Summary
Fashion Victims
As an "old-school" sales agent Wolfgang Zenker is selling clothes to "Best Ager" – boutiques, catering to women aged thirty-five and above. When he loses his driving licence he commandeers his son, Karsten, to drive him around the province with a car loaded full of next years fashion. What nobody except Wolfgang knows, is that he′s both bankrupt and under threat from a younger and increasingly successful rival. What nobody except Karstens knows is that he is not only desperate to leave the family home and party in Spain, but he also has a very big secret of his own. Things come, as they must, to a head.
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Wolfi kann jetzt also in der silbermetallic glänzenden S-Klasse durch die südwestdeutsche Provinz fahren, um in eleganten Modehäusern, gutbürgerlichen Textilfach-Geschäften, aber auch Dorfboutiquen mit sehr eigenwilligen Inhaberinnen die Mode-Kollektionen der Firma Goldberger zu präsentierten. Besser gesagt: Könnte. Denn er hat, zumindest für eine gewisse Zeit, gar keinen Führerschein mehr nach einigen „Zusammenstößen“ mit dem Ortssheriff Gerhardt.
Was er sorgsam vor seiner Familie verborgen hat. So auch vor seinem 18-jährigen Sohn Karsten, der gerade sein Abi abgelegt hat und gleich mit zwei attraktiven „Schnecken“ in den Spanien-Urlaub düsen will. Doch daraus wird nichts: Nun muss er in den nächsten vier Wochen Papa durchs „Ländle“ kutschieren und nebenbei auf dem Laptop Horoskope für Boulevardzeitungen schreiben, ein nicht gerade intellektueller, aber einträglicher Nebenjob.
Wolfis Gattin Erika fühlt sich überfahren. Schließlich gibt es auch daheim genug Baustellen, vor allem die Badrenovierung. Die Erika von Handwerkern machen lassen will, während Wolfi seinen Freund Horst an die Fliesen lässt. Der ist billiger – aber leider auch Grobmotoriker! Was Erika erst recht zur Verzweiflung bringt: Die 48-Jährige hat es endgültig satt, von Wolfi wie eine Leibeigene behandelt zu werden.
Den plagen ganz andere Sorgen. Neben den Raten für den auf Pump bezahlten Mercedes und den nun entsprechend hohen Handwerkerkosten für die Badrenovierung hat Wolfi sich mit dem Junior-Chef angelegt und sich geweigert, dessen neue Goldberger-Linie „Grazilla“ zu vertreten: Sie drifte ins „flippige Billig-Preis-Segment“ ab und komme bei seiner „Classic“-Kundschaft nicht an. Doch sein junger Kollege, der 33-jährige Steven Brookmüller, beweist ihm rasch das Gegenteil. Von Frau Retzlaff über Frau Rinne bis hin zu Frau Pfeiffer, alle sind begeistert von „Grazilla“ - und vom neuen, jungen, attraktiven Steven.
Selbst Wolfis Sohn Karsten kann sich dem Charme Stevens nicht entziehen, als sich beide zufällig in einer Wäscherei (muss man gesehen haben: zweite Episodenrolle für Horst Krause) treffen. Die Madels in Spanien, die ihm fleißig SMS-News schreiben, sind auf einen Schlag vergessen. Nun geht’s mit Steven auf den Golfplatz und der schnappt Wolfi nicht nur die Kundinnen, sondern jetzt auch noch den Sohn weg...
Mit „Reine Geschmackssache“ ist Ingo Rasper eine Losergeschichte gelungen, die zwar nicht vom Tempo, aber von ihrer gnadenlosen Unerbittlichkeit durchaus an „Hinterholz 8“ und andere abgefahren-schwarze Austria-Komödien heranreicht. Die Grundlagen für das Langfilm-Debüt des 1974 in Hildesheim geborenen Regisseurs Ingo Rasper, der nach einer abgeschlossenen Tischlerlehre die Ludwigsburger Filmakademie absolvierte, wurden noch an der Hochschule gelegt. Auf dem Max Ophüls Festival in Saarbrücken feierte der Film 2007 seine Uraufführung – und das gleich mit dreifachem Erfolg: Drehbuch- und Publikumspreis an Ingo Rasper und für den besten Nachwuchsdarsteller an Florian Bartholomäi.
Im Mittelpunkt der - für deutsche Verhältnisse – hinreißend locker inszenierten Buddykomödie steht jedoch nicht das Coming-Out Drama, sondern die tragikomische Figur des Wolfgang Zenker, dem Edgar Selge Mitleid erheischende Züge verleiht. Obwohl sein „Wolfi“ nicht nur ein pedantischer, sondern geradezu hinterhältiger Kleinbürger ist und, zumindest seiner Familie gegenüber, ein rechter Kotzbrocken. Aber halt auch ein Pleiten, Pech und Pannen geradezu magisch anziehender Klinkenputzer, der sehendes Augen in den Untergang geht.
„Reine Geschmackssache ist keine Klamotte, wofür die hervorragend inszenierten Buddy-Motive mit Edgar Selge und Florian Bartholomäi sorgen. Aber, was die Ästhetik betrifft, doch eher ein Film für den Bildschirm als für die große Leinwand. Bleibt noch der Verweis auf die zwischen Wien in Berlin pendelnde Theaterschauspielerin Traute Hoess, die der biederen Pensionswirtin Brigitta, Erikas bester Freundin, handfesten Charme verleiht.
Pitt Herrmann