Bis daß der Tod euch scheidet

DDR 1977/1978 Spielfilm

Inhalt

Jens und Sonja sind Anfang 20. In ihrer Verliebtheit heiraten sie überstürzt, ohne für die Ehe wirklich reif zu sein. Die Probleme beginnen, als ihr erstes Kind geboren wird. Jens, der als Bauarbeiter einen ausreichenden Verdienst hat, möchte, zumal er als Kind familiäre Geborgenheit vermisst hat, dass Sonja sich nur noch dem Kind widmet. Doch sie hat andere Vorstellungen. Heimlich macht sie die Facharbeiterprüfung. Jens ist empört und schlägt im Affekt zu. Als er aus einer Seltersflasche trinkt, die aber Putzmittel enthält – Sonja weiß das und hindert ihn nicht – , kommen beide zur Besinnung. Sie wollen sich eine zweite Chance geben.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Süß und voller Träume beginnt die Ehe von Sonja, einer Verkäuferin im Konsum, und Jens, Facharbeiter im Hochbau. Alles soll gut werden, nehmen sie sich vor, als beide Arbeitskollektive die turbulente Hochzeitsfeier ausrichten. Vom Konsum-Betriebsleiter erhält Sonja schließlich einen Band mit nützlichen Tipps für die sozialistische Ehe – von der Wohnungseinrichtung bis hin zur Kindererziehung. Fortan will sich das Paar daran halten. Was kann da noch schiefgehen?

Doch der Alltag ist kein Märchen. Die Probleme beginnen, als Sonja nach der Geburt des Kindes wieder ihre freigehaltene Stelle als Verkäuferin einnehmen will und Jens strikt dagegen ist. Er, der in seiner Kindheit kein harmonisches Familienleben hatte, will Sonja auf die Rolle als Mutter und Ehefrau festlegen, die Kindererziehung weder der Oma noch der staatlichen Krippe überlassen. Doch Sonja fällt die Decke auf den Kopf und heimlich qualifiziert sie sich zur Facharbeiterin. Die fröhliche Feier („Note eins“) mit Kollegin Tilli artet zum Riesenwirbel aus: Jens hält das für einen Vertrauensbruch, rastet aus und schlägt zu.

Wieder treten die Kollektive in Aktion. Sonja arbeitet wieder im Konsum, und um sein Verhalten wieder gutzumachen, stürzt Jens sich selbst in eine Qualifizierung. Als zusätzliches Bonbon winkt eine Neubauwohnung im Ost-Berliner Vorzeige-Satellitenbezirk Marzahn. Jens arbeitet mehr als zuvor und ist dabei hoffnungslos überfordert. Er versagt in der Prüfung und greift resigniert zur Flasche.

Die Spannungen daheim nehmen zu, die Heimlichkeiten gehen weiter. Als Jens erfährt, dass Sonja aus Verzweiflung das zweite Kind abgetrieben hat, verliert er völlig die Beherrschung: Sie hat im schlauen Buch ihres Verkaufsstellenleiters gelesen, Alkoholmissbrauch könne zu Gen-Mutationen führen und damit dem Ungeborenen schaden. Sonja will sich scheiden lassen. Haarsträubende Szenen folgen, Gefühlsaufwallungen, Gewaltausbrüche. Sonja ist inzwischen alles egal. Ungerührt sieht sie zu, wie Jens nach einer Flasche greift, in der nicht, wie er denkt, Selterswasser ist, sondern ein ätzendes Reinigungsmittel...

Heiner Carow, der mit Defa-Produktionen wie „Die Legende von Paul und Paula“ (1973) und „Coming out“ (1989) auch im Westen reüssierte, musste lange warten, bis er das nach einem authentischen Fall von Günther Rücker geschriebene Szenarium im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg sowie im Babelsberger Studio verfilmen konnte: Erst als Hans Dieter Mäde neuer Defa-Generaldirektor wurde, erhielt er die Dreherlaubnis. Der am 17. Mai 1979 in Berlin uraufgeführte und am Tag darauf landesweit gestartete Film kam bereits am 19. Oktober 1979 in einige bundesdeutsche Kinos. TV-Premiere war am 28. Juli 1981 im Fernsehen der DDR, das ZDF zog am 7. Oktober 1984 nach.

Im Gegensatz zum Medienecho in West und Ost herrschte in dem von mir damals besuchten Ost-Berliner Kino trotz der Starbesetzung und dem im Jahr zuvor herausgebrachten Song „Am Fenster“ der populären Gruppe „City“ gähnende Langeweile ob der platten Brigadekameradschafts-Ideologie der Haupthandlung – und der des Gegenbildes: Die Schwester von Jens und der Schwager bilden ein kinderloses, wohlsituiertes Paar, dass es mit der ehelichen Treue ganz locker nimmt. Heiterkeit im Parkett kam stets bei den Anspielungen auf Versorgungsmängel im DDR-Alltag (Tilli brüllt dem hereinstürmenden Jens entgegen: „Macht mir die Tür bloß nicht kaputt, ich kriege keinen, der die mir wieder repariert“) und bei den wenigen turbulenten Szenen, in denen „Solo Sunny“-Star Renate Krößner stets im Mittelpunkt steht, auf.

Beim 1. Nationalen Spielfilmfestival der DDR 1980 in Karl-Marx-Stadt erhielt „Bis daß der Tod euch scheidet“ zwei Preise – für das Drehbuch an Günther Rücker und für den Schnitt an Evelyn Carow (auch für „Solo Sunny“ und „Sabine Wulff“). Zudem gabs den Filmpreis des Jugendmagazins „Neues Leben“ rückwirkend für das Jahr 1979.

Heute sehen wir diesen Film mit anderen Augen – und genießen Schauspieler wie Angelica Domröse als so attraktive wie lebensgierige Schwester von Jens, Renate Krößner als Sonjas Kollegin Tilli und Horst Schulze als eher biederer Verkaufsstellenleiter. Aber natürlich auch zwei damals noch ganz junge Bühnen-Schauspieler, die erstmals überhaupt vor einer Kamera standen: Martin Seifert, Jahrzehnte später eines der dienstältesten Mitglieder in Claus Peymanns „Berliner Ensemble“, und Katrin Saß, der nicht nur durch „Goodbye, Lenin!“ eine ungeheure Nach-Wende-Karriere in der Bundesrepublik gelungen ist.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2629 m, 96 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 17.05.1979

Titel

  • Originaltitel (DD) Bis daß der Tod euch scheidet

Fassungen

Original

Länge:
2629 m, 96 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 17.05.1979

Auszeichnungen

Nationales Spielfilmfestival der DDR 1980
  • Bester Schnitt
  • Bestes Drehbuch