Summary
Biopic about blind Viennese pianist Maria Theresia Paradis (1759-1824), based on the novel "Am Anfang war die Nacht Musik" by Alissa Walser. In the year 1777, 18-year-old Maria Theresia, called "Resi", is a gifted pianist and admired by Vienna's aristocracy. At age three, Resi lost her eyesight, and her overprotective parents try everything to make her see again. Thus, they submit her to the care of controversial physician and miracle worker Franz Anton Mesmer. At Mesmer's home, where she boards with the other patients and maid Agnes, Resi experiences a kind of liberty she never knew in her parent's care. Eventually, Mesmer's therapy bears results: Gradually, Resi begins to see again. Yet the success comes at a price, as the alarmed physicians of Vienna start to badmouth Mesmer, whom they see as a charlatan. Meanwhile, Resi shockingly notices that her musical talent seems to disappear with her returning ability to see.
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
Während der auf seinen Adelstitel so stolze Vater vor allem um die kaiserliche Gnadenpension bangt, die Resi aufgrund ihrer Musikalität zugesprochen worden ist, wird sie von ihrer Mutter wie ein dressiertes Zirkusäffchen vorgeführt, das auch noch tanzen kann und die Manieren der feinen höfischen Gesellschaft beherrscht.
Nach zahllosen, physisch und psychisch schmerzvollen schulmedizinischen Torturen, sämtlich krasse Fehlbehandlungen mit Blei, Schwefel und elektrischen Stößen, die zu furchtbaren Nebenwirkungen geführt und das blinde Mädchen zusätzlich körperlich entstellt haben, wird Resi dem wegen seiner neuartigen Methoden umstrittenen Arzt und Magnetiseur Franz Anton Mesmer (David Striesow) anvertraut.
Sie zieht in das von dessen Gattin, der reichen, stets um gesellschaftliche Anerkennung bemühten Witwe Maria Anna von Posch (die hochgewachsene Johanna Orsini-Rosenberg), ererbte barocke Palais. Hier beginnt Resi im Kreise wundersamer Patienten aufzublühen: Sie darf nicht nur äußerlich alle gesellschaftlichen Konventionen ablegen und sich ganz auf sich selbst besinnen. Sie spürt erstmals in ihrem Leben eine Art von Freiheit – auch im Verhältnis zu anderen Menschen.
„Wer nicht sehen kann, der wird nicht gesehen. Wer nicht gesehen wird, wird auch nicht gehört. Der lebt nicht“: Resi schließt Freundschaft über Standesgrenzen hinaus mit dem Stubenmädchen Agnes (Maresi Riegner), das sich der Nachstellungen übergriffiger Gäste wie des Grafen Pellegrini (Christoph Luser) erwehren muss.
Allmählich scheint Mesmers Therapie, eine Mischung aus menschlicher Wärme, heilenden Händen und der Magnetismus-Therapie, anzuschlagen und die junge Frau gewinnt nach und nach ihr Augenlicht zurück. Dabei macht Resi zunächst durchaus schmerzliche Erfahrungen mit dem für sie zunächst viel zu grellen Sonnenlicht. Hinzu kommt die völlig neue Erfahrung der Dreidimensionalität: Sie sieht erstmals Gegenstände und muss wie ein Kleinkind lernen, diese richtig zu bezeichnen. Besonders schwer tut sie sich mit der Gesichtserkennung.
Dieser Erfolg hat jedoch auch Schattenseiten. Zum einen beginnt die verunsicherte Wiener Ärzteschaft gegen den „Scharlatan“ Mesmer zu intrigieren. Besonders Resis ehemaliger Hausarzt, der Schulmediziner Dr. Barth (Hermann Scheidleder), versucht, sie auf die Probe zu stellen und dadurch zu verunsichern: Er glaubt nicht an den Erfolg des sog. Wunderheilers Mesmer. Zum anderen bemerkt eine darob zunächst erschreckte und dann immer mehr verzweifelte Resi, dass sie zwar immer besser sehen und erkennen kann, ihren wiedergewonnenen optischen Sinn sogar nachts beim Träumen einsetzt, dass aber gleichzeitig ihre musikalische Virtuosität immer stärker abnimmt. Gewinnt Resi ihre Sehkraft auf Kosten ihrer Begabung als Pianistin?
Mit ihrem Spielfilm „Licht“, der im September 2017 beim Int. Filmfestival Toronto uraufgeführt wurde und am 9. Oktober 2017 bei der Deutschen Erstaufführung im Rahmen des Filmfestes Hamburg reüssierte, erzählt die österreichische Regisseurin Barbara Albert („Nordrand“ 1999, „Böse Zellen“ 2003, „Fallen“ 2006) eine Parabel über die Macht der Musik zur Rokoko-Zeit Mozarts, Glucks und Haydns in Wien.
Aufwendig inszeniert und mit großem Einfühlungsvermögen für ihre Protagonistin (Alissa Walsers Roman fokussiert auf Mesmer) beschreibt das 97-minütige Historiendrama die Suche nach der eigenen Identität zwischen Licht und Schatten, Schein und Sein, Sehen und Gesehen werden. Denn Resi wird auch von Mesmer, der unbedingt in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen werden will, vorgeführt als Demonstrationsobjekt. Bis ihre Eltern dem Spuk ein Ende machen und Resi heimholen – gegen ihren Willen…
Die schicksalhafte Geschichte, deren internationaler Titel „Mademoiselle Paradis“ lautet, basiert nur zum Teil auf dem Bestseller „Am Anfang war die Nacht Musik“ von Alissa Walser. Vor allem haben sich Kathrin Resetarits und Barbara Albert mit dem Leben der realen Maria Theresia Paradis beschäftigt, die als wieder erblindete Erwachsene zahlreiche Bühnenwerke, Lieder und Instrumentalstücke komponiert hat, als Musikpädagogin tätig war und in Wien einen prominenten Musiksalon führte.
Der von Kamerafrau Christine Anna Maier poetisch komponierte Film, Kinostart war am 1. Februar 2018, Free-TV-Premiere am 29. April 2020 auf Arte, überzeugt durch ein brillantes und hochkarätiges Schauspieler-Ensemble mit zahlreichen Burgtheater-Stars, noch zu nennen etwa die nun am Berliner Ensemble reüssierende Steffi Reinsperger als handfeste Köchin Johanna.
Pitt Herrmann