Käuzchenkuhle

DDR 1968/1969 Spielfilm

Inhalt

Jeden Sommer fährt der aufgeweckte kleine Jampoll – der eigentlich Jean-Paul heißt, aber keiner seiner Freunde kann den französischen Namen richtig aussprechen – nach Mecklenburg aufs Land zu seinen Großeltern. Doch in diesem Jahr ist die Stimmung seltsam: Großvater Kalmus ist in sich gekehrt und wirkt niedergeschlagen. Oft zieht er sich in seine Kammer zurück und schreibt etwas in ein Notizbuch, oder er wandert, eine alte Mütze aus Fuchspelz in den Händen, nervös umher. Die Mütze gehörte dem taubstummen Gotthold, der einst in der Käuzchenkuhle ertrank, einem Ort, der als von Geistern heimgesucht gilt und von den Dörflern gemieden wird. Jampoll glaubt nicht wirklich an Gespenster, aber irgendetwas stimmt hier nicht und irgendwie scheint Kohlweis, ein Fremder, der vor Kurzem in die Gegend gezogen ist und im Sägewerk arbeitet, damit zu tun zu haben. Gemeinsam mit seinen Freunden versucht Jampoll, das Geheimnis zu lüften, und er kommt dabei einem Verbrechen aus früheren Tagen auf die Spur: Kohlweis hatte als SS-Offizier gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geraubte Kunstschätze beiseitegeschafft, und sowohl Jampolls Großvater als auch Gotthold waren in die Aktion verwickelt worden – wobei Gotthold ums Leben kam, ein Umstand, an dem der alte Kalmus noch heute schwer zu tragen hat. Die Kiste mit dem Diebesgut soll in der Käuzchenkuhle liegen und Kohlweis plant nun sie zu bergen. Als die Kinder dies erfahren, rufen sie die Polizei, die den Verbrecher und einen Helfershelfer auf frischer Tat ertappt und dingfest macht.


Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Weil niemand seinen hugenottischen Vornamen richtig ausspricht, lässt sich Jean-Paul Fontanon von allen nur Jampoll nennen, daheim in Berlin und in den Sommerferien auf dem mecklenburgischen Dorf Wolfsruh bei seinen Großeltern. Opa Kalmus hat offenbar vergessen, seinen Enkel vom Bahnhof abzuholen, weshalb der Junge froh ist, dass ihn ein Mann auf seinem Fahrrad mitnimmt. Völlig vom Regen durchnässt erreicht Jampoll die vertraute Fischerkate, weil Kohlweis, so heißt der Mann, der ihn mitgenommen hat, in Höhe der Käuzchenkuhle die Fahrradkette abgesprungen ist. Ausgerechnet Kohlweis, der den Jungen nach seinem Großvater ausgefragt hat – und ausgerechnet an diesem gespenstischen Ort, an dem es nicht geheuer ist, weil dort Tote liegen sollen, wie der alte Kalmus erzählt, der sich dafür entschuldigt, sich mit Jampolls Ankunftstag geirrt zu haben.

Mit seinen Freunden Linde, Kristian und Schraube überquert „der Berliner mit dem komischen Namen“ (Linde) anderntags eine (damals noch) leere Autobahn zum Angeln am Mummelsee. Dieser soll einen doppelten Boden haben und ein Geheimnis bergen, dem offenbar auch Kohlweis auf der Spur ist. Hat doch der vor einem Jahr zugezogene Sägewerksarbeiter Stangen mit Haken im See befestigt, die nicht dem Fischfang dienen. Außerdem soll ein Magnet, der aus dem See stammt, bei ihm an der Haustür hängen. Natürlich kommt die Sprache auch auf die Käuzchenkuhle und die Gerüchte, die über diesem unheilschwangeren Tümpel wabern wie die vom Kameramann Lothar Gerber eingefangenen Nebelschwaden. Auf dem Rückweg „rettet“ der technikbegeisterte Schraube das Motorrad der Briefträgerin Helmchen vor dem Schrottplatz: dem Gefährt fehlt zwar der Motor, aber da ließe sich vielleicht später etwas machen. Erstmal landet es in der Remise von Opa Kalmus.

