Summary
Willenbrock
Bernd Willenbrock is a second-hand car salesman. Business is good, he has a beautiful wife, a mistress, a house on a new estate and a place in the country. He has just one employee, Jurek, an experienced car mechanic from Poland, who gets the cars ready for sale. Most of his customers are from eastern Europe. One of them is Krylow, a dubious Russian businessman, who turns up every few weeks or so and always buys up several cars at once. Their regular business deals mean that the two men have developed a relationship of trust of which Jurek does not approve at all. Willenbrock is quite content with his life. But then, all at once, several cars disappear without a trace from the yard. In order to show that he is prepared to do something about the burglary he hires a night watchman. Not only does Fritz look after the yard and the cars, he also happens to have a pretty daughter. However, this young student doesn’t seem to have the slightest interest in either second-hand cars or in her father’s boss. This only serves to spur Willenbrock’s ambition – without making him forget either his wife or his mistress. Willenbrock is real skirt-chaser.
However, his life comes under serious threat when he and his wife are mugged at their holiday home by Russian burglars – who are quickly caught and deported like a shot. Things threaten to spin out of control and Jurek is the only one to offer his active support.
Source: 55. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Seine Welt scheint Willenbrock sicher und überschaubar: Er hat ein nettes Einfamilienhaus am Stadtrand, dazu ein idyllisches Landhaus fürs Wochenende in unberührter Natur unweit der Elbe und genug Geld, um seiner neuen, aufreizend jungen Freundin, der um satte dreißig Lenze jüngeren Literaturstudentin Anna, einen schicken Sportflitzer vor die Tür stellen zu können.
Dass ihm von seinem Hof Autos gestohlen werden, nimmt Willenbrock noch gelassen hin. Doch ein brutaler Überfall, bei dem sein neuer Nachtwächter, Annas Vater Fritz, schwer verletzt wird, reißt ihn unerwartet aus seinen Gewohnheiten und beraubt ihn jeglicher Sicherheiten. Als er und seine Frau Susanne auch noch in ihrer Datsche von russischen Einbrechern tätlich angegriffen werden, ist nichts mehr wie zuvor.
Susanne kann den Überfall nicht vergessen, zumal weder Polizei noch Staatsanwaltschaft in der Angelegenheit weiterkommen, obwohl die amtsbekannten Täter gefasst werden. Denn Willenbrock kann die beiden Russen bei einer Gegenüberstellung nicht zweifelsfrei identifizieren, weshalb sie wieder freikommen und nun eine latente Gefahr darstellen. Verzweifelt versucht Willenbrock, die Kontrolle über sein Leben wiederzuerlangen. Mit der Pistole, die ihm sein bester Kunde Krylow schenkt, ändert sich sein Leben...
Andreas Dresen im Presseheft über seinen Film, der auf einem Roman von Christoph Hein beruht: „Ich kann nur von Figuren erzählen, die ich mag und mit denen ich mich identifiziere, auch wenn sie sich unmöglich verhalten. Und Willenbrock ist manchmal leider auch ein echtes Arschloch. Es war aber gerade spannend, sich so einer ambivalenten Figur zu nähern. Der Film hat trotzdem Humor, was uns sehr wichtig war, damit man an der Schwere der Problematik nicht erstickt. Im Alltag eines Gebrauchtwagenhändlers geht s natürlich nicht nur bierernst zu. Auch in den Liebesgeschichten gibt es sehr viele warme, auch rührende Momente.“
„Willenbrock“, der Film landete noch in allerletzter Minute in der „Panorama“-Reihe der Berlinale, ist Andreas Dresens erste Literaturverfilmung. Sie bricht das von Christoph Hein fünf Jahre zuvor streng angelegte Psychogramm eines früheren DDR-Ingenieurs und neureichen Neufünfland-Aufsteigers, der zunächst von den neuen Freiheiten des Kapitalismus profitiert, um dann an der mangelhaften behördlichen Durchsetzung des Rechtsstaates zu scheitern, auf - mit dem vom Regisseur reklamierten Humor, gepaart mit einer großen Portion Ironie.
Denn Andreas Dresens Titelheld ist ein eher nassforscher Provinz-Proll denn ein etwas umständlicher, in der Metropole Berlin der unmittelbaren Nachwendezeit verloren wirkender Melancholiker wie bei Hein, dessen DDR- und Stasi-Vergangenheit im Film gänzlich ausgeblendet wird. Er scheitert nicht wie im Roman vor allem an den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen im Osten, an der Vorherrschaft des Marktes über die Autorität des Staates, der dem Treiben polnischer und russischer Mafia-Banden hilflos gegenübersteht. Die Szene mit dem Staatsanwalt „liest“ sich dennoch wie ein aktueller Kommentar zur Visa-Affäre des seinerzeitigen Noch-Bundesaußenministers Joschka Fischer.
Sondern er scheitert mindestens ebenso an der eigenen, aus Überheblichkeit und Selbstzufriedenheit gespeisten Unzulänglichkeit. So ist Willenbrocks verzweifelter Kampf gegen den Verlust von (materieller und privat-persönlicher) Sicherheit ein aussichtsloser: Seine vor allem über ihre Kinderlosigkeit unglückliche Gattin weiß längst um seine sexuellen Eskapaden, die sie klaglos hinnimmt, so lange er ihre teuren Eskapaden finanziert, „seine“ Professorin ist zu mehr als schnellen Hoteltreffs mit dem proletarischen Don Juan nicht bereit und verdrückt in der Tiefgarage dennoch mehr als nur eine Träne, als er endgültig Schluss machen will - und seine junge Freundin war eigentlich schon immer auf dem Absprung, um sich ihr Leben selbst zu erobern.
Pitt Herrmann