Summary
The Death of My Mother
When the film begins, it is all over. "We know it's terminal, and that's all", says Juliane of her mother Kerstin, who is in great pain and about to die aged just 64. Although the young doctor she consults acknowledges on a personal level that everyone has the right to manage their own death, he nonetheless reminds her that euthanasia is still illegal in Germany. This is even more the case at the Catholic hospice where Kerstin is staying. As relatives come to say goodbye to her mother and the emotions of memories mingle with the anticipation of grief, Juliane finds herself having to do battle with time – unbending, apathetic and monochrome – and this is superbly reflected in the convulsions of the handheld camera in wide shots.
Based on personal experience, Jessica Krummacher’s second feature film vividly relates the painful story of losing a parent. There is no violence or morbidity, rather the director describes the most important of events via the smallest, most fragile of details – the exchanging of words, texts and tender gestures that remain with us and get under our skin.
Source: 72. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Juliane möchte ihrer Mutter helfen und weiß doch, dass sie ihr das Sterben nicht abnehmen kann. Das Sterben dauert: aus Tagen werden Wochen. Tochter und Mutter sind sich unendlich nah, körperlich und geistig. Und doch muss sich Juliane immer wieder Auszeiten nehmen, joggt allein und bewusst ohne Handyempfang im Wald. Sie erinnert sich etwa an einen gemeinsamen Ausflug ins Elsass und daran, in Helmut Kohls Lieblingsrestaurant Deidesheimer Hof dessen Leib- und Magenspeise Pfälzer Saumagen genossen zu haben – vom Promi-Wirt persönlich am Tisch angeschnitten.
„Ich bin nicht bei klarem Verstand. Ich will es nicht mehr“ flüstert Mutter Kerstin ihrer neben ihr liegenden Tochter ins Ohr. Sie meint ihr Leben, das ihr nichts mehr bedeutet. Auch wenn es im Rollstuhl ‘mal an die frische Luft geht, wo Juliane aus dem Brecht-Weigel-Briefwechsel vorliest. Auch wenn sich das Personal, allen voran die empathische Nachtschwester Natia, sehr um ihr Wohlergehen bemüht. Letztere auch aus christlichem Glauben heraus: „Der liebe Gott entscheidet, wann wir sterben“. Natia zwingt Kerstin förmlich zur leidensverlängernden Medikamenteneinnahme.
Verwandte und Freundinnen von Kerstin wie Ursula, die ihr alte Briefe vorliest, Kalle und Julia („Habt ihr euch schon über die Beerdigung Gedanken gemacht?“), kommen ans Krankenbett, um sich zu verabschieden. Dabei offenbart Juliane, „so unendliche Angst vor dem Tod“ zu haben: „Es wird immer schlimmer.“ Denn so lange sich das Sterben ihrer Mutter auch hinzieht, nach mehreren Wochen ohne Nahrungsaufnahme hat sich Kerstins körperlicher Zustand noch nicht entscheidend verschlechtert, steht der Ausgang fest: Ihre Mutter wird bald nicht mehr da sein, während Julianes Leben weitergeht.
„Meine Welt ist geschrumpft, die Welt ist geschrumpft auf das Ausmaß dieses elenden Zimmers“ klagt Juliane, die kaum noch über ein hastiges Bier in trister Kneipe hinauskommt. Sie ringt mit sich, ob sie ihrer Mutter nicht mit Hilfe der Ärztin Martina Meyerling (Frederike Bohr) eine Spritze verabreichen soll, die ihrem Martyrium ein Ende setzt…
Jessica Krummacher erzählt in ihrem zweiten Spielfilm vom Sterben und vom Loslassen eines geliebten Menschen – durchaus autobiographisch grundiert: Ihre Mutter wurde mit Mitte 50 schwer krank. Eine seltene, unheilbare und stets tödlich verlaufende Erkrankung im Gehirn sperrte sie bereits nach kurzer Zeit gänzlich in ihren Körper ein. Obwohl sie - wie Kerstin Schubert im Film - kaum noch sprechen konnte, war ihr Denken fast immer uneingeschränkt klar.
Der vor allem durch das verstörend direkte Spiel der beiden Protagonistinnen Elsie de Brauw und Birte Schnöink, von Gerald Kerkletz in Close Up- bis hin zu extremen Italien Shots im wahren Wortsinn hautnah eingefangen, mitreißende, bisweilen quälend lange Film ist mit Ensemblemitgliedern der der Münchner Kammerspiele und des Schauspielhauses Bochum großartig besetzt.
Jessica Krummacher im Grandfilm-Presseheft: „Es ist eine traurige Geschichte, aber es geht nicht ausschließlich darum von der Traurigkeit zu erzählen. Es geht auch um eine emotionale Liebeserklärung an das Leben und ganz persönlich an meine Mutter. Eine zärtliche, immer wieder überraschend heitere Hymne auf das Leben und den Tod: Wie fantastisch es ist, dass wir am Leben sind. Wie fantastisch, dass Körper und Geist miteinander kommunizieren und aufeinander reagieren. Fantastisch und grausam zugleich.“
Pitt Herrmann