Prater

Österreich Deutschland 2006/2007 Dokumentarfilm

Summary

The beguiling images in "Prater" transform Vienna′s popular carnival attraction into a cinematic experience. Prater dynasties tell tales of a carney′s life. We meet the descendents of the "man without a torso", who, with his wife and children, established several amusement businesses around 1900 that are still in operation. We are introduced to the owners of the Schweizerhaus, descendents of imperial huntsmen who now run a first-class restaurant, or the Prater fix-it man who diligently repairs illusion devices that no longer work. Together with Prater visitors from the past and present, we take a journey without ever leaving our seats: Vienna becomes a miniature Venice with canals, the Rialto Bridge and the Ducal Palace. And towering above all of it is the Riesenrad, the giant Ferris wheel that looks out over the rooftops of Vienna. 

Ulrike Ottinger′s "Prater" plunges the viewer into a universe of desires and sensations. The film examines the cultural history of the oldest amusement park in the world and provides insight into the technological development of the attractions. We meet people for whom the Prater is a place of amusement, memory, or simply the center of their life. At Vienna′s Prater wishes become reality. The latest space travel technologies speed us toward the moon; in the tunnel of horrors we encounter monsters from the pages of film history. "Prater", from the Latin pratum, means "meadow" and originally referred to the emperor′s hunting grounds once located at this spot. Today it is everyone′s hunting grounds: a journey through space and time – at the Prater, everything is possible.

Source: 57. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Clown Pepi singt und tanzt“: Mit betörenden Bildern der immer wieder subjektiv eingesetzten Kamera holt Ulrike Ottinger Spielboxen und Automaten aller Art, Geister- und Achterbahnen, die längst aus der Zeit gefallen scheinen, zurück in unsere Gegenwart. In ihrem keinesfalls nur nostalgisch angehauchten Porträt des Wiener Prater meint man förmlich, den Mandelduft aus der Leinwand heraus zu riechen.

Doch olfaktorisches Kino ist „Prater“ ebensowenig wie rein dokumentarisches. Dabei erfahren wir, dass der Kosake Nikolai Kobelkoff so etwas wie der Ahnherr des Wiener Prater war. Er richtete bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ein Geschäft ein, dass von seinen Erbinnen bis heute fortgeführt wird. Elfriede Gerstl, Ursula Storch, Werner Schwarz und Herbert J. Wimmer wissen von alten Geschichten zu erzählen, die bis in unsere Gegenwart reichen. Wenn etwa einer alten Tradition folgend eintausend Firmlinge aus Niederösterreich direkt vom Stephansdom in den Volksprater kutschiert werden.

„Prater“ ist nicht nur ein Dokumentarfilm. Obwohl wir den Nachkommen des „Manns ohne Unterleib“, der um 1900 mit Frau und Kindern eine Vielzahl bis heute bestehender Vergnügungsbetriebe gründete, ebenso begegnen dem „Prater-Heinzi“, der ausgemusterte Illusionsmaschinen repariert und so der Nachwelt erhält. Oder der inzwischen 88-jährigen Chefin des Schweizerhauses, einer gebürtigen Ostfriesin übrigens, die sich die Zubereitung der deftigen Schmankerl aus der traditionellen Wiener Küche im wahren Wortsinn erst erarbeiten musste. Die Vorgänger ihrer Familie waren kaiserliche Jagdtreiber, die im 18. Jahrhundert für den Prater, dem damaligen Jagdrevier des Kaisers, aus der Schweiz geholt worden waren. Aus ihrer Schweizer Hütte hat sich heute ein gastronomischer Spitzenbetrieb entwickelt.

Ulrike Ottingers Doku ist immer wieder mit fiktionalen Elementen durchsetzt, deren Texte u.a. von Josef von Sternberg, Erich Kästner und Elias Canetti, aber auch von Elfriede Jelinek stammen. Es sind Kommentare und biographische Erinnerungen, vom Sprecher Peter Fitz miteinander verwoben. Aber wenn sich die eher grazile österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die todtraurige Kindheitserinnerungen preisgibt, in die Arme eines mächtigen Gorillas begibt oder Veruschka Gräfin Lehndorff als superblondierte Barbarella auf Geisterbahn-Fahrt geht, dann erahnen wir die Bedeutung dieses „Ortes der Sensationen“ weit über den nostalgisch-historischen Aspekt hinaus.

Der Cutterin Bettina Blickwede verdanken wir, dass Nostalgie ohne Verklärung mit einer häufig äußerst skurrilen Gegenwart zu einem sehr unterhaltsamen, aber immer wieder auch nachdenklich stimmenden Wiener Pasticcio verdichtet wird. Zu Bildern einer offenbar indischen Großfamilie, die in der üppigen Jugendstil-Kulisse der Jahrhundertwende posiert, spricht eine Stimme aus dem Off über Technologie des 21. Jahrhunderts, die heute am Fuße des Riesenrades zum Einsatz kommt. Und die wiederum ist unterlegt mit einem Lied der Comedian Harmonists.

Ethnische Schaubilder um 1900, wo Menschen ferner Kontinente im Prater wie Zootiere ausgestellt wurden, kontrastieren mit lederbehosten bayerischen Touristen, die sich in der Wildwasserbahn „Donau Jump“ vergnügen. Und das heute auch englischsprachige Kasperltheater mit den rüstigen Wiener Senioren, die sich beim Tanztee zu „Ich war nie ein Casanova“ eine leidlich kesse Sohle aufs Parkett legen an einem Ort, an dem nachts bei jungem Publikum eine ganz andere Post abgeht. Selbst auf die benachbarte, wundervoll-nostalgische Galopprennbahn wirft Ulrike Ottinger einen kurzen Blick. Umso erstaunter nimmt man zur Kenntnis, dass sie die zweite und heute trotz mancher Bedrohungen finanzieller Art immer noch lebendige Urzelle der Wiener Vergnügungsseligkeit völlig außer Acht gelassen hat, den „Böhmischen Prater“ am Laer Berg.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Cast

All Credits

Director

Assistant director

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Director of photography

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Audio mixing

Special effects

Cast

Voice

in co-production with

Line producer

Unit production manager

Location manager

Production assistant

Shoot

    • Wien (Prater)
Duration:
2943 m, 107 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Eastmancolor, Dolby Digital
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 16.08.2007, 111140, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 10.02.2007, Berlin, IFF - Internationales Forum des Jungen Films;
Kinostart (DE): 06.12.2007;
TV-Erstsendung (DE): 11.12.2008, West 3

Titles

  • Originaltitel (AT DE) Prater

Versions

Original

Duration:
2943 m, 107 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Eastmancolor, Dolby Digital
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 16.08.2007, 111140, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 10.02.2007, Berlin, IFF - Internationales Forum des Jungen Films;
Kinostart (DE): 06.12.2007;
TV-Erstsendung (DE): 11.12.2008, West 3

Digitalisierte Fassung

Duration:
108 min
Format:
DCP 2k, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Mono
Screening:

Aufführung (DE): 21.09.2022 - 25.09.2022, Berlin, Filmerbe-Festival Film Restored

Awards

Preis der deutschen Filmkritik 2007 2008
  • Bester Dokumentarfilm