Hitlerjunge Quex. Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend

Deutschland 1933 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Hans Steinhoffs "Hitlerjunge Quex" wurde 1933 gedreht und ist damit einer der ersten großen nationalsozialistischen Propagandafilme.

Der Film spielt während der Straßenkämpfe zwischen Kommunisten und Faschisten Anfang der 1930er Jahre. Heini Völker ist der Sohn eines sozialistischen Arbeiters, der Heini davon überzeugen will, in eine linksorientierte Jugendgruppe einzutreten. Der tugendhafte Sohn fühlt sich jedoch zu der Hitlerjugend hingezogen. Die moralischen und körperlichen Gegensätze werden in widersinnigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen gegenübergestellt: Die Kommunisten sind lasterhaft und vulgär, die Mädchen und Jungen der HJ dagegen brave, vaterlandstreue Pfadfinder. Heini erfährt von einem Anschlag der Kommunisten auf ein Jugendheim der HJ und verrät den Plan. Dadurch ist sein Leben in der kommunistischen Jugendorganisation verwirkt. Heinis verzweifelte Mutter versucht ihren Sohn und sich selbst zu töten, bevor sich die Kommunisten an ihrem Kind rächen können, aber der Junge überlebt. Nach den erschütternden Ereignissen bekennt sich auch Heinis Vater zum Nationalsozialismus. Die HJ besucht Heini im Krankenhaus, nimmt ihn nun offiziell in ihre Gruppe auf und schenkt ihm eine Uniform. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus engagiert sich Heini mit Tatendrang und verteilt bei einer Propaganda-Aktion Flugplätter der Nazis. Dabei wird er von Kommunisten niedergeschossen.

Der nationalsozialistische Propagandafilm "Hitlerjunge Quex" ist einer der wenigen NS-Jugendfilme. Reichsjugendführer Baldur von Schirach wurde zum Schirmherrn des Filmprojekts ernannt. Er stellte Mädchen und Jungen der Hitlerjugend als Darsteller zur Verfügung. Mit dem Film sollten Kinder der linksgerichteten Arbeiterfamilien sowie politisch Unentschlossene überzeugt werden, sich der HJ sowie der NSDAP anzuschließen. "Hitlerjunge Quex" bot den Kindern ein fanatisches Ideal und leere Versprechen von einer besseren Zukunft. Der Mord an Heini am Ende des Films wird als "Heldentod" inszeniert. Die Ufa wollte sich mit dem Film bei den neuen Machthabern anbiedern und wandte sich gezielt an ein jugendliches Publikum.

Mit der Wahl der Darsteller (u.a. Heinrich George), der realistische Inszenierung und Darstellung des Arbeitermillieus eignete sich Regisseur Hans Steinhoff wesentliche Elemente des proletarischen Weimarer Kinos an und versuchte so an die Rezeptionsgewohnheiten des Publikums anzuknüpfen.

Von den Alliierten wurde der Film 1945 als Verbotsfilm klassifiziert. Seit 1966 befinden sich die ehemaligen Verbotsfilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und werden unter Vorbehalt in öffentlichen Aufführungen zugänglich gemacht.

Darunter fallen die Propagandafilme aus der Zeit des Nationalsozialismus, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch, antisemitisch und/oder volksverhetzend ist und deshalb auf Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums nicht für den allgemeinen Vertrieb freigegeben werden.

Quelle: Murnau-Stiftung

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Falk Schwarz
Ein Besessener im Dienste der Nazis
Ekelhaft, einfach ekelhaft. Der Proletarier Vater Völker (Heinrich George), Kommunist, ahnt, dass sein Sohn Sympathien für die Nazis hat. Also singt er mit ihm die Internationale, um ihm klar zu machen, wohin er gehört. Der 12jährige Bub muss mitsingen, was sein brutaler Vater grölt, ob er will oder nicht. Er wird gebrochen. Grausig, wie hier ein Junge fertig gemacht wird, damit alle sehen: schaut mal, so sind sie die Kommunisten! Sagen Sätze wie: „Mein Junge und Nazi - eher schlag ich ihn tot“. Nazi-Regisseur Hans Steinhoff nutzt das kommunistische Milieu eines Franz Biberkopf, um dagegen die neue Welt zu setzen, an der jeder teilhaben darf: „Unsere Fahne flattert uns voran“. Raffiniert und verlogen. Was aber ist mit George? Er war selber einmal Kommunist und verrät hier seine eigene Welt. Ohne Not, darf angenommen werden, im Jahr 1933, also ganz zu Beginn. „Wenn sie mich nur spielen lassen“ war sein Credo. Aber lässt sich von einem Schauspieler nicht erwarten, dass er sich auch überlegt, w a s er spielt? Sein „dämonischer Spieltrieb“ (Quadflieg), sein Wegwerfen in die Rolle, hat Millionen begeistert. Aber George spielte auch in „Jud Süß“, in „Kolberg“ und hier. Wenn sein Sohn Götz George heute meint, dass das alles so lange her sei und endlich mal Ruhe herrschen müsse und die Schauspielkunst des Vaters gewürdigt werden solle - mag sein, nur existieren diese Filme nach wie vor. Wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. Auch wenn George kein Nazi war, kein Parteimitglied, gefährdete Kollegen am Schiller-Theater in Berlin beschäftigte und nie einer der Ihren war - diese Rollen werfen einen Schatten auf einen großen Schauspieler, den seine Spiellust zu solchen „Ausflügen“ verführte. Wenn es ihm jedoch egal war, was er spielte, solange er nur spielte, dann ist diese Naivität eines Mitläufers mindestens genauso mitschuld an dem deutschen Desaster. Er diente mit seinem Talent dem System - ob nolens oder volens ist letztlich gleichgültig. Dieses Propaganda-Machwerk ist schändlich.

Credits

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Schnitt

Darsteller

Herstellungsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • Berlin-Müggelsee, Seddinsee bei Berlin, Anhalter Bahnhof
Prüfung/Zensur:

Prüfung: 07.09.1933

Aufführung:

Uraufführung: 12.09.1933

Titel

  • Originaltitel (DE) Hitlerjunge Quex. Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend

Fassungen

Original

Prüfung/Zensur:

Prüfung: 07.09.1933

Aufführung:

Uraufführung: 12.09.1933

Digitalisierte Fassung

Länge:
93 min
Format:
DCP 2k, 1:1,19
Bild/Ton:
5.1 Mono