Summary
The Day Bobby Ewing Died
Following his parents′ divorce, Niels (17) moves with his mother, Hanne (39), from their middle-class way of life in Bremen to Schleswig-Holstein in 1986 – to a commune in the “Wilster Marsch” not far from the nuclear power plant construction site. For Hanne, this is a step into a new world. Niels, however, does not feel happy in this unfamiliar environment. When Hanne also revives a love affair with the commune guru, Peter, he rebels.
Together with the mayor′s daughter, Martina, Niels joins a resistance movement against the nuclear power plant ready to use violence and thus gets into a clinch with Peter. Following the news of the reactor catastrophe in Chernobyl, however, the nuclear threat suddenly becomes a reality. Niels realizes that he was not born to be a revolutionary and confronts Hanne eye-to-eye in order to finally free himself from her.
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
Der langhaarige, indianergesichtige Oberguru Peter, erschöpft von stundenlangen fruchtlosen Ideologie- und Strategiedebatten wie vom täglichen Kampf um die gerechte Arbeitsverteilung in der Wohngemeinschaft, hat es zunehmend schwerer, seine Schäfchen bei der Stange zu halten. Zwar bastelt Walther, der Älteste der Gruppe, gerade an einem Windrad, damit es wenigstens an stürmischen Tagen Strom in der dringend sanierungsbedürftigen Hütte gibt, doch mit der sozial engagierten Gesine verliert er demnächst seine wichtigste Mitstreiterin.
Da kommt unverhofft Hilfe aus dem nicht allzu fernen Bremen: Die Sozialarbeiterin Hanne, gerade von ihrem Mann verlassen, zieht zusammen mit ihrem 17-jährigen Sohn Niels ein. Der will zwar zunächst von den spinnerten Kommunarden nichts wissen und schließt sich der Dorfjugend in Person des sich brutal gebenden, im Grunde aber gutmütigen Provinz-Rockers Rakete und seiner Flamme Martina, der Tochter des Wirts und Dorfbürgermeisters, an. Aber das werde sich schon geben mit der Zeit, hofft Peter.
Zu einer Art väterlichem Freund für Niels wird jedoch nicht, wie seine Mutter hofft, der friedensbewegte Peter, mit dem sie ein Verhältnis beginnt, sondern der linksradikale Außenseiter der Landkommune, Eckardt (Richy Müller), ein im RAF-Umfeld geschulter Kämpfertyp, der auch vor Gewaltanschlägen nicht zurückschreckt. Als der sich nach mehreren Aktionen u.a. gegen Strommasten enttäuscht von der ihm zu laschen, weil pazifistischen Kommune abseilt, will auch Niels das Dorf verlassen. Andererseits hat er gerade eine zarte Liaison mit Martina begonnen, die dabei ist, sich von ihrem reaktionären Vater zu emanzipieren...
Lars Jessens Leinwanddebüt „Am Tag als Bobby Ewing starb“ ist bei allem ernsten Hintergrund (die Atomkraftwerks-Katastrophe in Tschernobyl bricht ausgerechnet an dem Tag aus, an dem – zumindest im deutschen Fernsehen – „Dallas“-Star Bobby Ewing drehbuchgemäß sein Leben aushaucht) eine witzige Geschichte von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und zugleich das leicht ironisch-nostalgisch angehauchte Porträt einer aus heutiger Sicht bereits so fernen wie skurrilen Zeit.
Da wird zwar kein Klischee ausgelassen von den so langhaarigen wie diskussionsfreudigen Müsli- und Malzkaffee-Revoluzzern über den (damals noch) aussichtslosen Kampf gegen den Bau von Kernkraftwerken bis hin zu den absurden Selbstverwirklichungs-Idealen der heute schon legendären „Achtundsechziger“, aber die Figuren werden mit viel Sympathie gezeigt.
Und wenn am Ende der zermürbte Peter die Brocken hinschmeißt um nach Portugal zu entfliehen und Niels seiner entsetzten Mutter offenbart, dass er, statt in der Landkommune Ersatzdienst zu leisten, doch lieber zum „Bund“ geht, dann ist das kein bösartig-rechthaberischer Blick zurück, keine Abrechnung mit den Idealen der inzwischen in Amt und Würden „durchmarschierten“ Elterngeneration, sondern eine völlig unsentimentale und erstaunlich detailgenaue Milieustudie aus der Sicht der nachkommenden Generation. Was kein Wunder ist, denn Lars Jessen, 1969 in Kiel geboren, hat diese Zeit selbst erlebt.
Pitt Herrmann