Inhalt
Klaus und Ulli sind wie Brüder aufgewachsen. Inzwischen verdient Klaus als Taxifahrer in Westberlin gutes Geld, Politik interessiert ihn nicht. Ulli arbeitet als Elektriker im Ostberliner Glühlampenwerk. Beide lieben das Mädchen Eva. Sie kann sich vorerst nicht entscheiden: Klaus kann ihr mehr bieten, Ulli ist der Ernsthaftere und Zuverlässigere. Am Morgen nach dem 13. August 1961 stehen sich die Beinahe-Brüder auf der Oberbaumbrücke gegenüber, der Grenzgänger Klaus, der hinüber will zur Arbeit und zur Wechselstube, und Ulli als Angehöriger der Kampfgruppe, der ihn mit dem Gewehr in der Hand daran hindert. Und Eva muss sich endgültig entscheiden, zu wem sie gehört.
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Die Halbbrüder, beides Arbeiterkinder, verabreden sich abends im Tanzlokal Budapest am Frankfurter Tor, wohin Klaus die Postbotin mitbringt, welche in der Hauptstadt noch nicht recht angekommen ist. Klaus, der Draufgänger, will sein sorgloses Leben fortsetzen, ist weder an einer ernsthaften Beziehung mit Eva interessiert noch an einem Job im Ostteil der noch offenen Stadt, welchen ihm der überzeugte Sozialist Ulli besorgen will. „Wie ein Fisch im Wasser“ fühlt sich Eva, der ganz offenbar die Herzen beider jungen Männer zufliegen.
Als Klaus am anderen Morgen wie gewohnt zu seiner Arbeit gehen will, ist ihm der Weg über die Spree versperrt: sein Halbbruder Ulli, Gruppenorganisator der Betriebs-Kampfgruppe des Glühlampenwerks, steht mit seinen Leuten an der Oberbaumbrücke. Es kommt zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung, die sich freilich bald bei Ulli in Wohlgefallen auflöst: Alfredo, sein Funk-Kamerad aus Havanna, besucht mit einer kubanischen Delegation die Pankower Genossen und mischt mit seiner Fröhlichkeit – und politischen Hymnen auf Fidel Castro – sogleich die ganze Kampfgruppe an der Sektorengrenze auf. Als die Betriebs-Kampfgruppen der Hauptstadt vor Walter Ulbricht in der Straße Unter den Linden in Höhe des gesprengten Stadtschlosses paradieren, der „Palast der Republik“ sollte den Aufmarschplatz erst zehn Jahre später ersetzen, ist die Teilung Deutschlands durch den „antifaschistischen Schutzwall“ besiegelt. Klaus ist untröstlich, hat andererseits aber bei Eva das Rennen gemacht. Beide sind ein Paar und bald kündigt sich auch Nachwuchs an. Klaus könnte im Glühlampenwerk als Autoschlosser anfangen, ist aber weder mit dem Arbeitsplatz noch mit dem Lohn zufrieden. Und Verantwortung für ein Kind will er schon gar nicht übernehmen.
Eva fühlt sich immer mehr zu Ulli hingezogen – was auf Gegenseitigkeit beruht. Von dem Kind allerdings erzählt sie ihm, der Margot seine neue Liebe gebeichtet hat, nichts. Und begibt sich daher zu Evas Entsetzen völlig arglos auf einen sechswöchigen Trip nach Havanna, um in der kubanischen Hauptstadt Speziallampen abzuliefern. Und fröhliches Wiedersehen mit Alfredo zu feiern. Währenddessen hat Klaus, der Evas Tagebuch aufgebrochen und so ihre geheimsten Gedanken erfahren hat, nur noch ein Ziel: Flucht in den Westen. Wo er mit dem anteiligen Lotterie-Gewinn von 5.000 West-Mark eine eigene Taxe oder sogar einen LKW kaufen will. Eva spricht mit Ilse, einer früheren Klassenkameradin und jetzigen Fürsorgerin, über die Möglichkeiten einer Abtreibung, entscheidet sich dann aber für das Kind. Als sich beide Halbbrüder im Oktober 1961 am Grab der Mutter treffen, steht bei Klaus die Entscheidung fest: Flucht über die Friedhofsmauer in den Westen. Nachdem sie, dilettantisch vorbereitet, scheitert, erhält Klaus Besuch von Eva im Haftarbeitslager Rüdersdorf. Den Neujahrsmorgen 1962 aber verbringen die Brieftaube und der Wellensittich gemeinsam: Evas Kind wird im Kommunismus aufwachsen…
„...und deine Liebe auch“ ist der erste Defa-Film über den Mauerbau. Eine Dreiecksgeschichte mit naturgemäß linientreuem Finale, die freilich so nicht vorgesehen war. Frank Vogel und der Schriftsteller Paul Wiens planten eine deutsch-deutsche Liebesgeschichte im Fernfahrermilieu, als auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges der Mauerbau dazwischenfunkte. Häufig mit versteckter Kamera und langen Brennweiten fing Günter Ost ab Ende August 1961 die besondere Atmosphäre dieses Sommers auf den Straßen und Plätzen der plötzlich geteilten Stadt dokumentarisch ein, nachdem der stellv. Kulturminister Hans Rosenberg sein Plazet zu dem auch von Konrad Wolf unterstützten zehnseitigen Konzept erteilt hatte. Das dem Protagonisten-Trio Armin Mueller-Stahl, Ulrich Thein und Kati Székely viel Raum für Improvisation ließ.
Diese vor allem in Mitte und Friedrichshain entstandenen dokumentarischen Aufnahmen wurden später in die ab Jahresbeginn 1962 sukzessive geschriebene und im Atelier verfilmte Handlung, welche Paul Wiens mit geradezu philosophischen Kommentartexten aus dem Off unterlegte, eingeflochten. Heute gilt „…und deine Liebe auch“ als ein stilistisch am Cinéma vérité orientiertes Zeitdokument und nicht als „der“ politische Streifen zur deutschen Teilung, der 1963 gleich mit vier Heinrich-Greif-Preisen (I. Klasse) für „hervorragende Leistungen der sozialistisch-realistischen Film- und Fernsehkunst“ ausgezeichnet wurde. Diese gingen an Hans-Dieter Hosalla (Musik), Günter Ost (Kamera), Willi Brückner (Dramaturgie) und Regisseur Frank Vogel.
Pitt Herrmann