Leni

Deutschland 1993/1994 Spielfilm

Inhalt

Die Geschichte des jüdischen Mädchens Leni basiert auf einer wahren Begebenheit: Magdalena, geboren 1937, wächst als Pflegekind Leni auf dem Aibele-Hof im Allgäu auf. Johann Aibele und seine Frau Alwina wissen wenig von ihrer Herkunft, bis Lenis leibliche Mutter auftaucht, um ihr Kind wenigstens einmal zu sehen. Der Bürgermeister und NS-Gauleiter machen Aibele darauf aufmerksam, mit dem kleinen Mädchen stimme etwas "abstammungsmäßig" nicht, und bald erscheint Lenis Mutter ein letztes Mal, um Abschied zu nehmen. Der Antisemitismus im Dorf wächst, auch der Pfarrer ist längst Teil des menschenverachtenden Systems. Als Johann Aibele erfährt, dass Lenis Mutter auf der Flucht ums Leben gekommen sei, wird er vom Bürgermeister vor eine grausame Wahl gestellt: das Kind oder Aibeles geistig behinderter Bruder, der als Knecht auf dem Hof arbeitet.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Es ist eine authentische Geschichte aus dem Allgäu, die Leo Hiemer ganz unpathetisch und dennoch unter die Haut gehend in zumeist stillen, nachdenklich stimmenden Sequenzen erzählt: Magdalena wird 1937 als uneheliches Kind einer Jüdin und, das wird nicht zur Gänze geklärt, eines Wehrmachtsoffiziers geboren und in die Obhut von Ordensschwestern gegeben.

Schwester Ludowiga hat das bereits betagte, aber kinderlose Bauernpaar Alwina und Johann Aibele (ohne jede Effekthascherei: Paraderollen für Christa Berndl und Hannes Thanheiser) ausgesucht, um das Kind, das sich rasch prächtig entwickelt, aufzuziehen. Die Pflegeeltern erfahren von der Identität des Kindes jedoch erst, als sich Lenis Mutter, die später auf der Flucht ums Leben kommt, auf den Hof wagt, um ihre Tochter wenigstens ein einziges Mal zu sehen.

Allerdings ist bereits 1939 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten auch die Allgäuer Idylle vorbei: Selbst der junge katholische Dorfgeistliche will mit dem abstammungsmäßig „unreinen“ Kind in der Gemeinde nichts zu tun haben, ja hetzt sogar die Dorfjugend auf, sodass Leni nur noch auf dem etwas abseits gelegenen Hof spielen kann – ohne Kontakt zu den Gleichaltrigen der Umgebung.

Nur der neue Dorfschullehrer Josef Blatzer, ein aufs Land strafversetzter Sozialist, nimmt sich der Kleinen an. Und ihrer Pflegeltern, als der Bürgermeister und zynische NSDAP-Ortsgruppenleiter, im bürgerlichen Beruf ein Schuster, die Einweisung Lenis (Hannes' Enkelin Johanna Thanheiser) in ein Münchner Augustinerinnenstift verfügt – vermutlich als Zwischenstation zu den Verbrennungsöfen von Auschwitz. Den sich dagegen sträubenden Bauern stellt der Bürgermeister vor eine grausame Wahl: Entweder Leni oder Johanns geistig behinderter Bruder Severin, der als Knecht auf dem Aibele-Hof arbeitet.

Der Lehrer begleitet Johann Aibele in die Stadt, um nach Leni zu schauen. Doch sie bekommen das Mädchen nur durch das Schlüsselloch einer verschlossenen, zudem bewachten Tür zu sehen. Misstrauisch geworden versuchen beide zunächst beim örtlichen Gestapo-Chef, den der „Sozi“ aus alten Jugendtagen her kennt, die Rückführung Lenis aufs Dorf zu erreichen. Wir schreiben das Jahr 1943, Stalingrad steht unmittelbar vor dem Fall und selbst die in der Wolle gefärbten Nazis in der „Stadt der Bewegung“ haben keine Hoffnung mehr auf den dauerpropagierten Endsieg. Doch die beiden erreichen bei Obersturmbannführer Eisele nichts und wollen nun anderntags selbst das Nötige veranlassen. Als sie zum Klostergebäude kommen, ist es verlassen, der Transport (nach Auschwitz?) bereits unterwegs...

Leo Hiemer, dessen Mutter die kleine Leni selbst gekannt hat und den Regisseur zu diesem Recherche-Film anregte, erzählt das alles in nüchternen, beinahe dokumentarisch wirkenden Bildern und erlaubt sich nur kurze, dafür aber umso eindrucksvollere Momente der Trauer, der Wehmut, des Entsetzens. Zu diesen Momenten gehört die Abschiedsszene auf dem Dorfbahnhof, als Johann Aibele schweren Herzens „sein“ Kind einer Münchner Ordensschwester überantwortet.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Script

Drehbuch

Kamera

Kamera-Assistenz

Kamera-Bühne

Ausstattung

Titel

Kostüme

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Musik-Tonaufnahme

Geräusche

Mischung

Darsteller

Produzent

Produktionsleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 13.04.1993 - Juni 1993: Maierhofen, Schweineburg (Allgäu), Oberschwaben
Länge:
2272 m, 83 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Fujicolor, Dolby Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 31.03.1994, 71243, ab 12 Jahre / feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 03.07.1996, 71243 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE FR): 28.03.1997, Arte

Titel

  • weiterer Titel Leni. Es blieb nur die Erinnerung
  • Originaltitel (DE) Leni
  • weiterer Titel Leni... muß fort

Fassungen

Original

Länge:
2272 m, 83 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Fujicolor, Dolby Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 31.03.1994, 71243, ab 12 Jahre / feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 03.07.1996, 71243 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE FR): 28.03.1997, Arte