Der ist von Kohlweis auf einen gewissen Gotthold angesprochen worden, welcher vor vielen Jahren spurlos verschwunden ist: Opa Kalmus trägt dessen Fuchspelz-Mütze stets bei sich, ist aber zu weiteren Auskünften nicht bereit. Wie er sich aus Sicht seines Enkels überhaupt merkwürdig verhält in jüngster Zeit: immer wieder zieht Großvater sich in seine Kammer zurück, um etwas in ein Notizbuch zu schreiben. Dessen Sicherheitsschloss für die Kinder kein Problem darstellt, als Kalmus in die Stadt gefahren ist, um seine Rente abzuholen: Sie finden alte Karten vom Mummelsee und der Käuzchenkuhle und vermuten einen „Piratenschatz“. Die Kinder verdächtigen Kohlweis, damit etwas zu tun zu haben, und beobachten, wie dieser sich im Wald mit einem Mann trifft, der aus einem Auto mit Salzburger Kennzeichen gestiegen ist. In einer Klosterruine findet das Quartett ein vermutlich für den Mummelsee vorgesehenes Tauchgerät. Während das Mädchen Linde vorsorglich nach Hause geschickt wird, lauern die drei Jungs Kohlweis auf, der mit einer Strickleiter in die Ruine hinabsteigt, um das Gerät an sich zu bringen.

Glücklicherweise melden die Kinder ihre Entdeckung dem Abschnittsbevollmächtigten Böttcher, der wiederum die Kriminalpolizei einschaltet. Weil Kohlweis den Braten riecht, versucht er, die Jungs mit einem fürs Motorrad der Briefträgerin passenden Ersatzteil auf seine Seite zu ziehen. Doch Jampoll hat in der Standuhr die Aufzeichnungen seines Großvaters, der nach einem Schwächeanfall ins Krankenhaus gebracht worden ist, gefunden. Danach hat Ende April 1945, kurz vor Kriegsende, die von Kohlweis befehligte Waffen-SS dem stummen Gotthold befohlen, Kisten im Mummelsee zu versenken. Dessen Freund Kalmus aber ist nicht wie befohlen zur tiefsten Stelle des Sees gerudert, sondern beide haben das Material in einer flachen Stelle abgelegt. Um den „Schatz“, geraubte Kunstschätze, später in der Käuzchenkuhle zu verstecken: bei dieser Nacht-und-Nebel-Aktion ertrank Gotthold, was Großvater Kalmus sein ganzes Leben schwer belastet hat. Mit Unterstützung von Hilde, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fischereigenossenschaft, stellt die Polizei dem vor anderthalb Jahren aus Westdeutschland in die DDR gekommenen Kohlweis und seinem österreichischen Hehler eine Falle – mit Erfolg. „Schuld war die Zeit, der Faschismus“ erklärt der Kripo-Hauptmann…

Nach dem gleichnamigen, 1965 im (Ost-) Berliner Kinderbuchverlag erschienenen Roman des 1925 in Berlin geborenen und am 19. Oktober 2020 in Teterow/Mecklenburgische Schweiz verstorbenen Horst Beseler, in der DDR Schulbuchlektüre für alle ab 13 Jahren, hat Walter Beck einen spannenden Kriminalfilm für die ganze Familie adaptiert: Zeitgeschichte ohne Zeigefinger. Der nicht zuletzt mit Manfred Krug prominent besetzte Film lief in manchen Bezirksfilmdirektionen bereits am 31. Januar 1969 an, feierte seine offizielle Uraufführung jedoch erst am 9. Februar 1969 im Berliner „Kosmos“-Kino und wurde am 12. März 1973 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2155 m, 79 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 31.01.1969, Berlin, Kosmos

Titel

  • Originaltitel (DD) Käuzchenkuhle

Fassungen

Original

Länge:
2155 m, 79 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 31.01.1969, Berlin, Kosmos