Willkommen bei den Hartmanns

Deutschland 2016 Spielfilm

Inhalt

Im Haus der Familie Hartmann ist mächtig was los: Es beginnt damit, dass Mutter Angelika nach dem Besuch eines Flüchtlingsheims beschlossen hat, den afrikanischen Asylbewerber Diallo aufzunehmen, sehr zum Unmut ihres Mannes Richard. Natürlich bringt die Ankunft des Gastes manche Turbulenzen und Missverständnisse mit sich. Wenig später taucht auch noch Tochter Sophie wieder zuhause auf – die ziellose Dauerstudentin befindet sich auf der Flucht vor einem manischen Verehrer. Damit nicht genug, quartiert sich auch der nervlich angeschlagene Sohn Philip mit seinem Sohn Basti bei den Eltern ein. Konflikte bleiben bei dieser illustren Versammlung unterschiedlichster Charaktere nicht aus. Bald geraten Ehe- und Haussegen bei den Hartmanns in eine bedenkliche Schieflage.

 

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Mit Brille siehst du klug aus“ rät ihm ein Mitbewohner, fortan trägt der Nigerianer Diallo Makabouri ein Gestell auf der Nase. Er hat bei Überfällen der islamistischen Terrormiliz Boko Haram seine Eltern und seine Geschwister verloren und es irgendwie nach München geschafft. Wo er zur großen Freude des Leiters Bernd Bader freiwillig im Asylbewerberheim putzt und bei kleineren Reparaturen seine handwerklichen Fähigkeiten einsetzt.

„Und wie geht das jetzt? Kann man sich einen aussuchen?“: Der Chirurg Dr. Richard Hartmann, Chefarzt einer renommierten Klinik in der Isarmetropole, der auf Drängen seiner Gattin Angelika mit großem Widerwillen bereit ist, einen Flüchtling daheim in seiner schönen und nach dem Auszug der beiden erwachsenen Kinder viel zu großen Villa aufzunehmen, muss sich von Bernd Bader zurechtweisen lassen: „Wir sind nicht im Tierheim.“

Ein „Casting“ auf der heimischen Couch läuft alsbald auf Diallo hinaus. Zum einen, weil er ohne jeden Angehörigen in Deutschland lebt und zum anderen, weil er sogleich bereit ist, Angelika Hartmann im Garten zu helfen. Dem neuen, täglichen Betätigungsfeld der frisch pensionierten Deutschlehrerin und einst beruflich wie privat stark geforderten Schuldirektorin. Die nun nur noch ihren aufgeweckten Enkel Basti bemuttern kann, seit dessen Vater, ihr Sohn Philip, Karriere gemacht hat und als Jurist durch die Welt jettet, weshalb ihm schon die Gattin weggelaufen ist. Und ihre 31-jährige Tochter Sophie in ihrer Stadtwohnung rund um die Uhr paukt, steht sie doch kurz vor dem Abschluss ihres Drittstudiums Psychologie – hoffentlich.

„Drei Nasen, sechs Brüste – alle von mir“: Dr. Richard Hartmann lässt sich derweil von seinem Freund, dem Schönheitschirurgen Dr. Sascha Heinrich, nicht nur Botox in allmählich schlaffere Wangen spritzen, sondern auch in spezielle Etablissements führen mit jungen, knackigen und äußerst willigen Frauen, jedenfalls gegenüber generösen Männern der Rolex-Porsche-Klasse. Hartmann versucht geradezu verzweifelt, seinen Alterungsprozess aufzuhalten. Schon um seinem jungen Kollegen Dr. Tarek Berger Paroli bieten zu können, dem als Frauenschwarm aber auch alles Weibliche im weißen Kittel nachläuft.

