausiedlung. Der Vater ist tyrannisch und pervers. Die Mutter resigniert. Jasmin flüchtet in sexuelle Abenteuer. Sie sucht Glück und Geborgenheit in kurzen Euphorien, die zu neuen Demütigungen führen. Als sie schwanger ist und von zuhause abhaut, trifft sie in der Abtreibungsklinik Tamara (Edita Malovcic), eine Freundin aus Kindertagen.

Tamara, eine in Wien aufgewachsene Serbin, ist Krankenschwester und hat ihr Leben besser im Griff. Sie nimmt Jasmin auf. Die beiden beginnen sich zu verstehen. Tamara lernt einen Rumänen kennen, der von Amerika träumt. Zwischen Jasmin und einem Bosnier, der illegal eingewandert ist, deutet sich eine Liebesgeschichte an. An Silvester lassen die vier die Korken knallen. Ein Happy End aber gibt es nicht, nur kurz aufflackernde Glücksmomente. Jasmin hat etwas von dem kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern, das in der Winterkälte allein durch die Neujahrsnacht streift, ein Streichholz nach dem anderen entzündet, um im knappen Auflodern des Feuers Glücksbilder zu träumen. Dann tanzt sie im ersten Schneefall, und schaut verzückt den Silvesterraketen hinterher.

An seinen Rändern verbleibt der Film manchmal im Plakativen: Da gibt es die immerzu nörgelnde Oberschwester, die Tamara den Job im Krankenhaus verleidet, da fuchteln Kinder demonstrativ mit Pistolen und wühlen die obligatorischen Penner im Abfalleimer. Im Zentrum des Films aber ist das glücklicherweise ganz anders. Da vertraut der Film seinem suchenden, tastenden Blick und bewahrt das Geheimnis seiner Figuren. Da findet Barbara Albert Bilder für das Wechselspiel von Trostlosigkeit und Glückssehnsucht, von Alleingelassensein und Geborgenheitstraum, wie man sie schon lange nicht mehr so prägnant und anrührend gesehen hat.

To its advantage, it was "little". Shot on location, with extremely good camerawork: watch Valentin, when he sits in the bus at the end. At first sight, and many more, the movie looked like one more depressing look into the lives of European white scum - I have no problems watching this, I even love Ulrich Seidl"s documentaries, another Austrian observer of life in Vienna - but instead, the film becomes more warm, tender, caring and hopeful all the time. I think, I even understood, why one girl tends to laugh. It is about "not giving up

Rights statement