Schuldig

DDR 1978 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Berlin, Prenzlauer Berg. Im schäbigen Flur eines dringend sanierungsbedürftigen Altbaus läuft der Briefkasten eines gewissen Jochen Schober über, aus dessen Wohnung Eva Rickelmann ein paar Kleidungsstücke herausholen möchte. Eigentlich ist es ihre Wohnung und besagter Schober nur ihr Untermieter. Der ins Asoziale abgerutschte einstige Reichsbahn-Rangiermeister aber hat sie im betrunkenen Zustand mit nackter Gewalt vertrieben, sodass sich Eva, die seit vielen Jahren von ihrem Mann getrennt lebt, nun zweier Beschützer versichert hat, ihren neuen Freund Ullrich Peters, Schweißer in der Hochbau-Brigade ihres Gatten Karl Rickelmann (Hans-Joachim Entrich), sowie ihren Chef Paul Sternsdorff, Kreisstellenleiter der Sozialversicherung.

Als die Drei die völlig verwahrloste, ja verwüstete Wohnung betreten, finden sie in der Küche den bereits mumifizierten Leichnam Schobers vor und alarmieren die Polizei. Nicht ohne zuvor alle Fenster geöffnet zu haben: offenbar schon seit Wochen strömt Gas aus dem Herd, nur die mehrfache Lüftung des Altbaus hat eine Explosion verhindert. Sodass selbst unmittelbare Nachbarn wie die Studentin Gerti, eine Rentnerin (Gertrud Brendler) sowie der Ingenieur Ernst Schuster nichts mitbekommen haben. Alles deutet auf Selbstmord hin, darunter auch der Hinweis auf einen freilich nicht auffindbaren Abschiedsbrief. Der Leutnant der Kriminaltechnik (Hans Klima) weist allerdings auf Spuren einer tätlichen Auseinandersetzung in der Wohnung hin.

Sodass der gerade vom Oberleutnant zum Hauptmann beförderte Peter Fuchs von einem Mord ausgehen muss, zumal auch die Rechtsmedizin eine Hirnblutung in Folge eines Schädelbruchs als Todesursache festgestellt hat. Abwechselnd zum Fortschritt der Ermittlungen, die durch private Probleme Leutnant Vera Arndts nicht gerade befördert werden, werden rückblickend das Leben Schobers und seine Verbindungen zum immer größer werdenden Kreis Verdächtiger durchleuchtet. Vom Rangiermeister zum Aushilfsträger beim Kohlenhändler: Nicht nur der Alkohol war Schuld am rasanten sozialen Abstieg Schobers, sondern auch der schlechte Einfluss seines Freundes Hans Spiering und dessen anspruchsvoller Gattin (Ssanije Torka), die als Hehlerin für gestohlene (West-) Waren fungierte.

Nur kurzzeitig gab ihm die Kneipenbekanntschaft mit der einsamen Eva Halt: die gelernte Krankenschwester konnte der psychischen Belastung als Lehrausbilder (die Berufsbezeichnungen in der DDR waren generell männlich) in der Klinik nicht standhalten. Sie jobbt jetzt als Reinigungskraft im Büro Paul Sternsdorffs, der ihr mit Einverständnis seiner Frau und des kleinen Sohnes Bernd (Sören Biedermann) Asyl im Kinderzimmer gewährt. Nach einem „Familienrat“ ist Jochen Schober bereit, im Kabelwerk, seinem letzten Arbeitgeber, einen neuen beruflichen Anfang zu wagen, dem ein privater mit Eva folgen könnte. Doch der dortige Kaderleiter Vogelsang (Carl-Hermann Risse) schickt ihn wieder fort, was Hauptmann Peter Fuchs auf die Palme bringt. Denn auch die seinerzeitige fristlose Entlassung Schobers durch die Reichsbahn war nicht rechtens, wie ihm zwei Rangierer (Oswald Foerderer und Klausjürgen Steinmann) beim Verhör gestehen.

Zum individuellen kommt auch mehrfaches gesellschaftliches Versagen, wie Rolf Römer in für die Reihe „Polizeiruf 110“ ungewöhnlicher Offenheit zu Tage fördert: Eva Rickelmanns Odyssee durch die bürokratische „Wohnraumlenkung“ der Kommune ist nur ein Mosaiksteinchen in einem Bild des real existierenden Sozialismus, das den Zensoren nicht gefallen konnte. Der auch durch spektakuläre Kameraperspektiven (Rangierbahnhof) und einen offenherzigen Blick in das Privatleben der sonst so unterkühlten Kriminalistin Vera Arndt höchst ungewöhnliche Krimi „Schuldig“ ist dennoch am 1. Oktober 1978 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt worden. Danach aber blieben für Rolf Römer die Studiotüren bei der Defa in Babelsberg und dem Fernsehen in Adlershof verschlossen: der Theater-Adaption „La Mandragola“ folgten für den profilierten Schauspieler („Jahrgang 45“) und Regisseur („Hostess“) bis zur Wende nur noch Sprecher-Rollen in Produktionen des Dresdener Trickfilm-Studios.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Screenplay

Script editor

Director of photography

Assistant camera

Lighting design

Prop master

Make-up artist

Costume design

Editing

Music performer

Cast

Unit production manager

Shoot

    • Berlin/DDR
Duration:
2465 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

Uraufführung (DD): 01.10.1978, DDR-TV

Titles

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Schuldig

Versions

Original

Duration:
2465 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

Uraufführung (DD): 01.10.1978, DDR-TV