Die Sache mit Diallo, der freiwillig eine Abstellkammer im Keller neben dem Fitnessraum bezieht, um ja keinem „Kind“ das angestammte Zimmer streitig zu machen, lässt sich zunächst gut an. In Haus und Garten sind seine handwerklichen, beim zwölfjährigen Basti seine menschlichen Fähigkeiten gefragt. Leider holt ihn der ganz normale Familienwahnsinn der Hartmanns ein – und befördert ihn auf den Überwachungsschirm von Landeskriminalamt und Verfassungsschutz: Angelika Hartmanns frühere Lehrerkollegin Heike Broscher richtet eine Willkommensparty für Diallo aus mit ihren Freunden diverser chaotisch-esoterischer Grüppchen. Von einer besorgten Nachbarin gerufen findet die Polizei Drogen aller Art.

Und Schuldirektor Becker ist nicht amüsiert vom Hip-Hop-Video mit Tabledance-Madels, das Basti mit seinen Bandkollegen im Proberaum des Pestalozzi-Gymnasiums dreht. Als sich ein hilfsbereiter Taxifahrer bei Sophie als renitenter Stalker entpuppt, wird aus dem Nigerianer plötzlich ein potentieller Bombenleger. Kurz: Diallos Asylantrag wird abgelehnt...

„Willkommen bei den Hartmanns“ ist eine ziemlich überdrehte, an Klischees reiche und also typisch deutsche Komödie. Aber wie schon bei „Männerherzen“ gelingt es Simon Verhoeven mit den üblichen Verdächtigen wie seiner Mutter Senta Berger, wie Heiner Lauterbach, Uwe Ochsenknecht, Florian David Fitz und Elyas M'Barek, einen rundum sympathischen Film zu drehen, der beinahe ganz ohne zotige Altherrenwitze auskommt. Was nicht zuletzt an der Besetzung der anderen zentralen Rollen liegt: Palina Rojinski, in „Männerherzen“ noch Komparsin, überzeugt als intelligente, schlagfertige, aber völlig verunsicherte Nesthockerin mit einem großen Herzen auf dem rechten Fleck.

Es ist vor allem aber der Film eines jungen Mannes in seiner ersten großen Leinwandrolle, der gar kein ausgebildeter Schauspieler ist: Eric Kabongo. Auf der Suche nach einem geeigneten, hierzulande noch völlig unbekannten Darsteller für die Figur eines zwar traumatisierten, aber auf eine charmant-naive Art lebensklug-freundlichen nigerianischen Flüchtlings Diallo Makabouri sind die Späher der Münchner Produktionsfirma Wiedemann & Berg im Nachbarland Belgien fündig geworden.

Ohne den gar nicht so überraschenden Schluss hier vorwegzunehmen, ist Simon Verhoevens über volle 114 Minuten bestens unterhaltender Familienfilm ein sehr ausgewogenes Plädoyer für den zweiten Versuch: Du hast keine Chance, also nutzte sie! Diallo profitiert davon, aber auch die Hartmanns – und zwar jeder einzelne von ihnen. Und, ganz nebenbei: Wenn Publikumsliebling Elyas M'Barek ein kurzes, pointiertes politisches Statement hält, erreicht er mehr als jeder parlamentarische Fensterredner. Free-TV-Premiere war am 1. September 2019 bei Sat 1.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Continuity

Drehbuch

Kamera

Kamera-Assistenz

2. Kamera

Steadicam

Kamera-Bühne

Szenenbild

Art Director

Ausstattung

Außenrequisite

Kostüme

Synchron-Ton-Schnitt

Ton-Design

Casting

Musik

Darsteller

Co-Produzent

Producer

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Post-Production

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 04.05.2016 - 15.07.2016: München
Länge:
116 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.10.2016, 163479, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 03.11.2016

Titel

  • Originaltitel (DE) Willkommen bei den Hartmanns
  • Weiterer Titel Welcome to Germany

Fassungen

Original

Länge:
116 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 27.10.2016, 163479, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 03.11.2016

Auszeichnungen

Hubert Burda Media 2017
  • Bambi, Film national
Günter Rohrbach Filmpreis 2017
  • Preis des Oberbürgermeisters
Filmfest München 2017
  • Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke, Regiepreis national
Bayerischer Filmpreis 2017
  • Beste Produktion
  • Publikumspreis
FBW 2016
  • Prädikat: wertvoll