Summary
Vienna, 1912: Since the death of her husband Gustav Mahler, Alma Mahler has lived the life of a wealthy widow in the high society of Vienna. She is admired and adored, are not to the liking of the free-spirited woman. In the spring of 1912, she seduces the young painter Oskar Kokoschka, considered a great talent but also an enfant terrible of the art world. What begins as an adventure soon turns into a passionate affair. But while Oskar sees Alma as his muse, whom he jealously claims, Alma has her own artistic ambitions as a composer. This creates a tension between affection, dependence and power that threatens to tear the lovers apart.
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Wien, vier Monate später. Gustav Mahler ist kurz vor dem 51. Geburtstag an einer bakteriellen Entzündung seines von Geburt an schwachen Herzens gestorben. Sein Leichnam ist in der Villa von Almas Stiefvater Carl Moll aufgebahrt. Als der junge Künstler Oskar Kokoschka die Totenmaske anfertigt und sich dabei an der Hand verletzt, wird er von der Witwe versorgt – und schon ist es um beide geschehen. Was als erster Walter Gropius zu spüren bekommt, dessen Heiratsantrag Alma ablehnt.
Als Alma den Thronfolger Franz Ferdinand zur Eröffnung einer Wiener Ausstellung mit moderner Kunst begleitet, widerspricht sie den missbilligenden Äußerungen seiner Kaiserlichen Hoheit zum Werk des jungen Wilden: „Guter Geschmack ist das Ende der Kunst.“ Alma gibt bekannt, sich von Kokoschka porträtieren zu lassen und besucht demonstrativ zusammen mit ihrer Freundin Lilly Lieser eine Aufführung des skandalträchtig-animalischen Spektakels „Mörder, Hoffnung der Frauen“.
Kokoschka prahlt gegenüber seinem Förderer Adolf Loos in der heute nach ihm benannten Bar am Wiener Stephansdom, bald die „lustige Witwe Wiens“ zu heiraten. Doch Alma denkt gar nicht daran, hat kaum Zeit für ihre Tochter „Gucki“, da sie ein letztes Versprechen einlösen und Mahlers „Neunte“ zur Uraufführung bringen will. Dafür reist sie nach Prag: im Hotel Paříž, einem einzigartigen Jugendstilpalast, kann sie Bruno Walter gewinnen. Kokoschka ist eifersüchtig auf das intensive Arbeitsverhältnis Almas mit dem begnadeten Dirigenten – und provoziert, bekleidet mit einem roten Seiden-Kimono, einem Geschenk Almas, beim Konzert im Musikvereins-Saal am Karlsplatz einen Skandal.
Alma reist scheinbar zur Kur, fährt aber nach Berlin zu Gropius. Sie ist verzweifelt, weil sie mit ihren eigenen musikalischen Ambitionen nicht vorankommt. Gropius und seine Mutter sind ihr keine Hilfe: Die Kreativität einer Frau, so Manon Gropius, bestehe allein darin, Kinder zu bekommen und Mutter zu sein. Der eifersüchtige Kokoschka reist an die Spree, um Alma vor die Wahl zu stellen. Sie entscheidet sich für Oskar und kehrt mit ihm nach Wien zurück, wo sie allein von ihrer mäzenatischen Freundin Lilly, dem „Schutzengel der Avantgarde“, moralische Unterstützung erhält: Um glücklich zu sein, brauche frau keine Männer.
Alma verspricht, Oskar zu heiraten, wenn er mit seiner Kunst so erfolgreich ist, dass er von ihr leben kann – und nicht wie bisher auf ihre Unterstützung angewiesen ist. Ihm gelingt mit dem Gemälde, das später „Die Windsbraut“ benannt wird, tatsächlich ein Meisterwerk. Aber der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert den Verkauf an eine renommierte Londoner Galerie. In der Folge bricht erneut eine nun auch gewalttätig ausgetragene Beziehungskrise aus, nachdem Alma „sein“ Kind abtreiben ließ. Oskar meldet sich als Kriegsfreiwilliger – und landet zwei Jahre später, schwer verletzt an der russischen Front, in einer Dresdener Nervenheilanstalt. Seine Obsession Alma lässt er sich als lebensgroße Puppe nachbauen…
In starken Bildern – und opulenten Jahrhundertwende-Interieurs – erzählt der österreichische Filmemacher Dieter Berner von der jegliche Grenzen sprengenden leidenschaftlichen Affäre Alma Mahlers mit Oskar Kokoschka, deren schon pathologische Intensität existenzbedrohend ist. Zu unterschiedliche Lebensentwürfe prallen aufeinander: Oskar betrachtet Alma als seine Muse, ist eifersüchtig und besitzergreifend. Doch Alma hat selbst Ambitionen als Künstlerin und Komponistin in einer Zeit, in der das für eine Frau nicht üblich ist.
„Alma und Oskar“, annonciert als Künstler-Biographie, ist eine von der Schweizer Szenenbildnerin Su Erdt aufwendig ausgestattete Amour-Fou-Geschichte mit sehr viel nackter Haut – ins rechte Licht gerückt von der Wiener Choreografin Doris Uhlich. Notgedrungen werden Almas Affären mit dem Maler Gustav Klimt, der bereits der 17-Jährigen den Hof machte, und ihrem Kompositionslehrer Alexander von Zemlinsky ausgeblendet. Wie auch die zeitlich anschließende Hochzeit mit dem Dichter Franz Werfel, dem sie in die amerikanische Emigration folgte. Leider wird Almas bedeutende Rolle in den Salons der Wiener Gesellschaft ebensowenig gewürdigt wie ihre Musik: ihr kompositorischer Neuanfang 1914 am Semmering nach 10-jähriger Zwangspause wird nur kurz gestreift. Christoph Brunner sorgt durch den ständigen Wechsel von chronologischer Abfolge und Rückblicken für abwechslungsreiche, bisweilen spannende neunzig Minuten, in denen originalsprachliche Dialoge untertitelt sind.
Pitt Herrmann