Der Zeuge

Deutschland 2017-2022 Spielfilm

Summary

The Witness

Germany, shortly after World War II: As a prisoner of the concentration camps in Buchenwald, Lichtenburg, Esterwegen and Flössenburg, Carl Schrade experienced the atrocities of the Nazis at first hand. Now, the former jewelry dealer is to testify as a key witness for the prosecution before a war tribunal in order to put his tormentors behind bars. In the dock are SS men, NSDAP officials and Ilse Koch, the wife of the notorious concentration camp commander Karl Koch. The list of their inhuman crimes is long, the list of excuses and justifications almost longer. There is hardly any doubt about their guilt. But where from does Carl Schrade have this extensive knowledge of camp administration procedures and how did he survive in the camps for more than ten years?

The film is based on the memoirs of the actual Carl Schrade.

Source: 56th Hof International Film Festival 2022

Comments

You have seen this movie? We are looking forward to your comment!

Heinz17herne
Heinz17herne
Die Nationalsozialisten haben Carl Schrade weder als Juden noch als politischen Häftling in „Schutzhaft“ genommen, sondern als halbseidenen, kriminell gewordenen Geschäftsmann. Die Geheime Staatspolizei war dahintergekommen, dass der Juwelenhändler schmutzige Geschäfte mit industriellen Diamanten gemacht hat. Er wurde zu jahrelanger Haft verurteilt und machte mit Buchenwald, Lichtenburg, Esterwegen und Flossenbürg gleich in vier Konzentrationslagern Erfahrungen mit den perfiden Methoden des verbrecherischen Regimes, denen er sich als Häftlingsvorsteher und sogenannter „Grüner Kapo“ weitgehend zu entziehen wusste.

Carl Schrade, ein einfacher Krimineller, gewissermaßen Opfer und Täter zugleich, hat sich – zumindest in der kammerspielartigen Dokufiktion „Der Zeuge“ - nach seiner Befreiung durch die alliierten Truppen wie viele andere KZ-Häftlinge geschworen, nie wieder die Sprache seiner Peiniger in den Mund zu nehmen. Er ging 1945 nach Paris und reiste als Handelsvertreter um die halbe Welt. Doch zuvor trat er als Kronzeuge der Anklage auf – in einem direkt nach der Befreiung improvisierten Prozess der US Army in irgendeiner zum Gerichtssaal umfunktionierten Lagerhalle.

Zwei Simultanübersetzerinnen sorgen vor der Stars-and-Stripes-Flagge für die Kommunikation zwischen Anklägern, Angeklagten und ihrem Verteidiger Dr. A. Wille sowie dem englisch sprechenden Carl Schrade. Wobei sowohl der Richter als auch die beiden amerikanischen Ankläger dem Verfahren stumm folgen, während die Reporterin mehrfach unmittelbar in die Verhandlung eingreift und ebenfalls als Übersetzerin gefordert ist.

Auf der Anklagebank mit der Nummer 20 ein SS-Obersturmbannführer aus dem KZ Sachsenhausen, der nur Befehle ausgeführt haben will, mit der Nummer 48 der Bürgermeister von Weimar, der darauf besteht, als Politiker mit den Verbrechen im KZ oberhalb seiner Stadt nichts zu tun gehabt zu haben, für die sich die Nummer 37 als der SS angehörender Folterknecht in Buchenwald verantworten soll.

Mit der Nummer 13 steht ein SS-Wachmann aus dem KZ Lichtenburg vor dem Militärgericht, mit der Nummer 19 ein SS-Aufseher aus dem KZ Esterwegen, der angibt, als 19-Jähriger aus Angst vor Bestrafung die Befehle seiner Vorgesetzten ausgeführt zu haben, mit der Nummer 66 ein SS-Oberscharführer aus dem KZ Esterwegen, mit der Nummer 50 der zweite Angeklagte, der einen Namen trägt: Max Dehmel, nach Verwundung an der Front nach Flossenbürg gekommen zur Überwachung der Häftlinge.

Auch zwei von Carl Schrade belastete Mitarbeiter der Lagerleitung, ein Kapo mit der Nummern 16 und ein Grüner Kapo (Berufsverbrecher) mit der Nummer 17, müssen sich verantworten ebenso wie der Flossenbürger Lagerarzt Dr. Heinz Schmitz mit der Nummer 42, dem Schrade als Hilfskraft für tödliche medizinische Experimente zugeordnet war.

Einzige Frau und zugleich prominenteste Angeklagte ist Nummer 41: Ilse Koch, die als Frau des KZ-Kommandanten von Buchenwald, Karl Koch, als „Ökonomin der Arbeitssklaverei“ in den Vernichtungslagern gilt. Lina Wendel gibt sie als apathisch entrückt, ganz in ihrer eigenen Welt lebend. Der Filmemacher Bernd Michael Lade lässt sie in der Verhandlung Goethes „Werther“ zitieren: deutsche Hochkultur und monströses Verbrechertum lagen gerade in „der“ Klassikerstadt Weimar eng beieinander, wo aus der Haut von Gefangenen Handtaschen und Lampenschirme gefertigt wurden.

„Der Zeuge“ beruht auf realen Gerichtsprotokollen, Carl Schrades Memoiren sowie dem autobiographischen, 1935 in Zürich erschienenen Buch „Die Moorsoldaten – 13 Monate Konzentrationslager“ des Regisseurs, Schauspielers und KPD-Mitglieds Wolfgang Langhoff, der nach dem Reichstagsbrand 1933 in Düsseldorf verhaftet und in die noch jungen Lager Börgermoor im Emsland und Lichtenburg bei Torgau gesteckt wurde.

Als Regisseur und Hauptdarsteller entwirft Bernd Michael Lade (das frühere Mitglied der DDR-Punkband „planlos“ wurde bundesweit als „Tatort“-Kommissar Kain bekannt) in seinem vom jungen Berliner Unternehmen Maruto produzierten Film binnen 93 nicht immer bannender Minuten ein recht sperriges Gedankenexperiment über Verantwortung und Schuld. Lade stellt Täter- und Opferaussagen dialektisch gegenüber und offenbart in dieser schonungslosen Direktheit Mechanismen, die zur systematischen Ausbeutung und Vernichtung von Millionen Menschen in den Konzentrationslagern führten.

Pitt Herrmann

Credits

Screenplay

Director of photography

Editing

Music

Cast

Production company

Producer

All Credits

Assistant director

Screenplay

Director of photography

Production design

Editing

Audio mixing

Music

Production company

Producer

Executive producer

Location manager

Shoot

    • Ost-Deutschland
Duration:
97 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 04.01.2023, 237407, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 27.10.2022, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 02.03.2023

Titles

  • Originaltitel (DE) Der Zeuge

Versions

Original

Duration:
97 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 04.01.2023, 237407, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 27.10.2022, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 02.03.2023