Der neunte Tag

Deutschland Luxemburg Tschechien 2003/2004 Spielfilm

Summary

The Ninth Day

The Luxembourger Abbé Kremer has nine days to reach a decision about life or death. A decision that shakes the very foundations of his beliefs and which will not only determine his own fate, but that of his family and friends.

Henri Kremer has been temporarily released from the Dachau concentration camp, an unheard-of situation with a diabolical twist. Gebhardt, the young, fanatical Gestapo chief of Luxembourg, presents him with an alternative: either he joins forces with the Nazis, supports their undertakings, and remains a free man, or he will be thrown back in prison, and his sister Marie and other priests already interned in the camp will suffer the fatal consequences. Nine days long the Nazi and the priest carry out a fierce battle of ideologies, a clash whereby Gebhardt tries to win over the priest by professing his own Christian faith and Kremer has to reconcile the consequences of his decision with his conscience.

In "The ninth Day" Volker Schlöndorff has taken up a topic in which there is no right or wrong, no clear differentiation between good and evil, but rather where – much as in "The lost honor of Katharina Blum" or "Germany in autumn" – a profoundly political decision has to be taken. Schlöndorff’s chamber piece represents one of the most telling confrontations with the German past.

Source: 55. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Der neunte Tag“ ist Volker Schlöndorffs bester Streifen seit Jahren. Weil er aus dem Tagebuch des Luxemburger Paters Jean Bernard, der beinahe zwei Jahre im KZ Dachau interniert war, keine opulente Ausstattungsschlacht in Hollywood-Manier gemacht hat, sondern in konventioneller Erzählkino-Art den KZ-Alltag in all’ seiner Grausamkeit schildert und in der Person des Abbe Kremer offenbart, wie die unmenschlichen Verhältnisse den Menschen nicht nur äußerlich verändern. Der Geistliche erhält etwas Unerhörtes – Urlaub vom Konzentrationslager.

Für neun Tage darf Abbe Kremer („Da, wo ich herkomme, gibt es keinen Gott“) in seine Heimat zurückkehren, geholt vom Luxemburger Gestapo-Chef und SS-Untersturmführer Gebhardt. Offiziell ist der Abbe beurlaubt, um das Grab seiner kürzlich verstorbenen Mutter besuchen zu können. Doch das eigentliche Ziel der singulären Aktion des luxemburgischen Gauleiters ist, dass Kremer die Verweigerungshaltung des Luxemburger Bischofs Lux gegenüber den NS-Diktatoren brechen und den Vatikan näher an die Machthaber in Berlin bringen soll.

Henri kommt im Februar 1942, zu einem Zeitpunkt also, als Hitlers Regime dank eines überraschend schnellen Siegeszuges der Deutschen Wehrmacht ganz Europa zu beherrschen scheint, nach Hause. Um eine mögliche Flucht zu verhindern, Kremers Bruder Roger ist ein einflussreicher Industrieller in Paris, erteilt Gebhardt in seiner Anwesenheit dem Leiter des Konzentrationslagers Dachau mit, dass dieser ermächtigt sei, alle inhaftierten luxemburgischen Geistlichen sofort töten zu lassen, sollte Kremer fliehen.

Henris Schwester Marie, die ihr erstes Kind erwartet, macht ihm das Essen, doch der Häftling, dem das Grauen nicht nur aus den Augen, sondern auch aus den eingefallenen Wangen geradezu herausschreit, kann sich nicht über Nacht in bürgerliche Tischmanieren zurückfinden. Was die KZ-Schergen aus (intellektuellen) Menschen machen, zeigt Ulrich Matthes auf erschreckend glaubwürdige, nachgerade authentische Weise.

Gebhardt, selbst ein Katholik, aber glühender Verfechter des „völkischen“ Nationalsozialismus, der beinahe selbst Priester geworden wäre, setzt auf Zuckerbrot und Peitsche. Er lädt seinen „Gast“ zur scheinbar gemütlichen Plauderstunde mit Cognac, um ihm einen Moment später mit der Erschießung seiner Dachauer Leidensgenossen zu drohen. Kremer fühlt sich bis hin zum körperlichen Zusammenbruch einem Gewissenskonflikt aus- und unter Druck gesetzt.

Und das mit perfiden Mitteln: Seiner verstorbenen Mutter beichtet Henri in einem Brief, den er an ihrem Grab hinterlegt, dass er selbst im KZ Dachau schuldig geworden ist. In einem heißen Sommer, als alle Gefangenen nach Wasser dürsteten, hatte er bei Räumarbeiten ein Wasserrohr entdeckt – und diesen für ihn wahrscheinlich lebensrettenden Fund für sich behalten. Ein Priesterkollege nahm sich wenig später, wahnsinnig geworden durch den Wassermangel, das Leben.

Dieses Schuldeingeständnis nutzt Gebhardt schamlos aus in seinem Versuch, Henri zum Verrat an der Kirche, an seinem unerschütterlichen Glauben zu bewegen. Doch Kremer lässt sich nicht verführen, auch nicht durch den zur Kollaboration mit den Nazis bereiten Kirchensekretär Luxemburgs. Er wird nicht zum Judas – und kehrt am neunten Tag nach Dachau zurück. Wo er, eine eindrucksvolle – letzte – Abendmahls-Szene, die ins KZ geschmuggelte Wurst in schmale Scheiben schneidet, um sie mit allen Mitgefangenen im Pfarrerblock zu teilen. Wie weit darf man Verrat üben, um sich und die Seinen zu schützen? Volker Schlöndorffs nachhaltig beeindruckender Film „Der neunte Tag“ gibt darauf eine eindeutige Antwort.

Pitt Herrmann

Credits

Director of photography

Editing

Cast

Producer

All Credits

Assistant director

Script supervisor

Director of photography

Assistant camera

Still photography

Dolly grip

Costume design

Editing

Sound

Audio mixing

Cast

Producer

Executive producer

Unit production manager

Production coordinator

Shoot

    • 30.11.2003 - 31.01.2004: Tschechische Republik, Prag, Luxemburg, Bayern, Berlin und Umgebung,
Duration:
2660 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Fujicolor, Dolby SRD
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 23.07.2004, 98883, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 02.07.2004, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 11.11.2004;
TV-Erstsendung: 06.04.2007, Arte

Titles

  • Originaltitel (DE) Der neunte Tag
  • Arbeitstitel Pfarrerblock
  • Titelübersetzung (eng) The Ninth Day

Versions

Original

Duration:
2660 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Fujicolor, Dolby SRD
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 23.07.2004, 98883, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 02.07.2004, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 11.11.2004;
TV-Erstsendung: 06.04.2007, Arte

Awards

Filmfestival St. Petersburg 2006
  • Großer Preis
Deutscher Filmpreis 2005
  • Lola, Bestes Szenenbild